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Das geheimnisvolle Gesicht

Das geheimnisvolle Gesicht

Titel: Das geheimnisvolle Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Tischreihen der beiden Gasträume. Fragte leise an verschiedenen Tischen. Er kam auch zu Perry Clifton: „Verzeihung, da ist ein Telefon für einen gewissen Herrn Obermann. Sind Sie zufällig dieser Herr Obermann?“ Perry Clifton verneinte bedauernd: „Tut mir leid... Aber vielleicht kann ich bei dieser Gelegenheit gleich zahlen.“
    10 Uhr 32.
    „Ich gehe jetzt in das Café, setze mich an seinen Tisch und schmeiß ihm ein Streichholz in den Tee!“ phantasierte McButton.
    „Vielleicht trinkt er Kaffee
    In diesem Augenblick verließ Perry Clifton das Café und setzte seinen Weg in der bereits vorher eingeschlagenen Richtung fort.
    Nicht zu schnell und nicht zu langsam. Unauffällig, genau dosiert, so, wie es ihm der Kommissar geraten hatte.
    Im Abstand von etwa 50 Metern folgte Jack McButton. Er hielt den Kopf leicht eingezogen. Grund: Er hatte das Gefühl, als rutsche ihm die Perücke hin und her. Er schimpfte stumm in sich hinein, und zwar auf alles!
    Auf Perry Clifton, hinter dem er hergehen mußte, auf die Fußgänger, die ihm die Sicht versperrten und die ihn zwangen, näher zu Clifton aufzuschließen, er schimpfte auf
    die Autos,
    das Wetter,
    seinen Job,
    auf Forster, den Kunstschlosser, auf seinen rechten Schuh, der zu drücken begann; am meisten jedoch schimpfte er auf Roger Püttely, der jetzt sicher auf seinem quietschenden Hotelbett lag und Comics las. (McButton las für sein Leben gern Comics.) Wahrscheinlich trank er dazu irgendwas Gutes, während er... Na ja, eines Tages würde sich das ändern!
    Was ihn am meisten an Püttely störte, war (wenn er es sich auch nicht eingestand), daß dieser so groß und er nur knappe einsvierundsechzig klein war...
    Verdammt, da träumte er herum, wo war Perry Clifton geblieben?
    Er hüpfte hoch, um über die vor ihm Gehenden hinwegsehen zu können. Aber da war plötzlich was Langes, Dünnes neben ihm. Es hielt ihn am Arm gepackt und schüttelte ihn. Als er hochsah, entdeckte er einen Gift und Galle speienden Vogelkopf, der ihn von oben herab musterte wie der Kater die hinkende Maus.
    McButton verstand kein Wort, denn die auf ihn einschreiende, spindeldürre Lady in einem viel zu langen und weiten Lodenmantel tat es im Dialekt. Jack McButton sah sich nach Hilfe um. Schon hatten sich sechs, acht Personen um die beiden geschart und musterten McButton (wie es ihm vorkam) ausgesprochen feindselig. Und da machte der kleine Engländer, Sohn eines ehrlichen Schneidermeisters aus Soho und einer fröhlichen Stiefmutter aus Wales, einen entscheidenden Fehler: Er geriet in Panik. So versuchte er den ihn umkrallenden Spinnenfingem zu entkommen, was ihm auch gelang. Doch weit kam er nicht.
    „Dieb!! Haltet den Dieb!“ schrie die Frau, und dreihundert Menschen (so McButton später) stürzten sich auf ihn und hielten ihn fest. Und wie auf Bestellung stoppte mit kreischenden Bremsen ein Polizeistreifenwagen neben dem Volksauflauf. Der „spindeldürre Schreihals“ gab den beiden Beamten in einem minutenlangen Vortrag eine genaue Schilderung des ungeheuren Vorgangs, und ehe sich Jack McButton versah, saß er neben der Frau im Fond des Polizeifahrzeugs.
    10 Uhr 52.
    Zorn, Angst, Arger, Verständnislosigkeit, Sorge und kochende Wut auf alles, was zwei Beine hatte, erfüllten McBut-ton vom großen Zeh bis zu den störrischen roten Borsten seines Haarschopfes, der sich so energisch gegen die dunkelblonde „Fremdherrschaft“ sträubte.
    Das Baseler Polizeirevier unterschied sich nicht allzusehr von denen in London. Sogar der Duft war der gleiche. Es war der typische Geruch nach kaltem Rauch, Uniformen, Schreibmaschinen, Leder, Formularen und sonstigem bedruckten Papier, das in Form von Steckbriefen überall herumhing.
    Er knallte seinen Paß auf das Holz und murmelte was von „englischem Konsul“.
    Der Beamte nahm den Paß und blätterte ihn sorgsam von der ersten bis zur letzten Seite durch. „Sie sind also Engländer!“ stellte er endlich fest. „In welchem Hotel wohnen Sie?“
    „Im Hotel Loderer!... Was soll ich denn getan haben?“
    „Moment!“ sagte der Polizist, gleichbleibend freundlich, nahm den Paß und verschwand für eine halbe Minute im Nebenzimmer. Als er zurückkam, erklärte er: „Die Dame behauptet, Sie hätten ihr die Geldbörse gestohlen! Sie gibt es gerade nebenan zu Protokoll!“
    Jack McButton schluckte und dachte daran, daß seine „Geldbörsenzeit“ schon mindestens vier Jahre zurücklag. Und ohne einen weiteren Ton zu verlieren, begann er den

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