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Das geheimnisvolle Gesicht

Das geheimnisvolle Gesicht

Titel: Das geheimnisvolle Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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„Hauptdienstgebäude“ der Londoner Polizei befindet, also auch Scotland Yard, benötigte er knappe zwanzig Minuten. Auf dem Rücken eines spanischen Esels wäre er vielleicht noch drei Minuten schneller gewesen.
    17 Uhr 35 saß er seinem Freund Scott Skiffer, seines Zeichens Detektivinspektor bei Scotland Yard, gegenüber.
    „Peter hat mich schon vorgewarnt!“ bemerkte dieser gerade. „Er meinte, du hättest so was Aufdringliches in der Stimme gehabt. Wie er überhaupt glaubte, du kämst nur her, weil du was von mir oder ihm oder von uns beiden willst. Sozusagen aus eigennützigen Gründen.“
    „Ich habe den guten Borlowsky schon immer für einen klugen und scharfsinnigen Mann gehalten. Hätte ich ein eigenes Land, ich würde ihn sofort zum Polizeipräsidenten ernennen, obwohl er mehr nach Priem stinkt als eine Ziege nach Ziege!“
    „Du gibst also zu, Perry, daß du egoistische Wünsche hast!“ folgerte Scott Skiffer.
    „Ich gebe es zu!“
    Der Yardbeamte seufzte. „Mit anderen Worten, du bist wieder einem Gauner auf der Spur!“
    „Nein, du irrst!“
    „Das kommt eigentlich selten vor!“
    „Und eitel und eingebildet warst du auch schon immer!“ frotzelte Perry, doch Skiffer blieb ihm nichts schuldig. „Wenn du dich weiter so benimmst, lasse ich dich von zwei Beamten an die frische Luft setzen.“
    Perry Clifton produzierte ein fröhliches Grinsen. „Erstens brauchtest du dazu mindestens vier Beamte, und zweitens müßtest du mich sehr weit weg absetzen lassen, um frische Luft zu finden. Laut Statistik soll es in London nur an Sonn-und Feiertagen frische Luft geben. Und zwar auch da nur im Hyde-Park...Dort, wo ich heute war, da gab es frische Luft. Und zwar in jeder Größenordnung. Dazu noch gesalzen...“
    „Du warst verreist?“
    „Ich war in Duncan Hill, Scotty!“
    „Noch nie gehört!“
    „Ich vorher auch nicht!“
    „Also doch ein neuer Fall?!“
    Perry Clifton nickte bekümmert und sagte: „Ende des heiteren Teils! Ich habe wirklich einen Fall angenommen. Ich gehe sozusagen auf Gespensterjagd!“
    Skiffer kannte seinen Freund zu gut, um hinter dieser Bemerkung einen Scherz zu vermuten.
    „Gibt es die in Duncan Hill?“
    „Ich glaube es nicht. Obgleich irgendwas Unsauberes dort seinen Anfang genommen hat. Es ist ein Ort zwischen Dover und Folkestone.“
    „Hauptstraße A 20. Die bin ich sogar schon gefahren!“ erinnerte sich Skiffer. „Von einem Dorf namens Duncan Hill ist mir allerdings nichts bekannt!“
    „Man muß links abbiegen!“
    „Und wer ist dein Auftraggeber?“
    „Ich habe zwar versprochen, den Fall äußerst diskret zu behandeln, aber Scotland Yard steht wohl außerhalb des Verdachts privater Neugier. Mister Burton möge es mir also verzeihen, wenn ich mit einem Fachmann über die Fakten rede
    „Er heißt also Burton!“
    „Das ist sozusagen Fakt Nr. 1. Sagt dir der Name etwas?“
    „Ich kenne eine Menge Burtons — dem Namen nach!“
    „Meiner heißt James Pieter Burton, ist zirka fünfzig Jahre alt, sehr vornehm, mit einem Hang zum leichten Erschrecken und Inhaber eines Immobilienbüros in der Harrington-Street. Sein Bruder stürzte 1969 mit einem Flugzeug über Schottland ab, und seine Schwägerin, die Frau besagten Bruders, verunglückte mit ihrem Auto. Sie stürzte bei Duncan Hill ins Meer!“
    Scott Skiffer dachte eine Zeitlang nach, schüttelte dann jedoch den Kopf: „Es rührt sich nichts in meiner Registratur. Frage: Wenn man links von der A 20 abbiegt, kommt man zur Steilküste. Wie kann man an der Steilküste ins Meer fahren?
    „Ich sagte: stürzte!“
    „Ein Unfall?“
    „Sagten Burton und der Augenzeuge. Die Polizei schloß sich diesen Auslegungen nach kurzer Prüfung und reichlicher Überlegung an.“
    „Und die Versicherung?“
    „Behauptet das Gegenteil!“
    „Also kein Unglücksfall!“
    „Nein!“
    „Was dann? Mord?“ In Skiffers Stimme schwang Überraschung, Bestürzung und auch ein bißchen Spannung mit. „Selbstmord!“
    „Und du sollst jetzt für diesen Burton was beweisen? Den Unglücksfall oder den Mord ?“
    „Weder noch...“ Perry Clifton begann zu berichten. Von seinem Besuch bei der Versicherung und dem in Duncan Hill, und er erzählte von dem Kakteen züchtenden ehemaligen Leuchtturmwärter. Zum Schluß erwähnte er die fünf „Möglichkeiten“, die er Burton ebenfalls offeriert hatte. Da er jedoch bis zu diesem Augenblick noch kein Wort von der Sache in Basel erwähnt hatte, schien Scott Skiffer ein wenig ratlos.

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