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Das geheimnisvolle Gesicht

Das geheimnisvolle Gesicht

Titel: Das geheimnisvolle Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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mir diesen Brief hier zukommen lassen. Ich habe ihn peinlicherweise geöffnet und — gelesen.“
    „Wieso... Stimmt etwas nicht mit dem Brief?“
    „Er ist nicht für mich bestimmt, sondern für einen Gast mit Vornamen Max. Der Familienname fehlt natürlich.“
    Der Rezeptionschef schüttelte irritiert den Kopf.
    „Das verstehe ich nicht. Der Brief war vom Nachtportier in Ihr Fach gelegt worden.“
    „Auch ein Nachtportier kann sich irren!“ lächelte Clifton. „Bei so vielen Fächern...“
    „Sie haben recht!“ stimmte der Grauhaarige dankbar zu und entfernte (eine typische Rezeptionschefangewohnheit) ein unsichtbares Stäubchen vom Aufschlag seiner Jacke. „Versuchen wir also herauszufinden, welcher unserer Gäste den Namen Max trägt.“
    Zehn Minuten später hatte Perry Clifton Brief und Vorgang vergessen. Während er sich mit Elan und Appetit dem reichhaltigen Frühstück widmete, erhob sich in der Empfangshalle ein Mann. Seine Miene ließ keinerlei Zweifel darüber aufkommen, daß er mit sich und der Entwicklung der von ihm eingeleiteten Ereignisse zufrieden war.
    Er faltete die Zeitung, in der zu lesen er bis eben vorgegeben hatte, zusammen und legte sie anschließend achtlos neben sich auf die Sitzbank. Von niemandem beachtet, verließ er gemessenen Schrittes die Hotelhalle.
    Um ihn zu beschreiben, müßte man festhalten, daß er einen beigen Trenchcoat trug, zirka 35 Jahre alt, dunkelhaarig und etwa 1 Meter 80 groß war... Doch das hatte niemand festgehalten.
    Er überquerte die Steinentorstraße und steuerte auf einen dunkelblauen VW zu, der schräg gegenüber dem Hotelportal geparkt war. Die polizeilichen Kennzeichen des Wagens begannen mit den Stadtkennzeichen GE... Die Nummer war 55514.
    Er stieg ein, setzte eine Sonnenbrille auf und tat das, was er schon mit Ausdauer in der Hotelhalle getan hatte: warten!

    Perry Clifton sah auf den elektrischen Reisewecker: 9 Uhr 10. Zeit für Johannes Gaitner.
    Ohne die Zentrale einzuschalten, konnte er direkt wählen. Eine Frauenstimme meldete sich. Sie sprach Dialekt, und Perry überlegte, ob das eben Gehörte „Hier bei Gaitner“ geheißen haben könnte.
    Noch bevor er mit seiner Überlegung zu Ende war, bellte es wütend in sein Ohr: „Hallo, ist da wer?“
    „Guten Tag, Frau Gaitner, hier spricht Perry Clifton...“ Weiter kam er nicht. Hochdeutsch hagelte es ihm entgegen: „Hier ist die Theres, mein lieber Herr! Sie sind wohl von vorgestern, was?“
    „Nein, aus London!“
    Stille! Scheinbares Nachdenken! Mißtrauen. Dann: „Aus London?“ Es klang nach: „Vom Mond?“
    „Ja, aus London. Ich hätte gern...“
    „Und Perryclifton heißen Sie??“ Sie sprach es in einem Wort. Der Detektiv verbesserte: „Perry“ — Pause — „Clifton.“
    „Also doch Herr Perryclifton, hab ich’s doch richtig verstanden. Böse Buben rufen manchmal an, da muß man höllisch aufpassen, ob man nicht auf die Schippe genommen wird. Was wollen Sie von mir, Herr Perryclifton.“
    „Ich hätte gern Herrn Kriminalkommissar Gaitner gesprochen!“
    „Der ist tot, mausetot!“ erwiderte sie fröhlich.
    Perry Clifton wußte nicht, was ihn im Augenblick mehr erschütterte: die Art, in der diese Theres vom Ableben des Kommissars sprach, oder die Tatsache, daß er verstorben war.
    „Das wußte ich nicht“, sagte er und merkte, wie seine Stimme belegt klang. „In London hatte man mir gesagt, daß Herr Gaitner pensioniert sei.“
    „Na, das ist er schon...“ Plötzlich war ein ausgelassenes Kichern in der Leitung, und jene Theres quietschte vor Vergnügen. Perry Clifton fühlte sich ratlos wie selten in seinem Leben zuvor.
    „Hören Sie, Herr Perryclifton, Ihnen ist das in den falschen Hals gekommen. Nur der Kriminalkommissar ist tot. Was der Herr Gaitner ist, der lebt, hihihi, so was...“
    Clifton fühlte eine unaussprechliche Erleichterung, zugleich jedoch nagten Zweifel an ihm. War diese Theres vielleicht ein bißchen... na ja... eben so...
    „Könnte ich den lebenden Herrn Gaitner mal sprechen, bitte?“ fragte er höflich.
    „Geht nicht!“ blaffte es durch die Leitung. „Der ist im Gewächshaus und ärgert seine Rosen. Ist es sehr dringend? Wenn es sehr dringend ist, dann hole ich ihn!“
    „Ich bin gestern aus London angekommen, und ein nicht unwichtiger Besuchsgrund in Basel wäre ein Gespräch mit Herrn Gaitner. Könnten Sie mir vielleicht einen Termin geben? Ich wohne im Hotel INTERNATIONAL.“
    „Wozu Termin? Setzen Sie sich ins nächste Taxi und

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