Das geheimnisvolle Gesicht
Mädchenstimme kündigte ein Gespräch aus London an.
„Hallo?“ rief Perry und riß dabei den Apparat vom Schränkchen. Das Gespräch war jedoch nicht unterbrochen. „Hallo?!!!“
„Warum schreist du so, ich rufe doch nicht aus Hongkong an.“ Skiffers Stimme klang heiter.
„Entschuldigung, Scotty. Aber ich bin so nervös, daß ich jetzt sogar das Telefon runtergeworfen habe. Hattest du es schon einmal probiert?“
„Nein. Du wolltest ja ohnehin erst nach 18 Uhr angerufen werden. Ist was passiert?“
„Einiges, aber nichts Entscheidendes. Gestern abend sind meine drei Schatten ohne Angabe von Gründen aus ihrem Hotel verschwunden. Zwei von ihnen, McButton und Forster, wohnen jetzt in einer anderen Pension, von Püttely fehlt jede Spur. Ebenso spurlos verschwunden ist das Auto, mit dem sie hinter mir her waren.“
„Das heißt also, daß sie euren ,Betriebsausflug’ nicht überwacht haben?“
„Zumindest nicht in dem VW!“
„Man hört es deiner Stimme an, daß du unter Strom stehst!“
Perry Clifton hatte, ohne es wahrzunehmen, während der wenigen Sätze, die er bisher mit Skiffer gewechselt hatte, mit den Fingern eine Scheibe Toastbrot völlig zerbröselt. „Ich kann es dir nicht erklären, Scotty. Aber ich habe wirklich das Gefühl, als ob jeden Augenblick etwas passieren müßte... Und wenn es nur das Zerplatzen eines Luftballons wäre..."
„Wirf etwas gegen die Wand. Vielleicht hilft das! Aber kommen wir zur Sache.“
„Gibt es denn eine Sache?“ fragte Clifton, und plötzlich fielen ihm Skiffers Telefonkosten ein. „Rufst du von zu Hause an?“
„Nein, vom Yard. Aber darauf kommt’s jetzt auch nicht mehr an. Wenn mein Chef erfährt, daß ich fast den ganzen Tag mit deiner Angelegenheit beschäftigt war, wird’s wohl wieder nichts mit meiner Beförderung. Soweit zu den Kosten, nun zu den Fakten. Es gibt etliche. Als ich heute nachmittag ins Büro kam, lagen drei Zettel auf meinem Schreibtisch. Auf jedem stand eine Telefonnummer, derselbe Name und dahinter das Wort: Eilt! Der Name war Young!“ Clifton fuhr auf: „Julie Young?“
„Ja. Sie hatte heute Besuch eines alten Freundes von dir!“
„Tom Harder? Unsinn, deshalb hätte sie nicht bei dir angerufen.“
„Ich sollte wohl sagen, eines angeblichen alten Freundes. Er nannte sich Archie Genter und könnte, Julies Meinung nach, altersmäßig dein Vater gewesen sein. Kennst du einen Archie Genter?“
„Nein!“ gab Clifton beunruhigt zurück. „Ich habe diesen Namen noch nie gehört.“
„Das behauptet Dicki auch!“ Man hörte es förmlich, wie Skiffer am anderen Ende der Leitung in den Hörer grinste.
„Zum Teufel, Scott, was soll der Unsinn? Was hat Dicki mit Julie und diesem Archie Genter zu tun?“
„Also gut, der Reihe nach. Beide haben Julie heute einen Besuch abgestattet. Beide aus Neugier. Der eine, Genter, weil er was über dich und deine Mission in Basel erfahren wollte, und Dicki, weil er sich Julie mal ansehen wollte.“ Perry wechselte den Hörer vom rechten zum linken Ohr. Das tat er meist, wenn er stark erregt war.
„Okay, verstanden. Woher weiß dieser Genter von Julie und woher, daß ich in Basel bin? Konnte dir Julie den Mann beschreiben?“
„Ja... Ich habe es notiert.“ Clifton hörte das Geräusch raschelnden Papiers. „Er soll ungefähr 50 bis 60 Jahre alt gewesen sein, hatte ein wettergegerbtes Gesicht mit vielen Falten, eine heisere Stimme und hinkte etwas. Kannst du damit etwas anfangen?“
„Hallo, Perry, bist du noch dran?“
„Ja... Weißt du, wer dieser Archie Genter ist?“
„In unserer Kartei existiert er jedenfalls nicht!“
„Er hießt auch nicht Archie Genter... Er heißt Henry Overgaty und ist Burtons Butler!“
Perry hörte einen Pfiff in der Leitung.
„Burtons Butler... Verdammt, was soll das nun wieder? Wozu schickt dir Burton seinen Butler hinterher, wenn er dich nur anrufen muß, um letzte Neuigkeiten zu erfahren?“
„Ich nehme an, daß Burton gar nichts von den Aktivitäten seines Butlers weiß...“ Clifton dachte an die Karte, die er für Overgaty angelegt hatte. Dann fiel ihm Dicki ein. „Wie kam Julie denn mit Dicki zurecht?“
„Sie waren zusammen bei Glensworth Eis essen. Dicki war es auch, der darauf bestand, daß man dich warnte. So, wie ich es am Telefon mitgekriegt habe, herrscht zwischen den beiden Frieden und Eintracht!“
„Na, das ist doch wenigstens etwas Erfreuliches. Was gibt es noch?“
Wieder das Geräusch raschelnden Papiers, dann
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