Das geheimnisvolle Gesicht
Johannes Gaitner sah den Londoner Detektiv gespannt an. „Sagt Ihnen der Name etwas?“
Perry Clifton verneinte: „Nie gehört... Jack McBut-ton... Nein, ich kann mich nicht erinnern.“
„Und wie steht’s mit Mike Forster?“
„Mike Forster?“ Die gleiche Reaktion. „Ist das der zweite Mann?“
Ja. Aber es gibt sogar einen dritten. Und wenn mich mein sechster Sinn nicht trügt, ist das der gefährlichste!“
Perry Clifton starrte Gaitner ungläubig an. „Einen dritten Mann? Mein Gott, treiben die einen Aufwand!“
„Sein Name ist Roger Püttely. Angeblich kommt er aus Genf... Ich seh’s Ihnen an der Nasenspitze an, daß Ihnen auch dieser Name nichts sagt.“
„Ich bin zwar kein Gedächtniskünstler wie Adolf Sutter, aber ich bin sicher: Ich habe den Namen Püttely ebenfalls noch nie gehört. Wenn der aus Genf kommt, der Kleine mit der Perücke McButton heißt, dann ist Mike Forster der Name des Mannes, den ich im Londoner SWISSAIR-Büro gesehen habe.“
„So wird es sein! Aber ich habe noch mehr Neuigkeiten. Sie wohnen alle drei in einem kleinen, mehr als bescheidenen Hotel namens Loderer, dessen Geschäftsführer ich seit zwei Jahrzehnten kenne. Er heißt Tschudi und wird, so lange ich ihn schon kenne, von einer chronischen Gastritis geplagt. Ihm verdanke ich einige Erkenntnisse, deren Erwerbsart, wäre ich noch im Dienst, gegen die Dienstvorschrift verstoßen hätte... So wurde ich zum Beispiel unsichtbarer Zeuge eines Gesprächs, das zwischen Püttely, Forster und McButton stattfand, nachdem dieser von der Polizei heimkehrte. Leider sprach man englisch, so daß ich aufgrund meiner mangelnden Englischkenntnisse nur wenig verstanden habe. Aber so viel immerhin, daß sie keinen Verdacht aus unserer kleinen, gesetzeswidrigen Theateraufführung geschöpft haben. Außerdem scheint keiner der besondere Freund des anderen zu sein!“
„Eine reine Zweckgemeinschaft also!“
„Ja. Sie beschimpften sich ziemlich heftig, wobei sich besonders der Perückenmann namens McButton hervortat.“
„Interessant“, sagte Perry Clifton.
„Es wird noch interessanter. Dieser Püttely, der angeblich aus Genf kommt, muß sehr gute Beziehungen zu London unterhalten. Diese Telefonnummer hier“ — er schob Clifton einen Zettel zu — „hat er bereits mehrere Male angerufen. Es handelt sich um eine Londoner Nummer! Drehen Sie den Zettel um!“
Perry tat es und las: „Mr. John Aston. Seeweg — Duncan Hill, England.“
„Wo haben Sie denn das her? Dieser John Aston ist der Leuchtturmwärter!“
„Mike Forster hat einen Brief an diesen Mann geschrieben.“
„Mike Forster... mein Schatten von drüben...“, sinnierte Perry Clifton vor sich hin. „Das bestätigt also meine und Ihre Vermutung, daß der sogenannte Augenzeuge John Aston ein Mosaiksteinchen in diesem undurchsichtigen Spiel ist... Ein Puzzleteilchen...“
„Sie machen kein besonders glückliches Gesicht. .
„Wenn ich ehrlich bin, lieber Herr Gaitner, muß ich gestehen, daß meine Ratlosigkeit eher zu- als abgenommen hat. Wahrscheinlich wird sich das erst ändern, wenn ich mit der Frau vom Foto gesprochen habe!“
„Sie hoffen also nur noch auf das Zimmermädchen!“
„Ja. Wenn die beiden so vertraut waren, wie man behauptet, könnte es immerhin sein, daß diese Madame Bloyer etwas über ihr neues Reiseziel hat verlauten lassen.“
„Und wenn nicht?“
„Muß ich mir eingestehen, daß ich am Ende meines Lateins bin. Es gibt keine weiteren Ansatzpunkte mehr. Nur noch Reiseziele, die in die Tausende gehen... Natürlich könnte ich die Büros aller Fluggesellschaften abklappern, könnte mit den Fotos an die Schalter der Bahnhöfe von Eisenbahn und Omnibus gehen, könnte alle Basler Taxifahrer befragen, aber ich glaube nicht, daß mir das weiterhelfen würde... Ich werde meinem Auftraggeber meinen Auftrag zurückgeben. Zähneknirschend und mit der Gewißheit, daß irgendein großes Ding gedreht worden ist, hinter das ich nicht gekommen bin.“
Gaitner jonglierte nachdenklich mit mehreren Zahnstochern. „Wenn ich meinem sechsten Sinn glauben darf, so nehme ich an, daß Sie noch immer an einen Versicherungsbetrug glauben!“
„Ich glaube daran. Und ich glaube auch, daß meinem Auftraggeber irgendwie übel mitgespielt wurde. Von wem und wer dahintersteckt... ich weiß es nicht. Ja, ich ahne es nicht einmal, und das ist so schrecklich... Es gibt zwar eine Menge Fakten, angefangen bei meiner hartnäckigen Verfolgung bis zu der Verbindung
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