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Das geheimnisvolle Gesicht

Das geheimnisvolle Gesicht

Titel: Das geheimnisvolle Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Aston, darf ich Ihnen zum Abschluß noch ein kleines Geschäft vorschlagen?“
    Der ehemalige Leuchtturmwärter sah seinen Besucher aus zusammengekniffenen Augen an. Wie ein Kurzsichtiger, der versuchte, ohne die gewohnte Brille etwas zu erkennen. Sicher nur eine dumme Angewohnheit von ihm.
    „Was für ein Geschäft?“
    Clifton streckte ihm den Geldschein entgegen.
    „Zehn Pfund dafür, daß Sie mich an die Stelle führen, an der Mrs. Burton abgestürzt ist.“
    Fünf, zehn Sekunden lang fixierte John Aston den Geldschein. Nicht gierig, nicht einmal sonderlich interessiert. Eher nachdenklich... Schließlich zuckte er gleichmütig mit den Schultern, nahm Clifton den Schein aus der Hand und klemmte ihn unter einen leeren Blumentopf. „Warum nicht“, murmelte er dabei. „Wollen Sie gehen oder fahren?“
    „Ich möchte fahren, Mister Aston. Und zwar den gleichen Weg, den auch Claire Burton gefahren ist.“
    Als sich Perry Clifton endgültig von John Aston vor dessen Haus verabschiedete, war es 12 Uhr mittags.

    Als sich Perry Clifton mit seinem Wagen in den Verkehr der A 20 zwischen Folkestone und Dover einfädelte, zeigten die Zeiger seiner Autouhr 12 Uhr 6...
    Um 12 Uhr 6 war es auch, als sich John Aston auf den Weg zum HOTEL GREYHOUND machte, dorthin, wo es den nächsten Telefonanschluß gab...

Reiseziele

    Die Rückfahrt war schleppend, zähfließend und nervenaufreibend. Eine Menge ausländischer Fahrzeuge war in der Kolonne. Und es kam Perry Clifton vor, als würden die Lenker dieser Wagen besonders vorsichtig, ja, unsicher fahren.
    Das führte er darauf zurück, daß sich viele der ausländischen Fahrer wohl erst an den ungewohnten Linksverkehr gewöhnen mußten und wollten.
    Die Möglichkeiten zum Überholen blieben schon wegen des starken Gegenverkehrs sehr gering und waren mit ständiger Gefährdung verbunden. Immer wieder mußte er sich zurückhalten, um nicht zu einem leichtsinnigen Überholmanöver anzusetzen. Dabei kam ihm der Spruch sehr zustatten, den der vor ihm fahrende Wagen (mit einer schottischen Nummer! Man sagt den Schotten nach, sie hingen besonders am Leben.) an seiner Heckscheibe aufgeklebt hatte. Dort stand zu lesen: „Lieber langsam ans Ziel, als schnell in die Hölle!“
    Ein bißchen makaber, aber ärgerdämpfend, dachte Perry. Und dann fiel ihm Claire Burton ein, die Frau, die es immer so eilig gehabt haben und jetzt tot sein sollte.
    Als er Chatham durchquerte, war es bereits 14 Uhr vorbei, und er wußte, daß ihn nur ein Wunder bis 15 Uhr, wie mit Burton vereinbart, in die Harrington-Street bringen würde. Und da Perry zwar an Glück und Zufälle, jedoch nicht an Wunder glaubte, scherte er aus der endlosen Schlange aus und suchte nach einer Telefonzelle.
    Die, die er fand, wurde von einem jungen Pärchen blockiert. Beide hielten die Köpfe eng nebeneinander, damit sie gemeinsam hören konnten, was aus der Muschel kam. Und es schienen äußerst lustige Dinge aus der schwarzen Muschel zu kommen, denn immer wieder kicherte das Mädchen. Der junge Mann an ihrer Seite nahm dieses Kichern jedesmal zum Anlaß, ihr einen Schubs zu versetzen. Die Folge davon war, daß sich ihre Heiterkeit noch vergrößerte. Dann lauschten sie wieder gemeinsam.
    Da sie mit dem Rücken zur Tür postiert waren, beschloß er, sich optisch bemerkbar zu machen. Er kannte sich zuwenig in Chatham aus, um mit der Suche nach einer anderen Telefonzelle noch mehr Zeit zu verlieren.
    Er nickte ihnen zu, tippte sich zuerst auf den Bauch, dann auf das Glas seiner Armbanduhr und machte die Gebärde des Telefonierens.
    Das Mädchen, etwa 15 Jahre alt, reagierte sofort, indem sie den Jungen, der vielleicht ein paar Wochen älter war, in die Seite stieß und dann auf Clifton zeigte. Der jedoch sah ihn an, als sei er der Bestandteil eines Museums, auf dem der Staub von Jahrhunderten lag — und redete weiter ins Telefon. Doch nun schubste das Mädchen. Er fuhr sie an. (Die Mundstellung ließ auf das Wort „Kuh!“ schließen.) Da drückte sie kurz entschlossen die Gabel herunter und brach die Verbindung ab.
    „Entschuldigung, Sir!“ sagte sie dann. „Wir hatten Sie zuerst gar nicht gesehen!“ Ihr Partner war wesentlich aggressiver und respektloser: „Jetzt können Sie telefonieren, Opa! Aber vorher verraten Sie mir noch, was Ihre Zeichensprache zu bedeuten hatte?“
    „Aber gern, mein Söhnchen...“ Perry Clifton beschloß die im Geist schon erhobene Hand unten zu lassen. „Ich muß meinen Butler anrufen, damit er

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