Das geht auf keine Kuhhaut
„Heinrich“, sondern lässt eher an einen Kater denken – auch nicht gerade dem Namensimage zuträglich war. Da erst ab dem 13. Jahrhundert Familiennamen gebräuchlich wurden, auf dem Lande noch später, führten die vielen Hinze und Kunze außerdem zu Verwechslungen und Irritationen. Daher wurde Hinz und Kunz etwa ab dem 15. Jahrhundert zur Spottbezeichnung für die, die viel später Otto Normalverbraucher genannt wurden.
|68| „Das kommt einem spanisch vor“
das erscheint einem seltsam
A us dem 15. und 16. Jahrhundert stammen relativ viele Redewendungen. Diese ist entstanden, als Karl V. (1500 – 1558), der seit 1516 König von Aragón und König von Kastilien war und damit gewissermaßen erster König von Spanien, 1519 zum deutschen Kaiser gekrönt wurde. Der neue – katholische – Kaiser führte eine Reihe neuer Sitten und Regeln in Deutschland ein, unter anderem die spanische Inquisition, die gerichtliche Verfolgung der Ketzer, die bei den deutschen Untertanen, die mittlerweile zum großen Teil Anhänger Luthers waren, äußerst misstrauisch zur Kenntnis genommen wurden. Diese neuen Maßnahmen kamen ihnen, mit Bezug auf das Heimatland Karls, spanisch vor. Das Paradoxe an der Sache ist, dass wir mittlerweile wissen, dass der in Gent geborene und in Brüssel aufgewachsene Karl zum Zeitpunkt seiner Kaiserkrönung mehr schlecht als recht Niederländisch und Französisch, aber gar nicht Spanisch sprach.
„Gegen Windmühlen kämpfen“
gegen eingebildete Gegner kämpfen
A uch die ältere Literatur hat in heutigen Redewendungen ihre Spuren hinterlassen. Don Quijote de la Mancha, der „Ritter von der traurigen Gestalt“, ist eine nicht nur in seinem Heimatland sehr beliebte Romanfigur. Sein Erfinder Miguel de Cervantes wollte mit seiner Geschichte nicht nur die zu seiner Zeit, dem frühen 17. Jahrhundert, äußerst beliebten Ritterromane parodieren, sondern auch mit warnender Ironie den Lesern vor Augen führen, wie das Verschlingen solcher Lektüre beim Leser bedenkliche Schäden im Kopf hinterlassen kann. Cervantes lässt seinen Helden unter anderem zu einem bis heute legendären Zweikampf antreten. Der Don glaubt nämlich in den für spanische Hochebenen charakteristischen Windmühlen Riesen zu erkennen, deren Bekämpfung er als tapferer Ritter natürlich nicht aus dem Weg gehen darf. Es ist nicht schwer, dieser Redensart auch heute noch eine aktuelle Berechtigung zuzusprechen – kämpfen wir nicht alle hin und wieder gegen Windmühlen?
|69| „Mit jemandem deutsch reden“
jemandem offen die Meinung sagen
D as Wort „diutisc – deutsch“ erscheint zum ersten Mal in einem althochdeutschen Dokument aus dem Jahre 786 und bedeutete damals etwa „volksmäßig“, im Gegensatz zum Lateinischen. Von „Deutsch“ im heutigen Sinne kann damals allerdings kaum gesprochen werden. Wir hätten dieses „Deutsch“ nicht verstanden, die Sprache musste noch diverse Entwicklungen durchmachen. Auch im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit lebte Latein als Gelehrten- und Kirchensprache weiter und war dem Volk unverständlich. Die Reformation hatte nicht zuletzt dadurch Erfolg bei den Menschen, weil sie auf Latein als Gottesdienstsprache verzichtete. Bemerkenswert ist, dass die Redensart Mit jemandem deutsch reden erst seit dem 15. Jahrhundert bekannt ist und selbst noch in dieser sprachgeschichtlich späten Periode das Wort „deutsch“ in seiner ursprünglichen Bedeutung verwendet wird, nämlich „volkstümlich“ und damit „verständlich auch für den einfachen Mann“.
„Das kann kein Schwein lesen“
das ist unleserlich geschrieben
D iese Redensart hat mit dem freundlichen Borstenvieh nichts zu tun, sondern soll auf den Analphabetismus im späten Mittelalter zurückgehen. Damals gab es nur wenige Leute, die lesen und schreiben konnten. Bei Schleswig soll es eine Gelehrtenfamilie mit Namen Swien gegeben haben, die für die Leute der Umgebung gegen Bezahlung die Korrespondenz mit den Behörden erledigte. Wenn ein Schriftstück vorgelegt wurde, das unleserlich war, konnte es noch nicht mal ein Swien lesen. Eine Variante sagt, dass die Familie eines gewissen Peter Swyn (1481–1537, um 1500 ein Bauernführer in Ostfriesland, gebildeter war als andere. Davon entstand die niederdeutsche Redensart „Dat weet keen Swyn“, womit man sagen wollte, dass auch kein anderer wissen konnte, was einem gebildeten Swyn nicht bekannt war. Da „Swyn“ – oder „Swien“ – nicht nur ein
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