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Das geheimnisvolle Gesicht

Das geheimnisvolle Gesicht

Titel: Das geheimnisvolle Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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nächtlichen Jagd auszog, und dann rief sie: „Julie!!“ Der Mann im Wettermantel zuckte unwillkürlich zusammen. (Man hörte es Penelopes Stimme wirklich nicht an, daß sie schon 64 Jahre alt war). Irgendwo klappte eine Tür.
    „Ja?“
    „Hier ist jemand für Sie! Ein Bekannter von Mister Clifton!“
    Julie Young kam heran, während Miß Penelope gekränkt abging.
    Julies braune Augen strahlten den alten Mann im Wettermantel an, während sie ihm die Hand entgegenstreckte.
    „Ich bin Julie Young! Und Sie sind ein Bekannter von Perry?“
    Ein wenig verlegen nickte der Mann, und vorsichtig schüttelte er die schmale, feste Hand. „So ist es. Mister Clifton... ich meine Perry hat mir schon eine Menge von Hollburn & Sohn erzählt... Na ja, und da ich gerade in der Gegend war, wollte ich mal reinschauen... Wenn er heute aus Basel anruft, werde ich ihm verraten, daß ich hier war!“
    „Wir haben gestern abend miteinander telefoniert“, verkündete Julie lebhaft. Und dann fiel ihr ein, daß sie gar nicht wußte, wer ihr Gegenüber war.
    „Sie haben noch gar nicht Ihren Namen gesagt!?“
    „Oh... Ich... bitte, entschuldigen Sie, Miß Julie. Ich heiße Archie Genter... Perry hat Ihnen sicher schon von mir erzählt.“
    Julie blies sich eine Strähne aus der Stirn, während sie nachdachte. „Eigentlich nicht“, sagte sie dann und fügte lachend hinzu: „Oder ich habe gerade nicht zugehört!“
    „Was erzählte er denn von Basel? Hatte er schon Erfolg?“
    „Nein!“ Julie schüttelte den Kopf und redete drauflos. Ohne Arg und Hemmungen: „Er war ziemlich niedergeschlagen. Dabei hatte er doch schon einen Zipfel in der Hand.“
    „Einen Zipfel?“
    „Ja, einen Zipfel von der Spur. Na ja...“, seufzte sie und zwinkerte belustigt, „verkaufen scheint doch einfacher zu sein, als Detektiv zu spielen. Sind Sie auch Detektiv?“ Wieder zögerte der Mann, und wieder schien er sich zu einer Antwort erst überwinden zu müssen. „Ja, ich bin auch Detektiv...“Julie sagte: Jetzt hofft er auf morgen!“
    „Wieso auf morgen? Davon hat er mir nichts gesagt „Morgen kommt doch das Mädchen wieder... Den Namen habe ich vergessen, aber Perry meint, sie könnte der große Renner sein...“
    „Stimmt, es fällt mir ein!“ sagte der Mann. Doch ebenso gut hätte er Hering, Napfkuchen, Strickstrumpf oder Mäuseschwanz sagen können. Julie Young dachte so wenig an einen Hinterhalt, daß sie auch dabei kein Mißtrauen geschöpft hätte. Und als das Mißtrauen endlich in Form eines zarten Pflänzchens zu keimen begann, war es zu spät. Noch leuchteten ihre Augen voller Vertrauen. Und spitzbübisch stupste sie mitten in den Wettermantel. „Jetzt weiß ich, wer Sie sind!“
    Der Mann starrte sie sekundenlang erschrocken an. „So?“ brachte er endlich hervor.
    „Ja. Sie sind der Mitarbeiter von Perrys Busenfreund Scott Skiffer! Stimmt’s, Mister Genter?“ Und ganz theatralisch: „Sie... sind... der... der... so... viel... priemt!“
    Er schüttelte den Kopf. Irritiert und von Julies Naivität in die Enge gedrückt.
    „Ich kenne diesen Mister Skiffer gar nicht...“
    „Sie kennen Scott Skiffer nicht? Aber Sie müssen ihn kennen, er ist Perrys bester Freund!“ Sie hatte einen Einfall: „Vielleicht kennen Sie ihn unter einem Spitznamen. Ich meine Scott Skiffer, den Inspektor von Scotland Yard!“
    Der Mann vor ihr richtete sich plötzlich auf. Die ohnehin heisere Stimme war noch eine Spur heiserer, als er wiederholte: „Scotland Yard?... Ja... Wenn Sie den meinen, den kenne ich... Aber jetzt muß ich gehen...“
    Julie Young sah ihm nach.
    Eigenartig... Er hatte nicht mal auf Wiedersehen gesagt. Er hatte ihre ausgestreckte Hand ganz übersehen.
    Perry hatte schon komische Freunde...
    Freunde? Ob das vielleicht gar kein Freund war?
    Aber woher hätte er sonst wissen können, daß Perry in Basel war?
    Julie registrierte plötzlich ein eigenartiges Herzklopfen. Sie bekam es immer nach besonders großen Dummheiten. Aber sie war auch ein Mädchen, das schnelle Entschlüsse fassen konnte. Als sie den Hörer vom Telefonapparat in Mister Hollburns Büro nahm, war es genau 10 Uhr 40...

    Schaffhausen, 25. März, 10 Uhr 50

    „Na, Herr Clifton, ist der Rheinfall nun ein Reinfall, oder sind Sie zufrieden?“ wollte Theres wissen. Es war ziemlich windig, und sie hatte alle Hände voll zu tun, um ihr dürftiges Hütchen vor dem Davonfliegen zu bewahren.
    „Es ist kein Reinfall!“ bestätigte Perry Clifton. Und Johannes Gaitner

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