Das geheimnisvolle Tuch
dich wundern“, grinste Lombard, aber weiter bemerkte er nichts.
Zurück in der Höhle schmiedeten sie einen Plan.
„Wir müssen heute Nacht noch aus der Stadt heraus und in den Wald schleichen“, empfahl der Dieb.
Die Freunde wussten zwar nicht, wie das geschehen sollte, denn die Stadttore wurden in den Abendstunden geschlossen, aber sie vertrauten der Lösung des sympathischen Mannes.
„Wir nehmen den Weg, den Landros, der Verräter, mit den Männern genommen hatte. Nur müssen wir darauf achten, dass wir nicht in einen Hinterhalt geraten, denn wie ich ihn kenne, gibt er nicht auf, mich umbringen zu wollen.“
Die Frauen blieben in der Höhle zurück und Lombard machte sich mit seinen Getreuen, Vinc, Gerason und Zitul auf den Weg. Sie durchquerten ungehindert die Höhle, ohne von den anderen etwas zu sehen. An unüberschaubaren Biegungen wurden Späher vorausgeschickt, um die Ungefährlichkeit des Weges zu prüfen.
Nach etlichen Verzweigungen der Gänge kamen sie irgendwo in der Nähe des Waldes heraus und versteckten sich in ihm. Sie waren sich nicht sicher, konnte doch von irgendwo plötzlich Wachen auftauchen oder der Anführer der Rebellen mit seinen Mannen.
So harrten sie denn im fast undurchdringlichen Dickicht des Waldes auf die Zeit, bis die Sonne am höchsten stünde, doch zuvor wollte man handeln, damit die furchtbare Ankündigung vom Tode der Zwergenfrau nicht Wirklichkeit würde.
Inzwischen nahm Lombard noch einmal Kontakt mit der Seherin auf.
„Da wir in der Nähe ihrer Höhle sind, bittet sie den Menschenjungen und mich zu sich.“
Vinc sah Lombard verwundert an.
„Ja, uns beide meint sie. Sie hätte eine wichtige Mitteilung.“
Sie schlichen, stets auf Sicherheit bedacht, zu ihr in die Höhle. Angekommen eröffnete sie, angesichts der knappen Zeit, sofort ihre Ankündigung: „Du willst die gläserne Stadt finden und in sie eindringen?“
Vinc nickte zustimmend, als er merkte, dass sie es ja nicht sehen konnte, sagte er „Ja!“
„Es wird sehr schwierig und gefahrvoll sein. Ich sah in die Zukunft und sah böse Gestalten, die es verhindern wollen. Ich konnte nicht feststellen, wie es dir in der Stadt ergehen wird. Da sie rein und klar in ihrer Umgebung ist, können nur Wesen reinen Herzens in sie hinein. Aber ich kann dir sagen wonach ihr suchen müsst. Findet die schwarze Seele und vernichtet sie, damit erledigt ihr die Seelenräuber und findet den Spiegel der Zeit und zerstört ihn, er erledigt die Zeitfresser. Aber hütet euch vor diesen gefundenen Sachen, um nicht selbst Opfer zu werden. So, nun wünsche ich euch viel Glück.“
„Wo finden wir die gläserne Stadt?“, wollte Vinc noch wissen.
„Sie ist da und doch nicht da. Sie ist dort oder hier“, sagte sie geheimnisvoll und ließ an ihrer Haltung erkennen, dass sie nicht zu einer weiteren Frage bereit sei.
Lombard bat sie, noch einmal die Augen zu dem Galgenberg zu schicken, was sie denn auch tat. „Zu spät“, sagte sie, „die Zwergin bekommt gerade die Schlinge um den Hals gelegt.“
Sie erschraken, fragten sich, ob sie denn so viel Zeit vertrödelt hatten, oder hatte sie die Alte hierher gelockt, um sie zu täuschen? War sie ein Werkzeug der Unholde?
„Schämt euch euer. Ausgerechnet du, mein Freund Lombard, denkst so übel von mir.“ Ihre Stimme klang erbost und enttäuscht zugleich, wohl die Gedanken der beiden lesend. „Entschuldige. Aber ich hatte so den Eindruck. Aber ich schäme mich, liebste Freundin“, sagte er voller Unterwürfigkeit und mit dem Ton des ertappten Sünders.
„Die, die das grausame Spiel treiben, haben euch getäuscht. Es ist noch eine ganze Zeit hin, bis die Sonne am höchsten steht. Sie wollen ihr grausames Werk schon früher beenden, wohl aus Angst, ihr könntet ihnen dazwischenkommen. Es tut mir für eueren Freund, dem Zwerg, leid.“ Sie bat die beiden, zu gehen und es Gerason schonend beizubringen.
Mit trüben Gedanken eilten sie denn zu ihm, um ihm die schlechte Nachricht zu übermitteln.
Der Zwerg, in seiner ohnmächtigen Wut und voller Tränen des Schmerzes, rannte unbesonnen zum Galgenberg.
Die Freunde folgten ihm, denn sie wollten ihn nicht allein in sein Schicksal stürmen lassen, um einen aussichtslosen Kampf gegen die Übermacht der Wachen, zu führen.
Wie verwundert aber waren sie, als sie keinen Menschen mehr vorfanden. Nur zwei Gestalten in verkohlter Kleidung lagen vor dem Galgen auf der Erde, denen sie sich vorsichtig näherten
„Zubla!“, rief Vinc
Weitere Kostenlose Bücher