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Das geheimnisvolle Tuch

Das geheimnisvolle Tuch

Titel: Das geheimnisvolle Tuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
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ihr was. Sie fängt an zu weinen.“
    Nun fing auch der Zwerg an, mit den Tränen zu kämpfen, aber es übermannte ihn dennoch und ihm kullerten ein paar Perlen des Augenwassers über den Bart. Er musste seine Frau sehr lieben.
    „Die Augen müssen weg. Die Wärter könnten sie entdecken“, sagte die Seherin hastig und ihre vom Alter strapazierte Stimme wurde noch zittriger.
    „Kannst du nicht in den anderen Turm schauen? In dem wir gefangen gehalten worden sind. Ich möchte wissen, ob dort noch meine Tasche liegt“, bat Vinc aus Angst, sie könne die Augen zu hastig zurückbeordern.
    Sie ließ sich den Turm beschreiben und schickte darauf die Augen hinein.
    „In einer Ecke liegt so ein Beutel mit einem Trageriemen.“
    „Das ist meiner. Den brauche ich wieder.“
    „Wenn wir Glarasin, so heißt meine Frau, befreit haben, dann werden wir auch deine Tasche holen. Ist wohl was Wertvolles drin?“
    „Ja. Bücher, die ich noch brauche“, antwortete Vinc Der Zwerg verstand zwar nicht, warum Bücher wertvoll sein konnten, denn bei ihnen zählte nur das, was in den Minen gewonnen wurde, Erz oder Gold, aber auch das Salz war kostbar. Aber Bücher?
    Sie wollten sich zur Ruhe begeben, da sah Schautin noch etwas: „Ihr seid in großer Gefahr. Überall wird nach euch gesucht. Sie durchkämmen sogar nachts die Gegend. Die Augen zeigen mir auf dem Weg hierher viele Wachen. Ihr müsst also sehr vorsichtig sein.“
    Sie waren inzwischen müde geworden und schliefen dann auch sehr bald ein.
    Am nächsten Morgen zogen sie Gewänder an, die sie wie einfache Bürger der Stadt aussehen ließen.
    Die Seherin sagte noch zu Gerason zum Abschied: „Im Städtchen solltet ihr unbedingt meinen Freund Lombard aufsuchen, er wird euch bestimmt nützlich sein. Er befindet sich nicht in einer, sage ich mal, vornehmen Gegend. Sie nennt sich die Gasse der Verachteten. Seid vorsichtig, dort haust ein übles Gesindel. Wenn ihr ihn gefunden habt, dann sagt einfach, ihr kommt von mir. Ach ja, ihr braucht ein Losungswort. Es heißt: flinke Finger. Einfallsreich war der noch nie.“ Sie lachte vor sich hin.
    „Was ist das für ein Mann“, wollte Vinc, argwöhnisch wie er nun mal geworden, wissen.
    „Das werdet ihr schon sehen. Das werdet ihr schon sehen. Hihihi.“ Wiederholte sie immer noch belustigt.
    Bevor sie ihr Domizil verließen, schickte sie die Augen noch einmal hinaus, um die Gegend zu erkunden, aber nichts Ungewöhnliches bewegte sich ringsum.
    Mit mahnenden Worten der Vorsicht verabschiedeten sie sich von ihr. Sie wussten, dass ihre Neugierde wohl öfter die Augen als Begleitung schickte.
    Sie mussten sich durch dichtes Gestrüpp kämpfen, denn den ausgetretenen Weg, den Vinc mit seinen Begleitern vorher nutzte, wagten sie nicht zu nehmen, die Angst, von Spähern entdeckt zu werden, war zu groß.
    Sie kämpften sich durch den Wald, der ohne Leben schien, um schließlich das Ende des schützenden Dickichtes zu erreichen.
    Sie liefen über ungeschützte Stoppelfelder, ständig in der Gefahr, von suchenden Trupps erkannt zu werden.
    An der Stadtmauer angekommen, wurde die Gefahr, als die Flüchtenden erkannt zu werden, noch größer.
    Etwas mulmig war es ihnen, als sie auf das Stadttor und die Wachen zugingen. Der Musterung ausgesetzt, schritten sie ungehindert ihren Weg und betraten die Stadt.
    „Die müssen doch nach uns fahnden. Die Wachen haben uns noch nicht einmal richtig beachtet“, stellte Vinc fest.
    „Ist doch klar. Wir kommen in die Stadt hinein, aber nicht mehr hinaus. Ich nehme an, wir werden beobachtet.“ Nicht gerade ermunternd diese Feststellung vom Zwerg.
    Insgeheim hatte Vinc gehofft, sein Weg würde irgendwann Zubla kreuzen. Ach, was sehnte er sich nach dem inzwischen ans Herz gewachsenen Kleinen.
    So als seien schon ewig in dieser Stadt, mischten sie sich in das turbulente Treiben auf dem Marktplatz, auf dem Bauern ihre Erzeugnisse feilboten. Was für ein Ort konnte wohl ihre Kleidung besser als Tarnung dienen als diese Stelle des Handels. Hier, unweit befand sich der Turm, in dem Vinc seine Tasche vermutete.
    Gerason drängte, sein Ziel galt dem Hexenturm. So erreichten sie einen freien Platz mit einem großen Turm. Scharten waren in das Mauerwerk eingelassen, dass durch sie keiner schlüpfen konnte.
    Als sie sich dem Rundbau näherten, blieben sie nicht lange ungestört. Zwei Wachen liefen auf sie zu und versperrten ihnen den Weg, indem sie die Speerspitzen gegen sie richteten. Gerason, der gerettete Junge,

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