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Das geheimnisvolle Gesicht

Das geheimnisvolle Gesicht

Titel: Das geheimnisvolle Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Eher sachlich und abschätzend. Und als Gaitner dann lächelte, mit vielen kleinen und kleinsten Fältchen um die Augen, kam es Perry vor, als habe er soeben eine Art Prüfung bestanden.
    „Bitte, Herr Perryclifton, treten Sie ein!“ sagte er und machte eine einladende Handbewegung.
    „Herzlichen Dank“, erwiderte Perry und fügte hinzu: „Bevor aus einem offensichtlichen Hörfehler eine ständige Gewohnheit wird, darf ich etwas korrigieren. Mein Vater hieß Clifton und taufte mich auf den Vornamen Perry!“ Gaitner lachte so herzlich, daß es von den Wänden schallte. „Ja ja, meine Theres!“
    Er führte Perry in ein großes, urgemütliches Wohnzimmer, in dem eigentlich alles groß war: die Blumen auf den Sesseln, die Sessel, der Kachelofen, das Fenster, der runde Tisch, die Pflanzen, Vasen und die Standuhr, in deren Uhrenkasten sicher nicht nur jenes eine kleine Geißlein, sondern auch die übrigen sechs samt Wolf Platz gefunden hätten.
    „Bitte, machen Sie es sich bequem. Sie kommen also aus London, wie mir meine Theres versicherte!“
    Perry Clifton nickte und holte Skiffers Brief aus dem Umschlag: „Bitte, Herr Gaitner, dies für Sie mit den besten Grüßen von Inspektor Skiff er.“
    „Skiffer... Skiffer...“, sinnierte Gaitner und hielt sich den Umschlag vor die Augen. „Richtig! Inspektor Scott Skiffer von Scotland Yard! Er war vor ungefähr zwei Jahren hier in Basel, und zwar — Briefmarken... Eine Sache, bei der es um gefälschte Briefmarken ging!“
    „Scott hat mir davon erzählt!“
    „Ein Prachtbursche. Nur Wein hat er kaum vertragen...“
    „Davon hat er mir kein Wort gesagt, dieser Halunke!“ dachte Clifton, während Gaitner den Umschlag öffnete und Scott Skiffers Zeilen las. Er tat es sicher zweimal, denn so lange las kein Mensch an einer Seite Geschriebenem. Johannes Gaitner steckte den Brief in den Umschlag zurück und sah Perry Clifton nachdenklich an. Dann sagte er, und es klang so viel Zuversicht in seiner Stimme, daß Clifton sich fragte, was Skiffer wohl geschrieben hatte: „Ich bin Ihr Mann. Wir werden den Fall schon lösen!“
    „Aber Sie kennen ihn doch noch gar nicht. Vielleicht verläßt Sie Ihr Optimismus, wenn Sie erst hören, um was es geht!“ gab Perry zu bedenken.
    „Skiffer schreibt, daß Sie ein äußerst erfolgreicher Privatdetektiv sind, der bereits eine Anzahl spektakulärer Fälle im Alleingang aufgeklärt hat... Also, das sagt doch alles! Sie sind tüchtig, ich kenne mich hier aus, das zusammen ist schon die halbe Lösung!“
    „Wenn ich Sie so höre“, lächelte Perry Clifton, „dann frage ich mich, wie man Sie bei so viel Temperament und Energie in Pension schicken konnte...“
    „Es ist wie bei allen Beamten: Wenn sie klug, erfahren und weise genug für diese Welt sind, schickt man sie in Pension. Und die kommt so sicher wie der Sonntag nach dem Samstag!“
    „Es sei denn, man läßt sie schon etwas eher sterben!“ Johannes Gaitner stimmte wieder sein fröhliches und zugleich dröhnendes Lachen an. Natürlich hatte ihm „seine Theres“ von dem Mißverständnis berichtet. Wer ihn so sitzen und lachen sah, würde kaum glauben, daß er einer der tüchtigsten und erfolgreichsten Kriminalisten gewesen war. Da ging die Tür auf.
    Geschirr klapperte, und herein trat Theres. Clifton erhob sich und sah erstaunt — nach oben! Die „kleine, rundliche“ Theres, die er (er wußte selbst nicht, warum) erwartet hatte, entpuppte sich als ein „einmetervierundachtziggroßer Stock mit einem feixenden Gesicht obendrauf“. (Dieser Ausspruch stammte von Gaitner.) Aber sie war wirklich spindeldürr, und man mußte sich fragen, wo sie ihre Stimme herholte. Sie zwinkerte Clifton zu: „Behalten Sie nur Platz, Herr Perryclifton! Ich hoffe, Sie sind mit dem Tee zufrieden!“
    „Vielleicht ist er nicht verwöhnt, Theres „Hören Sie, Herr Perryclifton, er will damit ausdrücken, daß mein Tee nichts taugt!“ Sie stellte das Tablett auf einen Servierwagen und rollte diesen an den Tisch.
    „Theres, es reicht vollkommen aus, wenn du unseren Gast nur mit ,Herr Clifton’ anredest!“
    Die Theres winkte energisch ab: „Ich hab was gegen Abkürzungen. Das wissen Sie doch, Herr Gaitner!“
    „Schon, schon, aber unser Gast heißt nur Clifton. Perry ist sein Vorname...“
    Die Theres legte sich die Hand auf den ergrauten Bubikopf und blubberte: „Du liebe Güte, das ist mir aber wirklich peinlich... So viele Irrtümer...“ Und dann fauchte sie den Kommissar an:

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