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Das geheimnisvolle Tuch

Das geheimnisvolle Tuch

Titel: Das geheimnisvolle Tuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Vehler
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respektvoller Entfernung wartete, schritt zögerlich zu Vinc „Mir ist es unheimlich“, flüsterte er.
    Verwundert schaute Vinc seinen Freund an und sagte: „Wieso unheimlich? Du hast ihn doch schon gesehen, der da drin sein soll.“
    Vinc ging zur Türe und öffnete sie. Zunächst sah er nicht viel. Seine Augen, von dem Lichtermeer draußen beeinflusst, mussten sich erst an das Innere gewöhnen. Ein Sonnenstrahl drang durch den Spalt eines gelösten Brettes, wodurch die Hütte innen etwas erhellt wurde.
    Sie sahen auf dem Tisch ein Büchlein liegen mit einem Tintenfass davor und einer Feder daneben.
    „Was für ein Rückstand. Von Kugelschreiber hat der, der das benutzt, wohl noch nix gehört.“ Vinc trat näher an den Tisch und hob den Federkiel auf. „Noch frisch“, meinte er, um weiter festzustellen: „Müsste eigentlich vertrocknet sein, die Tinte.“
    Tom, der neben ihm stand, hob das kleine Notizbuch auf, hielt es dicht an die Augen. Er las: „Zeige Ehrfurcht, der du diese Worte liest! Falle auf die Knie und bezeuge Demut!“
    Tom sah Vinc an und sagte: „Befolgen wir die Worte!“ Es klang nicht nach einer Bitte, sondern einem Befehl.
    Vinc schüttelte den Kopf: „Bei dir piept es. Ich blamiere mich doch nicht. Uns spielt da einer einen Streich und will uns veräppeln. Bestimmt Jim mit seiner Bande. Die haben sich irgendwo versteckt und filmen uns mit einer Videokamera, wie wir auf die Knie fallen.“ Er sah Tom misstrauisch an. „Du bist doch mein bester Freund? Du machst doch nicht so einen Unsinn mit? Ich meine, du hilfst doch nicht Jim bei einem Streich?“
    Tom schüttelte empört den Kopf: „Nein!“ Er ließ sich auf die Knie nieder.
    Er versuchte weiter zu lesen, aber durch seinen Wechsel auf die Gelenke tauchte er in Dunkelheit, wodurch er die Buchstaben nicht mehr entziffern konnte. Er reichte das kleine Buch Vinc, der noch aufrecht stand und dadurch mehr in der Helligkeit.
    „Du hast in dem Buch gelesen. Du bekommst jetzt eine Gabe, die enorm und von gewaltiger Tragweite ist. Du wirst …“. Vinc stockte.
    „Los, lies weiter!“, rief Tom und versuchte, seinen Kopf nach oben zu drehen.
    „Ich kann nicht. Die Schrift verschwindet. Das ist eine Zaubertinte wie die im Laden vom Zauberkönig. Weißt doch, der mit den Scherzartikeln.“
    Tom stand auf und riss das Buch seinem Freund aus der Hand. „Der Schreiber muss noch hier sein.“ Er rannte von einer Ecke in die andere.
    Im Waldhaus befand sich nicht viel Inventar. Ein Tisch, drei Stühle und eine alte Kommode waren die Möbel. Statt eines Bettes als Ruhestätte befand sich Stroh auf dem Boden, darauf lag eine bunte Decke.
    „Siehst du jemand?“, fragte Vinc und wäre beinahe mit seinem Freund, der hektisch suchend umherrannte, zusammengestoßen.
    „Schau mal unter die Decke. Vielleicht liegt da dein Zauberer.“ Vinc hatte eigentlich diese Bemerkung als Scherz gedacht, sah, wie sein Kamerad tatsächlich seiner Aufforderung nachkam.
    „Das ist keine Decke, das ist ein Tuch. Mann, das fühlt sich wie Seide an!“, stellte Tom fest. Er legte das Buch auf einen der Stühle und breitete das Tuch auf dem Tisch aus. Er befühlte es genauer. „Da ist eine Zeichnung drauf.“ Vinc, der am Tisch stand, sah es auch.
    „Seltsam, sieht aus, als wäre das Waldhaus hineingewebt.“ Tom strich mit dem Finger über die Zeichnung, als wollte er feststellen, ob sie plastisch wäre. Denn je länger er darauf blickte, desto wirklicher kam es ihm vor. „Dieses Bild muss sehr kostbar sein“, meinte er. „Siehst du hier die Stadt? Sie hat noch ganze Mauern, im Gegensatz der Unsrigen, welche nur noch Ruinen sind.“
    Vinc erkannte es ebenso und wunderte sich: „Nur was bedeutet die kleinere Zeichnung, über der das Tuch schwebt? Ist zwar unsere Stadt im jetzigen Aussehen mit den Häusern, aber keine Bäume oder Grün wie auf der großen Zeichnung. Und dieser Engel mit den verbundenen Augen, der über dem Tuch abgebildet ist, was soll der bedeuten?“
    Tom zog die Stirn in Falten und meinte: „Die müssen das Strohlager erst kürzlich eingerichtet und das Tuch darüber ausgebreitet haben. Jedenfalls, als wir das letzte Mal hier waren, gab es das Strohlager noch nicht. Ich glaube inzwischen doch, dass uns Jim einen Streich gespielt hat. Die Geheimtinte. Das passt genau.“ Er wurde nachdenklich und sagte nach kurzer Überlegung: „Aber mein Traum? Der führte uns doch hierher.“
    „Lass mal deinen blöden Traum. Ist doch nur Spinnerei. Hier

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