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Das geheimnisvolle Gesicht

Das geheimnisvolle Gesicht

Titel: Das geheimnisvolle Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Claire wurde abgestürzt, sprich umgebracht. Diese Version würde einschließen, daß der Leuchtturmwärter gekauft war, um das Gegenteil, also den zufälligen, unglücklichen Absturz zu bezeugen. Gleichzeitig stellt sich dann die Frage, warum Ihre Schwägerin umgebracht werden sollte? Als Antwort eine neue Frage: Wer hätte etwas von ihrem Tod — wem nützt er?“
    James Burtons Augen hingen wie hypnotisiert an Cliftons Lippen. Er war geisterbleich und hatte seine Hände wie zum Gebet ineinander verschränkt.
    „Und damit kommen wir zu Möglichkeit Nr. 4“, fuhr Perry Clifton fort. „Danach könnte Claire in Ihrem Auftrag umgebracht worden sein. Ich sage extra ,in Ihrem Auftrag’, da Sie selbst ein einwandfreies Alibi haben. Sie waren zum Zeitpunkt des Geschehens in Edinburgh... oder in Glasgow?
    „In Edinburgh!“ Burtons Stimme klang belegt, seine Hand zitterte, als er nach dem Whiskyglas griff und den Inhalt in einem Zug hinuntergoß.
    „Nachdem Claire also samt ihrem teuren Gefährt über die Klippen gestürzt war, gehen Sie hin und kassieren die Versicherungssumme. Die Mitwisser werden ausgezahlt! Ein Schönheitsfehler bei dieser Möglichkeit ist, daß die Versicherung etwas gegen den Begriff ,Unglücksfall’ hat. Das bedeutet, daß Sie nur zweihunderttausend statt vierhunderttausend erhalten.
    Kommen wir zur vorläufig letzten Möglichkeit. Ich sage deshalb vorläufig, weil sich bei längerem Nachdenken sicher noch einige mehr anbieten würden. Also Möglichkeit Nr. 5: Sie ist allerdings nur eine Variante von Möglichkeit Nr. 4 und sieht so aus:
    Claire ist eingeweiht und steigt rechtzeitig aus dem abstürzenden Wagen aus. Der Leuchtturmwärter Aston ist ebenfalls eingeweiht, spielt den Zeugen, der die Polizei alarmiert und später behauptet, daß es sich um einen wirklichen Unglücksfall handelt. Er wird abgefunden.“ Clifton wiegte abschätzend den Kopf hin und her. „Ich glaube, tausend Pfund wären ein angemessener Preis für eine falsche Aussage. Sie und Claire teilen die restlichen 199 000. Claire verschwindet mit ihrem Anteil... Fünf Möglichkeiten, Mister Burton, und sicher gibt es noch, ich erwähnte es bereits, einige mehr. Ja, und aus diesem Grund bin ich nun ebenfalls neugierig auf das geheimnisvolle Gesicht von Basel.“
    Burtons Augen glänzten wie im Fieber. Mit dem ausgestreckten Zeigefinger zeigte er auf den Detektiv. „Sie möchte ich nicht zum Gegner haben... Ich komme mir schon wie verurteilt vor. Und die Schlagzeile sehe ich auch schon vor mir: Bekannter Londoner Immobilienmakler bringt Frau seines Bruders um!“
    Und dann sprang er auf, lief hin und her, mal hierhin, mal dorthin... In seinem Kopf mußte ein wildes Durcheinander herrschen. Er gestikulierte, als würde er vor einem Stück saurer Wiese stehen, die er einem Käufer als besten Weizenboden verkaufen wollte. Als er sich wieder seinem Besucher zuwandte, hatte er sich etwas beruhigt. Und er stimmte zu: »Sie haben recht mit Ihren Möglichkeiten... Doch keine ließe sich ohne Geständnis nachweisen... Wenn ich es mir recht überlege, sollte ich mich also nicht unnötig aufregen... Verdammt, Clifton, Sie können einem ganz schön zusetzen... Und nur, weil“...Er hielt inne, sah zur Tür. Auch Perry Clifton hatte das Schaben gehört. Burton war mit zwei Sätzen an der Tür, riß sie auf und sah hinaus.
    „Nichts!“ hörte ihn Clifton sagen. Und er schrak zusammen, als Burton die schwere Tür mit fürchterlichem Krach zuschlug.
    Das Zimmer bebte, Geschirr vibrierte hörbar.
    „Jetzt sehe ich nicht nur Gespenster, jetzt höre ich sogar schon welche!“ stöhnte Burton. „Irgendwann werde ich Ihren Rat befolgen und einen Arzt konsultieren.“ Und energisch, mit erhöhter Stimme verkündete er: „Aber erst suchen wir diese Frau!!“
    Clifton verschwieg, daß auch ihm jenes kratzende, schabende Geräusch an der Tür nicht entgangen war.
    „Zu Ihrer Beruhigung, Mister Burton. Ich habe nicht eine Sekunde daran geglaubt, daß Sie Ihre Schwägerin umgebracht haben. Auch nicht daran, daß Sie sie haben umbringen lassen.“
    „Das tröstet mich aber nun doch!“ versicherte Burton, und es klang, als sei er erleichtert über diese Feststellung.
    „Sicher wird sich die Sache mit der Frau in Basel als das erweisen, was ich von Anfang an vermutete: eine Ähnlichkeit, wie sie die Natur immer wieder einmal zustande bringt.“
    Perry Clifton versuchte, die beiden letzten Sätze mit größter Überzeugungskraft an den Mann zu

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