Das geht auf keine Kuhhaut
Folterknechten willkürlich eingesetzt werden, sondern war fester Teil des juristischen Verfahrens. Sie lief in mehreren Stufen ab, wobei erst das Beschreiben, dann das Zeigen der Instrumente und zuerst „leichtere“ Anwendungen wie die Daumenschraube aufeinanderfolgten. Dabei wurden die Daumen des Opfers in einer Art Schraubstock gequetscht, bevor bei renitenten Delinquenten drakonischere Torturen angewendet wurden. Auch der Ausdruck In die Zange nehmen entstammt der Folterkammer, denn hier wurde auch mit glühenden Kohlen oder Zangen gequält. Bis in die Neuzeit hinein war es üblich, durch das Quetschen von Fingern eine Aussage wortwörtlich zu erpressen. Erst die Aufklärung machte diesen Verhörmethoden, jedenfalls in zivilisierten Staaten, ein Ende.
|53| „Auf die Folter spannen“
quälend lange warten lassen
D as Wort „spannen“ deutet darauf hin, dass hier die Streckbank gemeint in der allgemeinen Vorstellung typischste Gerät der Folterkammer war Teil der „peinlichen Befragung“, deren Name von „poena – Strafe“ abgeleitet ist. Dieses Verfahren wurde 1532 unter Karl V. in der Halsgerichtsordnung oder Constitutio Criminalis Carolina festgelegt, dem ersten deutschen allgemeinen Strafgesetzbuch. Berühmt wurde sie nachmittelalterlich im Zuge der Inquisition und Hexenverfolgung. Das Folteropfer auf der Streckbank wurde mittels einer Kurbelwelle in die Länge gezogen, wobei erst die Bänder gezerrt und dann die Knochen aus den Gelenken gerissen wurden. Die damit verbundenen Schmerzen waren unerträglich, und unsere heutige Redewendung verharmlost die Sache. Da ein solches Foltergerät nicht automatisch arbeitete, sollte man bedenken, dass es immer Menschen gab, die zu einer solchen brutalen Arbeit bereit waren. Erst 1740 wurde die Streckfolter in Preußen abgeschafft, und ab dann kamen die im übertragenen Sinn gebrauchte Redewendung und der Ausdruck Gespannt sein in Gebrauch.
„Sich totlachen“
anhaltend schallend lachen
D er Nachweis dieser Redewendung ist etwas unsicher. Ein Lachkrampf als Ursache für einen Todesfall ist so selten, dass man ihn kaum als Ursprung einer Redensart verdächtigen kann. Wahrscheinlicher ist folgende Ursache: Gekitzelt zu werden, gehört zwar zu den eher harmlosen Neckereien. Wenn es aber länger andauert, reizt es zwar zum Lachen, dies aber mit schmerzhaften Begleiterscheinungen. Kitzeln kann so unerträglich sein, dass es im Mittelalter als Foltermethode praktiziert wurde. Auch noch im Dreißigjährigen Krieg wurde von Plünderern die Kitzelfolter eingesetzt in der Absicht, Nahrungsmittel oder Geld von der Bevölkerung zu erpressen; im „Simplicissimus“ werden Ziegen beschrieben, die die mit Salz eingeriebenen Fußsohlen des Opfers ableckten. Bei längerer Anwendung trug die raue Zunge der Ziege die Haut ab und der Kitzelreiz ging in einen unerträglichen Schmerz über.
|54| „Ein Schlitzohr sein“
eine gerissene, schlaue, hinterhältige Person sein
Z ur Herkunft dieses Spottnamens gibt es zwei ähnliche, aber unterschiedliche Deutungen. Am wahrscheinlichsten ist die Erklärung, dass früher erwischte Missetäter zur Warnung ihrer Mitbürger auffällig markiert wurden, indem ihnen zum Beispiel Zeichen in die Haut gebrannt oder Körperteile, bei Dieben sogar die Hand, entfernt wurden. Ein Schlitz, der Betrügern als Strafe und Kennzeichnung ins Ohr geschnitten wurde, erscheint auf den ersten Blick noch harmlos, war aber sehr folgenreich, denn eine Rehabilitierung war mit solch einem Makel wohl ausgeschlossen. Alternativ wird der Ausdruck von der Zunft der Zimmerleute hergeleitet. Alle Gesellen trugen einen goldenen Ohrring, der ihr Notgroschen, ihre eiserne Reserve war; mit ihm konnte im äußersten Fall das eigene Begräbnis bezahlt werden. Hatte ein Geselle grob gegen Regeln verstoßen oder war sogar straffällig geworden, so wurde ihm vom Meister dieser Ring vom Ohr gerissen, was eine schlitzförmige Narbe hinterließ – eine Warnung an weitere Arbeitgeber oder Meister.
„Jemanden brandmarken“
zeichnen, bloßstellen
B randzeichen sind, vor allem in den USA, ein Mittel, frei laufendes Vieh dauerhaft mit dem Zeichen des Besitzers zu markieren. Diese Nachhaltigkeit einer Brandnarbe wurde im Mittelalter eingesetzt, um Verbrecher auf Dauer zu kennzeichnen. Wohl mit Bezug auf das aus der Bibel bekannte Kainsmal wurde Missetätern, die man laufen ließ, zur Warnung anderer mittels eines glühenden Eisens ein Symbol für ihr Vergehen auf den Leib
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