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Das Geheimnis zweier Ozeane

Das Geheimnis zweier Ozeane

Titel: Das Geheimnis zweier Ozeane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grigori Adamow
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ins Feuer legen …
    Was war es also? Woher kam nun diese Unzufriedenheit?
    Eine Lüge! Das war es!
    Niemals zuvor hatte er so etwas getan. Die Lüge war seinem ganzen Wesen fremd. Sie war ihm zuwider. Und wen hatte er belogen? Seinen eigenen Kapitän, der die ganze Last der Verantwortung für das kostbare Schiff und für die Sicherheit der ihm anvertrauten Männer trägt. Sollte er ihm alles erzählen? Offenherzig gestehen? Unsinn! Wem würde das schon nützen?
    Die Stunden vergingen. Nichts konnte den Zoologen von seinen düsteren Gedanken ablenken. Plötzlich fuhr er zusammen, wie von einem bösen Traum erwachend, und begriff, daß ihn das U-Boot anrief.
    „Arsen Dawidowitsch!“ hörte er die Stimme Leutnant Krawzows. „Warum melden Sie sich nicht! Alle sind schon in der Messe. Sogar Iwan Stepanowitsch ist da … Nur Sie fehlen! Beeilen Sie sich!“
    Beim Mittagessen schwieg der Zoologe und starrte auf seinen Teller. Der Kapitän sprach wenig mit ihm. Nur ab und zu schaute er ihn voller Sorge mit seinen klaren blauen Augen an.
    Nachmittags war es noch schlimmer … Man konnte denken, Zoi habe beschlossen, dem Zoologen den Rest zu geben! Beharrlich fragte er ihn über seine Gesundheit, seinen Appetit aus; dann ereiferte er sich des langen und breiten über seine Untersuchungen der Mollusken. Zois Hypothese der natürlichen Goldträchtigkeit des Weichtieres wurde immer mehr durch die exakte und mühselige Kleinarbeit im Laboratorium bestätigt. Es unterlag keinem Zweifel mehr – diese Molluske entzog dem Meerwasser das in ihm aufgelöste Gold und konzentrierte es in unwahrscheinlichen Mengen in seinem Blut. Zoi glaubte sogar, ein Organ gefunden zu haben, mit dessen Hilfe das Gold in den Geweben des Weichtieres angereichert wurde. Dieses Organ bestand vermutlich aus einer Anhäufung von Drüsen an den Rändern des Mantels, die irgendein Sekret von unbekannter Zusammensetzung ausschieden.
    Zoi behauptete, diese Entdeckung könnte, falls sie sich wissenschaftlich beweisen ließe, eine große praktische Bedeutung erlangen. Man würde dann vielleicht Marats Projekt verwirklichen können. Marat hatte vorgeschlagen, die Mollusken in den sowjetischen Meeren zu akklimatisieren und zu züchten, ähnlich wie es die Japaner mit der Perlmuschel machen.
    Das würden tatsächlich Goldfabriken sein. Zoi wollte darüber die Meinung des Professors hören.
    Der Zoologe zwang sich Zoi aufmerksam zuzuhören, sich zu freuen und Hinweise zur Fortführung der Untersuchungen zu geben. Er war froh, als Gorelow erschien und vorschlug, zu zweit eine Tiefsee-Exkursion zu unternehmen. Er, Gorelow, habe bis Mittag in den Düsenräumen zu tun gehabt, jetzt sei er aber frei und wolle dem Zoologen eine Stelle mit interessanten Seelilien zeigen. Ihm stünden nur drei Stunden zur Verfügung, und der Gelehrte müsse sich beeilen, falls er mitkommen wolle.
    Man sah, daß Gorelow tatsächlich Eile hatte. Er schaute des öfteren auf die Uhr, bemerkte beiläufig, bis zu den Seelilien sei es ziemlich weit und man brauche viel Zeit, um sie zu erreichen.
    Der Zoologe war sofort einverstanden und bat den Ingenieur, die Passierscheine zu besorgen.
    „Vielleicht können Sie das dieses Mal selbst erledigen, Arsen Dawidowitsch“, antwortete dieser etwas verlegen und strich sich mit der Handfläche über den kahlen Schädel. „Ich habe bei mir in der Kajüte noch einiges zu tun und erwarte Sie dann in der Druckkammer. Machen Sie das? Aber es muß schnell gehen!“
    Er schaute wieder auf seine Uhr.
    „Die Zeit ist knapp, ich werde mich ebenfalls beeilen!“ fügte er noch hinzu und stürzte aus dem Laboratorium.
    Den Gang durchschritt er ohne Hast; aber in seiner Kajüte, hinter verschlossener Tür, begann er eine fieberhafte Tätigkeit. Er öffnete einige Fächer seines Schreibtisches, nahm Geld, Papiere und Briefe heraus und stopfte alles in die Taschen.
    Dann schloß er den Schreibtisch, richtete sich auf und sah sich, wie zum letztenmal, in der Kajüte um. Sein Blick streifte das Bildnis der jungen Frau, das an der Wand hing. In seinem Gesicht zuckte es; dann drehte er sich um und nahm das Bild vom Schreibtisch und verwahrte es sorgfältig in der Brusttasche. Ohne sich noch einmal umzuschauen, ging er aus der Kajüte, verschloß die Tür und begab sich zur Druckkammer.
    Der Zoologe war noch nicht da. Gorelow warf einen Blick auf die Uhr und zuckte nervös mit den Achseln.
    „Was für Sauerstoff ist im Taucheranzug?“ fragte er Matwejew

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