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Das geht auf keine Kuhhaut

Das geht auf keine Kuhhaut

Titel: Das geht auf keine Kuhhaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Wagner
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gebrannt, Falschmünzern zum Beispiel eine Münze. Lotteriebetrüger wurden ebenfalls gezeichnet, um im Wiederholungsfall ertränkt zu werden. Schwerverbrechern wurde für den Weg zur Hinrichtung ein Symbol für die verhängte Todesstrafe, also ein stilisiertes Rad oder ein Galgen, aufgebrannt. Dass man Brandnarben auch als Schmuck sehen kann, ist in Afrika weit verbreitet; in Europa hat sich allerdings die aktuelle Mode des Brandings als Alternative zum Tattoo noch nicht recht durchgesetzt.
    |55| „An den Pranger stellen, öffentlich anprangern“
    beschuldigen, anklagen, bloßstellen

    D er Pranger ist ein mittelalterlicher Schandpfahl. Hier wurden Gesetzesbrecher öffentlich angekettet und dem Spott des Volkes preisgegeben. Eine solche Ehrstrafe sollte nicht unterschätzt werden, denn der Verlust der Ehre wurde damals sehr viel ernster genommen als heute und machte die Wiederaufnahme in die Gemeinschaft unmöglich. Hierher gehört auch der Ausdruck Etwas anhängen im Sinne von „üble Nachrede führen“. Im Mittelalter wurde Übeltätern am Pranger ein Schandgegenstand, meist ein zum Vergehen passendes Objekt, oder ein Schild angehängt, auf dem der Grund für die Strafe zu lesen war. Erstaunlicherweise ist die Prangerstrafe in Deutschland erst Mitte des 19. Jahrhunderts abgeschafft worden; in anderen Ländern wie China ist das Zurschaustellen von Verurteilten noch heute üblich. Man darf sich allerdings fragen, ob das in unseren Medien immer mal wieder praktizierte Anprangern tatsächlicher oder vermeintlicher Übeltäter so viel menschlicher ist.
    „Nicht ungeschoren davonkommen lassen“
    einen Beteiligten nicht schonen
    M öglicherweise kommt diese Redensart vom Nächstliegenden: vom Scheren der Schafe, bei dem der Schäfer keinen seiner Wolleträger ungeschoren davonkommen lässt, warum auch. Aber weil es eine ganze Reihe von Redewendungen gibt, die sich mit dem Scheren oder Abschneiden beschäftigen, könnte noch eine andere Erklärung in Frage kommen, die uns wieder zu den Ehrstrafen führt. Es war nämlich im Mittelalter eine Schande, wenn einem Mann seine Manneszier, gemeint ist der Bart, oder das damals lang getragene Haupthaar geschoren wurde. Das Scheren gehörte dazu, wenn man zum Pranger verurteilt wurde; auch Frauen wurden die Haare abgeschnitten. Die heutige Redewendung Jemandem die
Ehre abschneiden mit der Bedeutung „jemanden verleumden, in Verruf bringen“ kommt daher, dass Verleumdern das lange Gewand gekürzt wurde, und selbst der Schabernack hat seine Wurzeln im schändlichen Rasieren des Nackens, das mit einem Schabemesser praktiziert wurde.
    |56| Etwas „aufdecken“
    eine Tat aufklären

    Ä hnlich wie „vorwerfen“ ist „aufdecken“ scheinbar ein neutrales Verb ohne geschichtlichen Hintergrund. Aber auch dieser Ausdruck, der in jedem Krimi vorkommt, hat seinen Ursprung im Mittelalter. Dazu muss man zunächst wissen, dass damals viele Häuser mit Stroh gedeckt waren. Ein solches Dach kurzerhand zu entfernen, war nicht besonders schwer. Und genau das war ein alter sogenannter Rügebrauch, bei dem Männer auf das Dach eines Übeltäters stiegen und es abdeckten. Auch wenn jemand einen Verbrecher beherbergte und sich weigerte, ihn auszuliefern, wurde ihm das Dach abgedeckt. Dann konnte der Spitzbube verhaftet werden, weil ihn kein Dach über dem Kopf mehr schützte. Später entwickelte sich das Dachabdecken, von dem auch die Redewendung Jemandem aufs Dach steigen im Sinne von „sich heftig beschweren“ kommt, zu einer Ehrstrafe bei Schulden und sittenwidrigem Verhalten. Die Redensart wird seit dem 16. Jahrhundert im übertragenen Sinne verwendet, der Brauch aber war bis ins 17. Jahrhundert verbreitet.
    „An den Kragen gehen“
    jemanden angreifen
    D er Kragen in dieser Redewendung hat nur indirekt mit dem kleidsamen Abschluss des Hemdes oder Jacketts zu tun, den es übrigens erst seit dem 13. Jahrhundert als schmückendes Element an der Kleidung gibt. Mit Kragen ist hier vielmehr der Hals oder der Nacken selbst gemeint. Wir kennen diese Bedeutung des Wortes auch vom Ausdruck Geizkragen, was ja dasselbe heißt wie „Geizhals“. Wenn es einem Übeltäter an den Kragen ging, wartete also die Todesstrafe auf ihn; aus dem Jahre 1577 gibt es eine Quelle, die den Ausdruck in diesem Sinne verwendet. Durchaus ähnlich wird das Wort verstanden, wenn jemand Kopf und Kragen riskiert. Diese einprägsame Doppelformel, noch dazu stabreimend, bezieht sich auf die Todesgefahr. Denn jemand, der

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