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Das Geheimnis zweier Ozeane

Das Geheimnis zweier Ozeane

Titel: Das Geheimnis zweier Ozeane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grigori Adamow
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ihn“, sagte der Kapitän und beugte sich über die Karte; er zog auf ihr einige Linien, schaute auf die Meßgeräte und machte eine kurze Berechnung. „Was soll das bedeuten?“ rief er plötzlich und richtete sich auf. „Die Detonationen kommen aus der Richtung unseres alten Standortes, wo wir unsere Tiefseestation aufgebaut hatten!“
    In diesem Augenblick betraten der Zoologe und Oberleutnant Bogrow in größter Eile den Steuerraum.
    Sie hatten die letzten Worte des Kapitäns gehört und waren sofort im Bilde.
    „Es besteht gar kein Zweifel, Genosse Kommandeur, die Explosionen kommen aus dem Bereich unseres Standortes“, bestätigte der Oberleutnant. „Das sieht nach dem Ausbruch eines Vulkans auf dem Meeresgrund aus. Die ungeheuren Massen aufgewirbelten Schlammes …“
    „Ja … ja“, pflichtete ihm Leutnant Krawzow bei. „Das habe ich auch gleich gedacht.“
    Der Kapitän schüttelte zweifelnd den Kopf und runzelte nachdenklich die Stirn. Lordkipanidse blickte schweigend auf den Bildschirm.
    Die ersten Schwärme der Meeresbewohner näherten sich in will der Flucht dem U-Boot; in einer Entfernung von zwanzig Kilometern vor ihm kamen sie in den Bereich des Ultraschall-Bildwerfers, der ihre Umrisse auf den unteren Streifen des Bildschirmes projizierte.
    Allen voran, nahe der Oberfläche, flohen spitzmäulige Delphine. Jetzt war ihnen nicht zum Spielen zumute. Ab und zu sprangen sie aus dem Wasser, um den Luftvorrat in den Lungen zu erneuern, und weiter ging die wilde Jagd.
    Ihnen folgten prächtige Schnellschwimmer wie Goldmakrelen, Boniten, Schwertfische, Barracuden, Haie und einige große Tintenfische. Eine ganze Herde Pottwale, etwa dreißig Tiere, stießen wie Rammböcke durch die Fluten und wirbelten alles Kleingetier durcheinander, das in den Bereich ihrer mächtigen Schwanzflossen geriet. Hinter diesen Raubrittern und Herren der Tiefe kamen, einzeln oder in Schwärmen, die übrigen Meeresbewohner, und jede neue Detonation schien ihre Flucht zu beschleunigen. Ihre letzten Reihen verschwanden im brodelnden Dunst der sie überholenden Wolke.
    Die Aufklärer waren weit in die Tiefe der Wolke vorgedrungen und sandten von dort auf den Bildschirm die undeutlichen Umrisse zahlloser verendeter Fische, die mit dem Bauch nach oben schwammen und von unsichtbaren Strudeln und Strömungen umhergewirbelt wurden.
    Der Kapitän hob den Kopf; offenbar hatte er einen Entschluß gefaßt.
    „Wir müssen unbedingt erfahren, was dort vor sich geht“, wandte er sich an die Anwesenden. „Die Explosionen erfolgen an ein und derselben Stelle. Folglich müssen wir uns ihnen noch auf etwa zehn Kilometer nähern – auf eine Entfernung also, die es uns ohne Risiko für das Schiff gestattet, unsere Aufklärer besser einzusetzen. – Juri Pawlowitsch, drei Zehntel der vollen Geschwindigkeit voraus“, befahl er Leutnant Krawzow.
    Das U-Boot setzte schlingernd zur Fahrt an und befand sich bald inmitten der fliehenden Meeresbewohner. Ein paar Minuten später waren der Rundbildschirm und seine Kuppel fast verfinstert. In Massen trieben die Kadaver von Fischen, Seeigeln, Seesternen, Holothurien, Ophiuren, Seelilien, Krabben, Krebsen und Medusen vorüber.
    Unter ihnen sah man in großer Zahl verstümmelte und zerfetzte Tiefseegorgonien und Seefedern, vermengt mit Tangbüscheln, die durch die Gewalt des aufgepeitschten Wassers fortgetragen wurden.
    Die ,Pionier‘ setzte langsam ihre Fahrt durch dieses Chaos fort. Mit jedem Kilometer verdichtete sich die Dunkelheit. Immer undurchdringlicher wurde sie für die Infrarot-Empfänger der beiden Aufklärer. Als die Aufklärer nur noch zwei Kilometer von dem früheren Standort der ,Pionier‘ entfernt waren, hörten die Detonationen plötzlich auf. In dem U-Boot verharrten alle schweigend auf ihrem Posten und warteten angespannt, aber ringsum war jetzt Totenstille; die Gesichter der Schiffsbesatzung erhellten sich, die Gefahr schien vorüber zu sein.
    Leutnant Krawzow unterbrach als erster das Schweigen.
    „Ich habe einhundertundzweiundvierzig Detonationen gezählt“, sagte er zum Kapitän. „Die erste erfolgte genau um achtzehn Uhr.“
    „Gut“, antwortete der Kapitän, „vergessen Sie nicht, das ins Logbuch einzutragen.“
    Unterdessen näherten sich die Aufklärer immer mehr dem alten Standort der ,Pionier‘.
    „Dirigieren Sie den Steuerbord-Aufklärer näher zum Meeresgrund“, befahl der Kapitän. „Er soll uns den Boden zeigen.“
    Leutnant Krawzow drehte das rechte

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