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Das geht auf keine Kuhhaut

Das geht auf keine Kuhhaut

Titel: Das geht auf keine Kuhhaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Wagner
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was Rädern war, sonst würden sie sicher erschrocken schweigen. Rädern, auch Radebrechen genannt, war keine Folter, sondern eine der grausamsten Todesstrafen, die im Mittelalter verhängt werden konnten, weil sie mit unmenschlichen Schmerzen verbunden war. Bei dieser Strafe für Straßendiebe und Mordbrenner wurde dem Verurteilten ein schweres Wagenrad auf die Arme und Beine gewuchtet, bis die Knochen in viele Stücke zerbrochen waren. Diese schon äußerst schmerzhafte Prozedur wurde fortgesetzt, indem die gebrochenen Gliedmaßen in die Speichen des Rades geflochten wurden. Schließlich wurde das Rad auf einen Pfahl gesteckt, und der arme Sünder musste in dieser Stellung auf den Tod warten. Kaum zu glauben, aber diese Art der Hinrichtung wurde bis ins 19. Jahrhundert praktiziert! Heute verstehen wir unter Radebrechen, dass jemand eine Sprache nur bruchstückhaft spricht.
    „Sich schinden“
    anstrengende Arbeit erledigen
    D er neben dem Henker am wenigsten geachtete Beruf des Mittelalters war der des Schinders. Seine Arbeit war, krankem oder verletztem Vieh das Fell abzuziehen und das Fleisch, „Schindluder“ genannt, zu verarbeiten. Vor allem trug zu seinem schlechten Image bei, dass er dem Henker bei rohen Hinrichtungsarten helfen musste, besonders beim Häuten. Das war, neben dem Rädern und dem Vierteilen, eine der grausamsten Strafen, weil das Schinden, also das Hautabziehen, mit unerträglichen Schmerzen verbunden war. Aus „jemanden schinden“ als transitiver Form des Verbs entwickelte sich das intransitive „sich schinden“; es wird heute gebraucht, wenn man sich bei einer körperlich extrem anstrengenden Arbeit quälen muss. Die Wendung Schindluder treiben in der Bedeutung „jemanden grob veralbern“ bezieht sich auf die verächtliche Einstellung gegenüber dem minderwertigen Fleisch, das der Schinder, heute sagt man Abdecker, produzierte.
    |60| „Mit Fug und Recht“
    mit vollem Recht
    H ier handelt es sich einmal mehr um eine der im Mittelalter verbreiteten verstärkenden Zwillingsformeln. Das heute aus unserem Wortschatz verschwundene Wort „Fug“, noch in dem Begriff „Befugnis“ enthalten, meint die Berechtigung, Erlaubnis, Genehmigung, etwas zu tun. Derjenige, der mit Fug und Recht handelte, hatte also nicht nur die Erlaubnis dazu, sondern auch das Recht auf seiner Seite – was bekanntlich nicht immer dasselbe sein muss.

    „Den Gnadenstoß geben“
    unerträgliche Leiden abkürzen
    E inige Hinrichtungsarten waren im Mittelalter besonders schmerzhaft, vor allem das Schinden, wobei die Haut bei lebendigem Leib abgezogen wurde, das Vierteilen und das Rädern. Vor allem bei Letzterem, bei dem mit einem schweren Wagenrad sämtliche Gliedmaßen zerschmettert wurden, war es der Gnade des Henkers überlassen, ob er dem Delinquenten während der Tortur das Rad auf den Schädel oder den Brustkorb fallen ließ, was den sofortigen Tod herbeiführte und weitere Qualen ersparte. Auch nach Schlachten wurden schwer verletzt auf dem Felde liegende feindliche, aber oft auch eigene Soldaten gezielt getötet, um ihre Leiden abzukürzen. Übrigens konnten damals mangels geeigneter Desinfektionsmittel oder gar Antibiotika selbst kleine Verletzungen einen tödlichen Verlauf nehmen, denn der Wundstarrkrampf, auch unter der Bezeichnung Tetanus geläufig, wird bekanntlich durch ein allgegenwärtiges Bakterium übertragen.
    |61| „Das Tischtuch zerschneiden“
    die Freundschaft endgültig aufkündigen
    I m Mittelalter scheint es einen Rechtsbrauch gegeben zu haben, nach dem bei einem ernsthaften Zerwürfnis zwischen Freunden, Verwandten oder Ehepartnern symbolisch ein Leinentuch zerschnitten wurde, um die endgültige Trennung auszudrücken. Das Tuch stand – jedenfalls bei Eheleuten – für den gemeinsamen Haushalt, in dem Tischdecke und Betttuch eine wichtige Rolle spielen – auch heute spricht man ja noch von einer Trennung von Tisch und Bett. Schon seit dem 16. Jahrhundert wird die Redewendung im übertragenen Sinn gebraucht, in dem sie heute noch, wenn auch immer seltener, gelegentlich auftaucht.
    „Dingfest machen“
    festnehmen
    D ing“ ist im heutigen Sprachgebrauch eine neutrale Bezeichnung für einen Gegenstand, alles mögliche kann damit gemeint sein. Insofern ist es merkwürdig, wenn man jemanden „so fest wie ein Ding“ machen will. Tatsächlich hat dieses „Ding“ aber nichts mit unserer heutigen „Sache“ zu tun, sondern leitet sich ab von „Thing“, dem Wort für die

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