Das geheimnisvolle Gesicht
Auseinandersetzung mit ihm.“
„Worüber denn?“
„Ich machte ihm Vorwürfe, daß er Claire nicht von ihrem Vorhaben abgehalten hatte, mit dem Wagen dorthin zu fahren. Sie müssen doch zugeben, daß das keine Straße für einen Sportwagen ist.“
„Es ist überhaupt keine Straße. Ich möchte es als Teststrecke für Autofedern bezeichnen.“
Burton erhob sich und ging zu der verborgenen Hausbar hinter dem Bild.
„Dasselbe wie gestern?“
„Ja, bitte. Übrigens, der Leutturmwärter heißt John Aston und hat 43 Jahre lang Dienst auf Leuchttürmen getan; jetzt kümmert er sich um sechshundert Kakteen.“
Burton wandte sich um. Als habe er sich verhört, fragte er: „Um wieviel?“
„Um sechshundert Kakteen. Er scheint ein bißchen ein Sonderling zu sein.“
„Das war leider auch die Meinung der Versicherung. Deshalb entnahm sie seinen Aussagen nur das, was gegen einen Unglücksfall sprach.“ Er balancierte die beiden Gläser heran und stellte sie auf den Tisch. Alles war wie am Vortag, nur daß Perry Clifton in der Zwischenzeit eine Menge erfahren und Burton die Gewißheit hatte, daß sich der Detektiv seiner Sache annehmen würde... Wahrscheinlich dachten beide Männer zum gleichen Zeitpunkt an dasselbe...
„Gesetzt den Fall, Mister Burton, ich finde die Frau vom Zeitungsbild. Was dann?“ Burton schien diese Möglichkeit atemlos zu machen.
„Dann rufen Sie mich sofort an, ich nehme die nächste Maschine und...“ Er stockte, schluckte und vollendete leise: „... komme!“
„Um sich zu bestätigen, daß Sie einem Zufall und keinem Gespenst aufgesessen sind.“
„Wenn Sie es unbedingt so ausdrücken wollen.“
„Welchen anderen Grund sollten Sie sonst haben?“
„Eben! Und damit geben Sie mir ein Stichwort: Was hat Sie letztlich dazu bewogen, meinen Auftrag anzunehmen?“ Perry Clifton war auf diese Frage nicht sonderlich vorbereitet, obgleich er insgeheim gefürchtet hatte, Burton könnte sie stellen.
Wie sollte er sich verhalten?
Die Wahrheit sagen?
Ihn anlügen?
Nach einer Ausrede suchen, die der Wahrheit nahekam, ohne sie jedoch zu offenbaren?
Verflixte Situation...
Er trank einen kleinen Schluck und sah anschließend dem trägen Tanz der schwimmenden Eiswürfel zu. Vielleicht würde ihm der Grundstücksmakler, ohne es selbst zu merken, eine Brücke bauen...
„Wollen Sie es wirklich wissen, Mister Burton?“
„Ja! Es interessiert mich ernstlich, es war keine Floskel.“ Da beschloß Perry Clifton, die Wahrheit zu sagen: „Selbst auf die Gefahr hin, daß Sie etwas mißdeuten oder mißverstehen könnten, will ich Ihnen verraten, was mich an diesem Fall interessiert.“
„Ich bin gespannt!“ Er schien es wirklich zu sein.
„Es ist die Vielzahl der Möglichkeiten.“ Burton blickte ihn wie eine Erscheinung an.
„Ich verstehe kein Wort, Mister Clifton... Welche Möglichkeiten?“
Clifton lehnte sich zurück und musterte James Pieter Burton, der den Blick ebenso offen, wenn auch ein bißchen erstaunt, zurückgab.
„Lassen wir zunächst einmal das geheimnisvolle Gesicht von Basel aus dem Spiel...“
„Aber nur um dieses geht es doch!“ warf Burton erregt ein. „Um nichts anderes!“
„Sie fragten mich nach meinen Motiven!“ gab Clifton zurück. „Jetzt sollten Sie sich anhören, was ich zu sagen habe, auch wenn Sie meine Einleitung stört und auch die Feststellung, daß das Gesicht von Basel im Augenblick für mich von untergeordneter Bedeutung ist.“ Der Makler nickte. „Verzeihung, ich werde Sie nicht mehr unterbrechen!“
„Lassen wir also, ich wiederhole mich, das geheimnisvolle Gesicht von Basel erst einmal aus dem Spiel. Befassen wir uns mit der Person Ihrer Schwägerin, mit Claire Burton!
Möglichkeit Nr. 1: Claire ist wirklich aus Versehen abgestürzt. Offen bleibt dann die Frage, warum und zu welchem Zweck fuhr sie nach Duncan Hill? Ihre Erklärung dem Leuchtturmwärter John Aston gegenüber, sie wolle einen Blick auf den Kanal oder das Meer werfen, halte ich für konstruiert.
Mit anderen Worten, diese Möglichkeit hat nicht vieles für sich, außer einer Menge Ungereimtheiten.
Möglichkeit Nr. 2: Claire hat wirklich Selbstmord begangen. Dagegen sprechen wiederum die Tatsachen, daß sie vorher Geschenke für eine Hochzeit eingekauft hat und daß sie zu einem Selbstmord nicht unbedingt nach Duncan Hill fahren mußte — ein Ort, von dem sie vorher bestimmt noch nichts gehört hatte. Also auch keine Möglichkeit zum Jubeln.
Möglichkeit Nr. 3:
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