Das geheimnisvolle Tuch
obersten Stufen stehen.
Die drei sahen im Schein der Kienspäne finstere Gesichter, und als sie nach hinten blickten, kamen Leute auf sie zu.
Es dauerte nicht lange und die Abenteurer waren von Furcht erregenden Menschen eingekreist.
„Was wollt ihr hier?“, fragte einer der Typen, mit zerzaustem Haar, stechenden dunklen Augen und einer Narbe, die quer durch das Gesicht ging.
„Wir suchen Lombard“, sagte Vinc schnell, denn der Narbige fuchtelte mit dem Messer vor seinem Gesicht umher.
„So, so. Was wollt ihr denn von ihm?“, fragte der Mann weiter.
„Wir sollen einfach nach ihm fragen.“
„Einfach so? Wer hat euch das denn gesagt? Wohl der Vogt und seine Büttel, was? Ihr seid Spione und sollt uns aushorchen!“
„Nein! Nein!“, rief der Zwerg, der die gefährliche Situation erkannte. „Die alte Seherin hat uns zu ihm geschickt!“
Ein Raunen ging durch die Menge „Schautin“, murmelten sie, fast ehrfurchtsvoll.
„Also lebt das alte Weib noch! Ich dachte, die hätte schon längst der Teufel geholt!“
Der Narbige, vermutlich der Anführer dieser Meute, schien nicht gut auf die Seherin zu sprechen zu sein.
„Was machen wir mit denen?“, fragte er und wendete sich dabei an die Herumstehenden. „Aufhängen!“, schrien die einen, andere wiederum meinten: „Vierteilen“ und welche wollten sie gar rädern.
Man entschloss sich daher, zunächst einmal Vinc, Gerason und Zitul gefangen zu nehmen. Sie wurden in einen bestimmten Eingang der Häuser geführt.
Die Gefangenen konnten zu ihrem Erstaunen feststellen, dass die Fassaden der Häuser nur eine Tarnung waren, denn die Türe öffnete einen Gang, der nach etlichen Metern in einer riesigen Höhle endete.
In der Mitte brannte ein großes Lagerfeuer, darüber hing ein aufgespießtes Teil eines Ochsen.
Drumherum saßen Männer und Frauen und man konnte an ihrer farbenfrohen Kleidung erkennen, dass sie wohl sich des Zigeuners Daseins erfreuten. Sie schauten auf und sahen die Ankömmlinge. Sie tanzten um sie herum, begleitet mit der Musik von Lauten, Schalmeien und Rasseln. Etwas abseits in der Dunkelheit sahen sie Gestelle, die aussahen wie Folterwerkzeuge, zu denen sie die Gefangenen brachten. Vinc, Gerason und Zitul wurden einzeln auf unterschiedliche Foltertische geschnallt.
„Wir werden schon die Wahrheit aus euch herausbekommen“, sagte der Anführer.
Nicht einmal die Frauen hatten Mitleid mit den Gefangenen, im Gegenteil, sie tanzten bis an die Folterbänke und schauten den Gefesselten noch in das Gesicht und lächelten hämisch.
Nun wussten Vinc und auch seine Begleiter, warum dies die Gasse der Verachteten hieß.
Sie konnten erkennen, aus welchen Charakteren diese Leute entstammten. Sie bestanden aus Dieben, Mördern und anderem Gesindel, denen sie mit Haut und Haaren ausgeliefert waren.
Vinc bekam Daumenschrauben angelegt. Seinen Begleitern banden sie an Hände und Füße Stricke, die an einem Rad endeten, das wie das Steuer eines Schiffes aussah. An dem Rad würde solange gedreht, bis ihre Glieder aus den Gelenken sprangen. Die Streckbank war eines der schlimmsten Folterwerkzeuge des Mittelalters.
Vinc spürte den Druck auf seine Daumen und er merkte, wie sich die Schrauben immer enger zuzogen, gleichzeitig legten sie ihn am Hals einen eisernen Kragen, der ständig enger geschlossen wurde. Ihm wurde es schwarz vor Augen. Er kämpfte gegen eine Ohnmacht.
„Sagt uns, wer schickt euch?“, fragte wieder der Anführer. „Wer befahl euch, uns auszuspionieren?“
„Die Seherin... “
„Genug!“, unterbrach der Anführer Vinc. „Ich will nichts mehr hören.“
Der eiserne Kragen wurde noch enger angezogen.
„Flinke Finger“, sagte Vinc krächzend unter viel Kraftaufwand, aber so vernehmlich, dass der Narbige aufhorchte und sagte: „Was sagst du da?“
„Flinke Finger“, wiederholte Vinc noch einmal. Er merkte, dass diese zwei Wörter eine fast magische Kraft auslösten.
„Das ist unser Losungswort“, sagte einer der Anwesenden.
„Woher hast du es“, fragte der Anführer und lockerte den eisernen Kragen.
„Von der Seherin“, antwortete Vinc und schluckte, denn sein Hals brannte ihm wie Feuer.
„Es ist Verrat. Sie kann es nur von ihrem Freund Lombard haben!“ Er schien sichtlich erbost zu sein.
„Wenn ihr auch Freunde dieser Seherin seid, dann seid ihr unsere Feinde.“
„Deine Feinde. Nicht der Unsrigen“, wagte ein Mann zu sagen und empfing einen Kinnhaken von dem Anführer.
„Willst wohl
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