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Das geheimnisvolle Gesicht

Das geheimnisvolle Gesicht

Titel: Das geheimnisvolle Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Eigentlich war er ja nur gekommen, um an Julie Young irgendwas zu finden, das Perry Clifton eventuell übersehen haben könnte. Einen krummen Daumen, zum Beispiel... oder abstehende Ohren... eine zu große Nase... Vielleicht hatte sie an einer Hand nur vier Finger...? Und nun stand er da, während sie ihn ansah, als hätte er ihr was geschenkt.
    Julie hatte die Musterung lächelnd über sich ergehen lassen.
    „Na, was ist, Dicki. Bist du zufrieden mit mir?“
    Schon wieder das Malheur mit den Ohren. So was hatte er früher nie gehabt...
    „Sie scheinen ganz in Ordnung zu sein!“ gab er zu und hätte sich gewünscht, daß sein Tonfall zu ernsthaften Überlegungen ihrerseits Anlaß gegeben hätte. So aber klang es wie ein Kompliment. Zumindest Julie mußte es als solches aufgefaßt haben, denn das Strahlen ihrer Augen nahm schon fast peinliche Formen an, als sie antwortete: „Danke, Dicki! Ich glaube — ich werde dich ebenso mögen!“
    Dickis Verlegenheit steigerte sich zu echter Verwirrung. Und in dieser Verwirrung nahm er ein Weinglas von einer Konsole, warf es von der linken in die rechte Hand, von der rechten in die linke... Für einen Augenblick stand Julie vor Schreck gelähmt und starrte auf Dickis jonglierende Hände. Als er das Glas wieder mit der Rechten fing, machte sie einen raschen Schritt auf ihn zu und nahm es ihm aus der Hand. „Du hast mir einen gehörigen Schreck eingejagt!“
    „Ich habe noch nie was runterfallen lassen, Miß Julie!“ versicherte Dicki. Und ahnungslos: „Ist so was teuer?“
    „Das ist ein Weinglas aus dem 18. Jahrhundert, Dicki!“ Sie deutete auf den Kelch. „Siehst du, das hier, das ist geätzt... Und wenn ich dir verrate, wieviel das Glas kostet, setzt du dich auf deinen Jeanshosenboden!“‘
    „Fünf Pfund, vielleicht!“ schätzte Dicki und hielt schon diesen Preis für maßlos übertrieben.
    „Dieses Glas ist über fünfhundert Pfund wert!“
    „Über fünfhundert Pfund?“ schluckte Dicki, und es durchfuhr ihn nachträglich siedendheiß. Fünfhundert Pfund... so viel hatte Onkel George für sein gebrauchtes Auto, das angeblich fast neu war, bezahlt. Und dabei hatte er doch nur ein bißchen angeben wollen. Ob sie es ihm arg übelnahm?
    Doch Julie schien nicht nachtragend zu sein. Im Gegenteil!
    „Hast du ein bißchen Zeit?“ fragte sie.
    „Ja. Zeit habe ich immer mehr als Kleingeld!“ (Stammte aus der Sprüchekiste des Großvaters.)
    „Na fein. Was hältst du davon, wenn wir nachher zusammen ausgehen? In einer halben Stunde mache ich für heute Schluß.“
    „Ausgehen? So mit Whisky und Tanz?“
    „Nein“, Julie lachte, „so mit Eis und Schlagsahne! Ich kenne in der Landen Street ein Eiscafe, dort gibt’s die tollsten Sachen. Ich lade dich ein!“
    Dicki nickte. „Einverstanden!“ Dabei war das für ihn was ganz Neues. Eis im März. „Und was mache ich in der halben Stunde?“
    „Du kannst hier auf mich warten, du kannst aber auch Spazierengehen!“
    „Ich bleibe hier!“ entschied Dicki, und er gestand sich ein — wenn auch widerwillig — , daß ihm Julie gefiel. Ob sie gut genug war für seinen Freund Perry Clifton, das mußte er erst noch herausfinden.
    „Sag mal, Dicki“, Miß Julies heitere Miene hatte sich verdunkelt, und er sah sich unwillkürlich um, ob er mit irgendeinem Körperteil irgendeine teure Sache bedrohte, „kennst du einen Mister Archie Genter?“
    „Mister Archie Genter?“ wiederholte Dicki und zog die Stirn kraus. Genter? Hatte er den Namen Genter schon gehört? Nein! Bestimmt nicht. „Nein, den Namen habe ich noch nie gehört.“
    »Dieser Mister Genter behauptete, Detektiv und ein Freund von Perry Clifton zu sein.“
    Dicki sah Julie groß an. „Bestimmt nicht... Wenn das ein Freund wäre von Mister Clifton, hätte ich seinen Namen schon einmal gehört. Ich kenne alle Freunde von Mister Clifton!“ setzte er stolz hinzu. „Der hat Sie belogen! Das war nur ein Angeber!“
    Julie nickte bekümmert. „Ein Lügner schon, Dicki, aber auch ein Angeber? Ich weiß es nicht. Ich dummes Schaf habe ihm alles erzählt, was ich wußte.“ Sie schien sich große Sorgen zu machen.
    Dicki Millers kriminalistische Ader regte sich, witterte er doch eine drohende Gefahr für seinen großen Freund.
    „Hat dieser Mister Genter hier angerufen?“
    „Nein, er war vorhin hier im Geschäft. Er sagte, er sei ein Freund von Mister Clifton, und er erkundigte sich, ob ich schon Neuigkeiten aus Basel hätte.“
    Dicki fragte aufgeregt:

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