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Das geht auf keine Kuhhaut

Das geht auf keine Kuhhaut

Titel: Das geht auf keine Kuhhaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Wagner
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das Risiko eingeht, sich Kopf und Hals zu brechen, nimmt es in Kauf zu sterben.
    |57| „Für etwas den Kopf hinhalten“
    für einen anderen die Verantwortung übernehmen
    W ofür hielt man früher im wörtlichen Sinne seinen Kopf hin? Einerseits als Bürge oder Geisel für einen anderen, für den man im Falle, dass er nicht wiederkam, dessen Strafe übernehmen musste – jeder denkt dabei an „Die Bürgschaft“ von Schiller, wo es ja bekanntlich gut ausgeht. Aber auch eine andere Art von Geisel gab es. Wenn ein Burgherr zum Beispiel zu Verhandlungen zu seinem Fehdegegner reisen musste, sicherte er seine Rückkehr dadurch ab, dass er den Sohn des Verhandlungspartners als Bürgen einforderte und so lange in der eigenen Burg in Gewahrsam nehmen ließ, bis er selbst unbeschadet zurückgekehrt war. Übrigens war es zur Zeit der Ritter und Burgen durchaus üblich, in einer Fehde Geiseln zu nehmen und dafür Lösegeld zu fordern. Natürlich gibt es noch eine sehr direkte und brutale Erklärung für diese Redensart: Ein zum Tode Verurteilter musste den Kopf hinhalten, um für sein Verbrechen den Schwertstreich zu empfangen, der ihn genau diesen Kopf kürzer machen sollte.
    „Über die Klinge springen lassen“
    jemanden fallen lassen, beseitigen

    M enschen früherer Epochen gebrauchten aus Aberglauben oft verharmlosende Beschreibungen für Dinge, vor denen sie Angst hatten. Vor allem Tod und Teufel sind Gegenstand zahlreicher Umschreibungen; man versuchte, ihre Nennung zu vermeiden, denn das wäre einer Beschwörung gleichgekommen. Das gilt auch für die Hinrichtung. Die Todesstrafe des einfachen Mannes war der Galgen, während dem Adel die Enthauptung durch das Schwert vorbehalten war, eine, wie man glaubte, weniger ehrlose Strafe. Diese vielleicht honorigere, aber dennoch endgültige Art und Weise, jemanden vom Leben zum Tode zu befördern, umschrieb der Volksmund mit dieser Redewendung. Eigentlich war es ja nur der Kopf, der über die Klinge zu springen schien, wenn das scharfe Richtschwert das Haupt vom Rumpf trennte, aber bald wurde der ganze Vorgang so genannt – ähnlich übrigens auch in England, Frankreich, Schweden, Dänemark und den Niederlanden.
    |58| „Eine Galgenfrist einräumen“
    Aufschub vor einem unangenehmen Termin gewähren
    D ie am weitesten verbreitete Hinrichtungsart war der Galgen. Er stand außerhalb der Stadt an einer Stelle, die heute oft noch den Namen „Richtsberg“ oder „Rabenstein“ trägt. Die Frist zwischen Verurteilung und Hinrichtung verbrachte der Delinquent im Kerker. Hier hatte er die Gelegenheit, über seine Missetaten nachzudenken und sie möglicherweise auch zu bereuen, was für die kirchliche Absolution, die Sündenvergebung, Voraussetzung war. Diese Zeit nannte man nachweislich schon im 16. Jahrhundert Galgenfrist, letzte Gnadenfrist für einen Galgenvogel. Dieser Spottname geht zurück auf den Raben, der als Aasfresser die Nähe von mittelalterlichen Hinrichtungsstätten suchte; dann wurde er übertragen auf den Gehängten selbst, später auch auf lebende zwielichtige Personen. Galgenhumor heißt es, wenn jemand in aussichtsloser Situation, gewissermaßen auf dem Weg zum Galgen, noch Witze reißt. Der Räuber Mathias Kneißl wird im Zusammenhang mit seiner Hinrichtung, die 1902 an einem Montag stattfand, mit den Worten zitiert: „Die Woche fängt ja gut an.“

    „Mit Hängen und Würgen“
    sehr mühsam, mit knapper Not
    D iese Redewendung wurde im 19. Jahrhundert gebräuchlich, als das Hängen und Würgen noch eine alltägliche Sache war, denn die Todesstrafen wurden früher in aller Öffentlichkeit vollstreckt. Daher waren den Menschen die Qualen, die mit der Hinrichtung eines Menschen durch den Strang verbunden waren, geläufig. Ohne hier in unappetitliche Einzelheiten zu gehen, darf man sich die Henker, die dem Verurteilten damals einen Strick drehten, nicht besonders feinfühlig vorstellen; ihre Methoden führten selten zum sofortigen Tod des Delinquenten, der oft noch eine Zeitlang nach Luft schnappend um sein Leben kämpfte. Die Henkersmahlzeit, mit der man heute scherzhaft das Essen vor einem entscheidenden Termin bezeichnet, war früher ein Mahl, das vor der Hinrichtung vom Scharfrichter persönlich aufgetischt wurde. Ob der Todeskandidat es mit Genuss essen konnte?
    |59| „Sich wie gerädert fühlen“
    starke Rücken- oder Gliederschmerzen haben

    N ach einer nicht erholsamen Nacht sagt man oft, man fühle sich wie gerädert. Die meisten wissen nicht,

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