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Das geheimnisvolle Tuch

Das geheimnisvolle Tuch

Titel: Das geheimnisvolle Tuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
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und Vinc zogen es deshalb vor, sich zurückzuziehen.
    Ihr weiteres Ziel war die Gasse der Verachteten. Sie fragten einen Mann danach, doch dieser hob nur die Hände und deutete mit einem Achselzucken an, dass er nicht wüsste, wo sie wäre. Auch die nächsten Personen leugneten, sie zu kennen. Sie sahen die Angst in ihren Gesichtern. Endlich trafen sie einen Mann, alt an Jahren.
    „Fürchtet ihr euch nicht, dorthin zu gehen? Schon alleine die Frage danach kann euch das Leben kosten.“ Er sah sich ängstlich um. „Am Tage werdet ihr wohl kaum dort jemand antreffen. Diese Gasse erwacht nachts zum Leben. Aber hütet euch. Viele sind dort hineingegangen und niemals zurückgekehrt.“
    Während den Dreien ein Schauer über die Rücken lief, erklärte der Alte ihnen den Weg. Sie beschlossen, sich diesen unheimlichen Ort erst einmal bei Tageslicht anzusehen.

9.Kapitel
    Die Gasse der Verachteten

    Als sie am Anfang dieser seltsamen Gasse standen, fiel ihnen nichts Besonderes auf, nur dass ein Haus aussah wie das andere, als habe man sie vervielfältigt. Die Eingänge, mit unüberwindlichen schweren Holztüren verschlossen, zeigten auch keine Unterschiede.
    Sie schritten diese Gasse entlang, aber wie von dem alten Mann vorausgesagt, gab es in ihr kein Leben. Ein bisschen unheimlich kam es ihnen vor, zumal überall in diesem Städtchen geschäftiger Trubel herrschte.
    Wo mochte Lombard sein? Da er am Tage voraussichtlich nicht zu finden war, entschlossen sie sich, die Nacht abzuwarten, um noch einmal an diesen unheimlichen Ort zurückzukehren.
    Sie gingen wieder zurück auf den Marktplatz. Pferde galoppierten ohne Rücksicht in die Menge. Ein Mann, hoch zu Ross, rollte eine Pergamentrolle auf und schrie: „Hört! Was ich verkünde! Morgen, wenn die Sonne am höchsten steht, wird am Galgenberg jemand am Halse aufgehängt, bis er stirbt! Diese Person ist angeklagt der Lästerei und des Hochverrats! So beschlossen von der Strafschaft der Stadt!“
    „Weißt du, wer das ist?“, fragte der Zwerg.
    „Ich kann es mir denken. Wir hörten ja von der Seherin die Andeutung.“
    „Wie heißt du denn?“, fragte Gerason den Jungen, der sie die ganze Zeit über begleitete, denn sie hatten vergessen, nach seinem Namen zu fragen.
    „Ich heiße Zitul. Ich bin Klasse eins und damit zwei Klassen unter Rexina. Sie ist schon weiter fortgeschritten als ich. Allerdings können wir Zauberer ohne unsere kleine Didranaperle nichts anfangen. Sie wurden den anderen Gefangenen abgenommen, nur mich hatten sie übersehen.“ Er öffnete seine Hand und auf der Fläche lag, aussehend wie eine winzige Perle, ein bläulich leuchtender Gegenstand. Schnell verstaute er sie wieder in seine Tasche, so als habe er Angst, sie doch noch zu verlieren.
    „Wenn Rexina besser zaubern kann als du, dann kannst du ihr doch dieses Ding leihen“, folgerte Vinc.
    Doch was dies für ein Trugschluss war, erfuhr er durch die Antwort von Zitul: „Nein, das geht nicht. Unser Charisma ist auf diese Kugel abgestimmt. In fremder Hand wird sie zu einem gefährlichen Gegenstand. Wenn man sie mit bloßen Händen anpackt, tötet sie jeden, der nicht für sie bestimmt ist. Diejenigen hatten metallene Handschuhe an, als sie die Perle den anderen abnahmen. Rexina hat ja auch noch ihre Perle. Sie trägt sie gut versteckt oder man hatte vergessen, sie abzunehmen.“
    Sie suchten sie sich ein schattiges Plätzchen und hockten sich unter einen Baum am Rande der Stadtmauer. Sie sprachen kaum miteinander. Jeder dachte wohl speziell an seine Bekannten und sann nach, wie es ihnen gehen möge. So zog die Sonne über die Stadt ihre Bahn und verschwand langsam hinter den Mauern. Allmählich verfinsterte sich das Umfeld und die Nacht brach herein, diesmal war sie wegen des fehlenden Mondes besonders dunkel.
    Sie zogen in Richtung Verachtetengasse.
    Dort angekommen, lag sie lichtlos und drohend wie ein Tier, das auf seine Beute lauerte. Öfter meinten sie, Schatten hin und her huschen zu sehen. Mit Schaudern machten sie sich auf den Weg, diese unheimliche Gasse zu durchschreiten.
    Sie mochten ein Viertel bewältigt haben, als sie merkten, dass sie wohl einen stummen Begleiter hatten, der ihnen in einem respektvollen Abstand folgte. Blieben sie stehen, tat er es auch.
    Nach der Hälfte des Weges, ohne Anzeichen von Leben, erhöhte sich Schritt für Schritt ihre Angst.
    Dann öffneten sich die Türen an einigen Häusern und Menschen mit Fackeln kamen zum Vorschein. Die Personen blieben auf den

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