Das geheimnisvolle Gesicht
„Haben Sie denn schon mit Mister Clifton telefoniert?“
„Ja, gestern abend. Dabei hat er mir erzählt, daß sich morgen früh etwas entscheiden würde. Und das habe ich diesem Mister Genter wiedererzählt.“
Dicki schüttelte den Kopf: „Das ist schlimm!“
„Meinst du?“
„Ja, das war bestimmt einer von der anderen Seite. Einer von denen, die hinter Mister Clifton her sind.“ Julie Young war plötzlich ganz bleich. „Du meinst, daß es gefährlich für ihn werden könnte?“
Dicki wollte nun eigentlich zu einer großen Rede über Verfolgte und Verfolger ansetzen, dann gab er jedoch kleinlaut zu: „Ich weiß nicht... Mir hat er ja nichts weiter gesagt.“ Da fiel ihm Scott Skiffer ein. Natürlich, daß er nicht gleich an den gedacht hatte.
„Wir müssen unbedingt Inspektor Skiffer von Scotland Yard anrufen. Der weiß bestimmt Rat. Er ist ein guter Freund von Mister Clifton.“ Julie winkte ab: „Das habe ich schon versucht, Dicki. Mister Skiffer ist leider unterwegs!“ Dicki nahm sich keine Zeit zum „Darüberwundern“, daß Julie Young Inspektor Skiffer ebenfalls kannte. Er entschied: „Dann rufen wir jetzt Mister Clifton in Basel an!“ Und da er ein Gentleman sein wollte, fügte er hinzu: „Ich werde ihm alles erklären. Sie brauchen nur die Nummer wählen. Wir müssen ihn unbedingt warnen!“
Julie dämpfte Dickis Tatendrang: „Vor heute abend wird Mister Clifton nicht im Hotel sein. Er macht einen Tagesausflug.“
„So ein Mist!“ schimpfte Dicki, und Julie schlug vor: „Wir probieren es vom Café aus noch einmal mit Mister Skiffer!“ Dicki nickte zustimmend. „Das ist eine gute Idee.“ Aber er verhehlte auch nicht seine Bedenken: „Können Sie denn diesen Mister Genter richtig beschreiben?“
Julie Young versicherte, es zu können. Und noch etwas sagte sie: „Ich bin richtig froh, daß du gekommen bist, Dicki. Wenn man selbst keine Ahnung hat von Kriminalistik, macht man die albernsten Fehler. Dir wäre so was sicherlich nicht passiert.“
Dicki wuchs und wuchs...
„Du wirst mir doch helfen, diesen Fehler wieder wettzumachen?“
„Natürlich!“ sagte Dicki und hatte keine Ahnung, wie er das anstellen sollte. „Verbrannte Milch läßt sich nicht mehr trinken“, würde sein Großvater jetzt sagen. Oder was noch schlimmer war: „Einem untergegangenen Topf kann man nur noch den Deckel hinterherwerfen...“
Dickis große Hoffnung war, daß sich selbst sein Großvater schon zweimal mit einem Spruch geirrt hatte...
Basel, 18 Uhr
Seit genau zehn Minuten war Perry Clifton wieder im Hotel.
Über Solothurn und Olten waren sie nach Basel zurückgekehrt. Und Clifton hatte sich alle Mühe gegeben, seine innere Unruhe zu verbergen. Er zweifelte jedoch daran, daß ihm der alte Fuchs Gaitner seine aufgesetzte Zwanglosigkeit abgenommen hatte.
Je näher sie Basel kamen, um so größer wurde seine Nervosität, um so stärker seine Spannung. Er spürte ganz deutlich, daß sich etwas anbahnte. Zu oft schon hatte er diese gleichen Empfindungen durchgemacht.
18 Uhr 20 klingelte das Telefon. Clifton riß den Hörer von der Gabel.
„Ja?“
Es war Gaitner. „Ich wollte Ihnen nur sagen, daß meine Vermutung in bezug auf Ihre ständigen Begleiter eingetroffen ist. Sie sind wieder an Land gegangen und wohnen jetzt in der Pension Pohlmann!“
„Seit wann?“ wollte Clifton wissen.
„Schon seit heute nacht... Und keiner hat die Pension bis jetzt länger als zehn Minuten verlassen.“
„Und Püttely?“
„Keine Spur von ihm. Ich nehme an, daß er sich tatsächlich um Verstärkung bemüht. Ein Bekannter von mir hat die Pension bis jetzt überwacht.“
„Vielen Dank, Kommissar. Aber für den Rest des Tages dürfte sich eine weitere Überwachung erübrigen. Ich habe ohnehin nicht die Absicht, das Hotel zu verlassen.“
„Der Mann hat seinen Beobachterposten schon aufgegeben. Mir ging es in erster Linie darum festzustellen, ob Püttely auch dort untergekrochen ist. Das ist nicht der Fall. Wahrscheinlich taucht er erst morgen oder übermorgen wieder auf... Also, schönen Abend noch!“
Diesmal irrte Gaitner!
Perrys Unruhe hatte sich noch kein bißchen gelegt. Sie hinderte ihn daran, Radio zu hören, dem Fernsehprogramm zu folgen, Zeitung zu lesen, ja, sie hinderte ihn sogar beim Denken,
18 Uhr 50.
Perry Clifton ließ sich eine Bouillon mit Ei und einigen Toastbroten aufs Zimmer bringen. Dazu eine Kanne Tee mit viel Zucker.
19 Uhr.
Das Telefon. Es war die Zentrale. Eine
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