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Das Geheimnis zweier Ozeane

Das Geheimnis zweier Ozeane

Titel: Das Geheimnis zweier Ozeane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grigori Adamow
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abwechselnd von West nach Nord.“
    Die Finger des Oberleutnants glitten schnell über Knöpfe und Tasten des Steuerpultes.
    Im Raum herrschte angespannte Stille.
    Nach einigen Minuten zeigten sich auf einem Teil des vorderen Bildschirmhalbrundes die verschwommenen Umrisse eines Netzes mit großen dunklen Punkten in den Maschenknoten. Bald erstreckte sich das Netz über die ganze Bildschirmfläche. Mit jeder Sekunde traten seine Konturen schärfer hervor. Die dunklen Punkte verwandelten sich in stumpfe, kugelige Gebilde; hinter ihnen zeigten sich die matt leuchtenden Scheiben rasend rotierender Schrauben. Im vorderen Teil des Bildschirmes konnte man jetzt das Torpedonetz klar und deutlich sehen. Dieser Stelle des Netzes schien der Aufklärer ganz nahe zu sein, entfernte er sich aber, wurde das Netzbild an beiden Flügeln seiner halbkreisförmigen Bahn wieder dunkler und verschwommener.
    „Das ist verständlich“, sagte der Kapitän. „Und auch interessant. Das Netz bewegt sich wie eine Wand vorwärts und umfaßt einen großen Raum. Seine Geschwindigkeit beträgt etwa fünfzig bis sechzig Kilometer in der Stunde.“ Der Kapitän lachte plötzlich. „Fast sieht es so aus, als wollten sie unseretwegen den ganzen Ozean durchkämmen … Allerhand …!“ Er wandte sich an den Oberleutnant und befahl: „Entfernung zwischen Aufklärer und Netz: hundert Meter, Entfernung beibehalten!“
    Die Umrisse des Netzes änderten sich jetzt nicht. Der Aufklärer projizierte das Bild aus immer gleichbleibender Entfernung, und deshalb schien es, als seien Netz und U-Boot unbeweglich.
    „Wie weit ist es bis zum Netz?“ fragte der Kapitän nach kurzem Schweigen.
    „Vierzig Kilometer.“
    „Dem Netz mit sechzig Stundenkilometern entgegenfahren“, befahl der Kapitän und fügte leise, wie im Selbstgespräch, hinzu: „Es bewegt sich mit der gleichen Geschwindigkeit auf das Schiff zu, in einigen Minuten wird sich die Lage auf dem Bildschirm ändern …“
    Der Oberleutnant richtete sich auf. Erst dachte er: Wozu entgegenfahren? Man könnte doch dem Netz ausweichen. Aber dann verscheuchte er diesen Gedanken, als das Netz auf dem Bughalbrund des Bildschirms plötzlich einen Satz zum U-Boot zu machen schien.
    Die Ultraschall-Bildwerfer traten in Tätigkeit.
    „Aufklärer an Bord zurücknehmen! Bugkanone gefechtsbereit!“
    Aha! Das also! dachte der Oberleutnant. Wir sprengen die Torpedos … Kurz und schmerzlos …
    Mit unwahrscheinlicher Schnelligkeit raste das Netz auf das Schiff zu. Seltsam schien es nur, daß die Netzumrisse rechts und links von der Bildschirmmitte immer deutlicher wurden. Wenn das Netz wie eine senkrechte gerade Wand auf das U-Boot zukam, dann müßten ihre Seitenteile, die vom U-Boot am weitesten entfernt waren, nicht so klar auf dem Bildschirm zu sehen sein wie ihre Mitte direkt vor dem Bug. Auf dem Bildschirm aber rasten die Seitenteile des Netzes anscheinend mit doppelter Geschwindigkeit auf den Beschauer zu und waren fast genauso klar zu erkennen wie seine Mitte. Es sah fast so aus, als umspanne das Netz das U-Boot back- und steuerbords, als krümme es sich … Was hatte das zu bedeuten? Der Kapitän schien ratlos zu sein.
    Die laute Stimme des Oberleutnants unterbrach die lastende Stille.
    „Das Netz wird auf beiden Flügeln des Heckbildschirms sichtbar!“
    „Tod und Teufel!“ rief der Kapitän in höchster Erregung. Er starrte auf den Bildschirm. „Magnettorpedos! Sie kreisen uns ein!“
    Er blickte zur Bildschirmkuppel. Die oberen Ränder des Netzes bogen sich dort nach unten, undeutlich und dünn noch wie ein Spinnennetz.
    „Bugkanone abstellen! U-Boot auf der Stelle wenden! Einhundertundachtzig Grad!“
    Das U-Boot machte eine scharfe Drehung. Jetzt stand es mit dem Bug nach Süden, mit dem Heck nach Norden zum Netz.
    „Sechs Zehntel der vollen Geschwindigkeit.“
    „Zu Befehl!“
    Vorn auf dem Bughalbrund des Bildschirmes war für einen Augenblick nur eine dunkle, leere Fläche zu sehen, die von den Seitenteilen des Netzes allmählich überdeckt wurde.
    Beide Flügel des Bildschirmes waren schon fast ganz von einem maschigen Gewebe überzogen, auf dem die dunklen Punkte der Torpedos wie aufgenähte Knöpfe aussahen. Immer schmaler wurde der Spalt vorn zwischen den seitlichen Rändern des Netzes. Der tödliche Kreis um das U-Boot schien sich bald zu schließen …
    Hindurchschlüpfen! Wird es noch gelingen? dachte der Oberleutnant mit klopfendem Herzen. Aber seine Finger lagen ruhig auf den

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