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Das Geheimnis zweier Ozeane

Das Geheimnis zweier Ozeane

Titel: Das Geheimnis zweier Ozeane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grigori Adamow
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Steuerrad.
    Der rechte obere Streifen des Bildschirms wurde immer dunkler, und die Schatten auf ihm konnte man kaum mehr unterscheiden. Schließlich verdichtete sich die Dunkelheit so, daß man nichts mehr sah. Das U-Boot schlingerte jetzt nur noch ganz wenig und setzte seine Fahrt bald ruhig fort.
    Der Leutnant nahm die Hand nicht mehr vom Steuerrad und lenkte den Aufklärer vorsichtig bald in diese, bald in jene Richtung. Alle schauten voller Spannung auf den Bildschirm; aber es war nichts zu sehen. Die Infrarot-Aufklärer waren über dem stark aufgewühlten Meeresboden völlig nutzlos.
    „Backbord-Aufklärer zur Oberfläche! Ultraschall-Bildwerfer einschalten!“ befahl der Kapitän.
    „Sechs Zehntel der vollen Geschwindigkeit voraus!“
    Mit verdoppelter Geschwindigkeit setzte die ,Pionier‘ ihre Fahrt fort. Fünfzehn Minuten später drangen die Ultraschall-Strahlenbündel der Bildwerfer in das Gebiet des früheren U-Boot-Standortes. Der untere Bildschirmstreifen hatte wieder seine gewöhnliche bläuliche Farbe – nur etwas dunkler als sonst. Auf Befehl des Kapitäns wurde die Fahrtgeschwindigkeit wieder auf drei Zehntel vermindert, und die Bildwerfer begannen den Meeresboden abzutasten. Auf dem Bildschirm zeigte sich eine ganz neue Landschaft. Dort, wo sich früher ein farbenprächtiger Teppich aus Seelilien, Gorgonien, leuchtenden Seefedern und Korallen ausbreitete, wo früher ein buntes Gewimmel von blutroten und fahlgelben Krabben und Krebsen, violetten Holothurien, blauen und roten Seesternen, zerbrechlichen Ophiuren, Einsiedlerkrebsen und Seeanemonen herrschte und das Halbdunkel der Tiefe von stummem, eigenartigem Leben erfüllt war – dort bedeckte jetzt den Meeresboden eine tote Schlammdecke, unterbrochen von einzelnen Schlammhöckern und halbverschütteten und abgebrochenen Trauben erloschener Seefedern.
    Die dichten Brauen zusammengezogen und die Hand im Bart verkrampft, schaute der Zoologe schweigend auf diese traurige und leblose Wüste.
    „Wenn hier ein Vulkanausbruch gewesen ist“, sagte er schließlich, „wo ist denn dann die Lava? Wo die Schlacken und die Asche? Warum zeigen die Außenthermometer kein Ansteigen der Wassertemperatur an? Und dann, wo ist der Krater?“
    „Da ist ein Krater! Und dort sind noch einige!“ rief der Oberleutnant und zeigte auf dunkle Flecke auf dem Bildschirm.
    „Schauen Sie nur, davon gibt es hier eine ganze Menge!“ rief Leutnant Krawzow.
    Und tatsächlich, je mehr sich das U-Boot seinem früheren Standort näherte, desto mehr Flecke zeigten sich auf dem Bildschirm. Ihre Umrisse wurden langsam deutlicher, aber das trübe Wasser behinderte die Arbeit der Ultraschall-Bildwerfer. Man konnte jedoch schon sehen, daß die Ränder dieser Flecke ein gleichmäßiges Rund bildeten und daß sie, wie bei einem tiefen Trichter oder bei einem Brunnen, zur Mitte immer dunkler wurden.
    Bald war die ganze Vorderseite des Bildschirmes mit Flecken bedeckt, die entweder dicht nebeneinander lagen und zu riesigen Kreisen mit unregelmäßigen zackigen Rändern zusammenflossen oder über die bläuliche Fläche des Bildschirmes verstreut waren.
    „Genau an dieser Stelle befand sich unsere ,Pionier‘“, sagte der Zoologe leise und wandte sich plötzlich, als habe er sich an etwas erinnert, an den Kapitän: „Und Gorelow hatte so hartnäckig verlangt, daß das U-Boot nicht auslaufen sollte … Welch Glück, daß Sie nicht auf ihn gehört haben!“
    Niemand antwortete dem Zoologen.
    Der Kapitän stand vornübergebeugt mit geballten Fäusten am Tisch und starrte auf den Bildschirm. Seine Nasenflügel bebten, das Gesicht war vor verhaltener Erregung bleich. Plötzlich schlug er mit der Faust auf den Tisch und drehte sich zu dem hinter ihm stehenden Zoologen und zu den Offizieren um.
    „Ein Vulkan sagen Sie? Ein Seebeben?“ rief er mit harter Stimme. „Hier wurden Bomben abgeworfen! Begreifen Sie das? Man hat unsere ,Pionier‘, unser U-Boot, mit Bomben belegt!“
    Dann warf er Leutnant Krawzow ein scharfes Kommando zu:
    „Beide Aufklärer zur Luftaufklärung aussenden!“
    Während der Leutnant sich beeilte, am Steuerpult die Befehle auszuführen, drückte der Kapitän auf einen Knopf des Fernsprechers.
    Auf dem Bildschirm des Fernsehgerätes zeigte sich der Gefechtsstand der Bugkanone. Der Chefakustiker Tschishow saß in seinem Drehsessel. Er schaute aufmerksam auf den Bildschirm seines Fernsehempfängers, auf dem sich die Gestalt des Kapitäns zeigte.
    „Klar zum Gefecht!“

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