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Das geheimnisvolle Gesicht

Das geheimnisvolle Gesicht

Titel: Das geheimnisvolle Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Inhalt seiner sämtlichen Taschen vor dem Beamten aufzubauen.
    Doch da öffnete sich schwungvoll die Tür zu besagtem Nebenzimmer. Heraus trat mit bekümmerter Miene und hängenden Schultern McButtons Widersacherin.
    Als sie McButton entdeckte, ließ sie ihre Tasche fallen, klatschte in die Hände und ging mit ausgestreckten Armen auf ihn zu. Sie packte seine Hände und begann sie zu schütteln. So sehr, daß der kleine, völlig verdutzte Engländer glaubte, sie wolle ihm die Arme auskugeln. „Pardon... Verzeihung...!“ rief sie ein übers andere Mal und überschüttete ihn mit einem dialektdurchdrungenen Wortschwall. McButton sah hilfesuchend auf den Polizisten.
    „Sie bittet um Verzeihung!“ sagte dieser, und es sah aus, als erwarte er bei McButton Tränen der Rührung. „Ihr ist inzwischen eingefallen, daß sie ihr Portemonnaie zu Hause vergessen hat!“
    Die Theres, denn um keine andere handelte es sich, schüttelte noch immer, und der Polizist meinte widerwillig zu McButton, dessen Perücke langsam, aber unübersehbar ins Rutschen geriet: „Sie können Anzeige gegen die Dame erstatten, wegen falscher Beschuldigung — wenn Sie wollen.“
    McButton riß sich los, rückte seinen Schopf zurecht und begann sein Eigentum in Hosen- und Jackentaschen zurückzustopfen.
    Mit einem unfeinen englischen Fluch verließ er das Polizeirevier!
    Eines war für ihn sicher: Urlaub würde er nie in der Schweiz machen.
     
     
     

Besucher
     
    Es war kurz nach 11 Uhr, als der hellbeige VW in den dunklen Hof des Loderer einbog und sich dort neben einen zweiten VW setzte. Dieser war dunkelblau und hatte die Nummer ZH 21394.
    Ein Mann in einem kamelhaarfarbenen Dufflecoat und dunkler Baskenmütze verließ den VW. In der Hand einen Feuerlöscher, strebte er dem Hintereingang des kleinen Hotels zu. Durch einen kleinen, schmalen, muffig riechenden Gang ging es direkt in die winzige Hotelhalle, die diese Bezeichnung eigentlich gar nicht verdiente. Eine altmodische Einmannrezeption, ein verblichener Teppich, zwei zerschlissene Ledersessel um einen ovalen Tisch mit schwarzer Glasplatte und Aschenbecher, zwei Spiegel, drei, vier Topfpflanzen, an der Wand ein Stadtplan von Basel sowie zwei Fahrpläne der „Schweizerischen Bundesbahn“: „Basel ab in Richtung“ und „Basel an aus Richtung“ bildeten auf nicht mehr als 25 Quadratmetern Fläche die „Halle“. Sie war leer— bis auf Ernst Tschudi, der, die Brille auf der Stirn, hinter seinem Pult saß und irgendwelche Belege sortierte.
    Er sah auf den Besucher, machte eine heftige Bewegung mit dem Kopf, so daß die Brille auf die Nase rutschte, starrte zuerst den Feuerlöscher, dann den Träger desselben an. Erkennen war in seinen Augen.
    „Herr Komm...“ Weiter kam er nicht, denn Gaitner hatte den Finger über die Lippen gelegt und schüttelte stumm den Kopf. Er deutete auf die Tür neben der Rezeption, auf der in matten Goldbuchstaben „PRI AT“ stand. Das v schien ein Gast als Souvenir mitgenommen zu haben. Ernst Tschudi nickte, und beide Männer verschwanden in jenem Gemach, das dem Geschäftsführer, Portier, Rezeptionschef und Telefonisten als Aufenthaltsraum diente.
    Sie schüttelten sich die Hände.
    „Sind Sie unter die Vertreter von Feuerlöschern gegangen?“ fragte Tschudi, um sich im gleichen Augenblick vor
    die Stirn zu klopfen. „Dumme Frage! Dann täten Sie ja nicht so geheimnisvoll!“
    „Wie geht es Ihnen, Herr Tschudi? Sie sehen nicht besonders gut aus!“ Tschudi zuckte mit den Schultern. „Sie kennen mich doch schon so lange, Herr Kommissar. Sah ich je wirklich gut aus?“
    „Na ja, ein kraftstrotzender Adonis waren Sie noch nie... Aber heute kommen Sie mir besonders blaß vor. Immer noch das alte Magenleiden?“
    „Nicht nur das. Seit drei Wochen liegt der Karl im Krankenhaus. Nun muß ich seinen Dienst mitmachen... Das ist schon ganz schön anstrengend. Weil wir gerade vom Dienst reden: Hat man Sie wieder geholt?“
    „Nein, nein“, Gaitner winkte lächelnd ab. „Meine Pensionierung wurde nicht rückgängig gemacht. Ich helfe heute sozusagen nur einem noch im Dienst befindlichen Kollegen. Er ist Privatdetektiv in England!“ Er hatte unwillkürlich die Stimme gesenkt, und Tschudi tat es ihm gleich, als er voller Eifer rief: „Hab ich es mir doch gedacht, daß bei denen was nicht stimmt!“
    „Bei Ihnen wohnt ein gewisser Jack McButton.“
    „Ja, das ist der mit der Perücke. Als er gestern hier ankam, hatte er rote Haare. Jetzt trägt er eine

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