Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das geht auf keine Kuhhaut

Das geht auf keine Kuhhaut

Titel: Das geht auf keine Kuhhaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Wagner
Vom Netzwerk:
Druckerzeugnissen war. Warum der eigentlich paradoxe Ausdruck – man kann schlecht in einer Schriftart reden – bereits im 16. Jahrhundert entstanden ist, ist offen; möglicherweise lautete er ursprünglich Fraktur schreiben und ist wegen der deutschen Charakteristik dieser Schrift parallel zum Ausdruck Deutsch mit jemandem reden entstanden, meint also ebenfalls die Deutlichkeit bzw. Verständlichkeit der Ansprache.
    |100| „Das schlägt dem Fass den Boden aus!“
    das treibt die Frechheit auf die Spitze
    D ieser Ausruf der Entrüstung geht natürlich auf die Weinfässer zurück, die bekanntlich aus den Dauben, den Reifen, die die Dauben zusammenhalten, dem Boden und dem Deckel bestehen. Bei der ziemlich schwierigen Arbeit des Zusammenfügens der Einzelteile, die ja alle genau passen mussten, damit das Fass dicht war, musste an manchen Stellen auch Gewalt angewendet werden. Wenn dann der Küfer, Fassbinder, Böttcher oder Büttner, je nach Region, die Fassreifen zu stark aufschlug, konnte es passieren, dass der Boden heraussprang und die Arbeit von vorn beginnen musste. Für die Entstehung der Redewendung verdächtiger ist aber eine andere Herleitung: Wenn auf dem Weinmarkt festgestellt wurde, dass ein dreister Weinhändler gepanschten oder ungenießbaren Wein anbot, wurde dem betreffenden, in der Regel auf der Seite liegenden Fass vom Marktvogt oder vom Schultheiß der Boden ausgeschlagen, so dass der Wein abfloss und nicht mehr verkauft werden konnte.
    „Blau machen“
    unentschuldigt fehlen

    D er einfache Mann durfte im Mittelalter keine auffälligen Farben tragen, sondern ausschließlich Naturfarben, also Braun, Grau oder Blau. Die Farbe zum Tönen des blauen Stoffes gewann man aus Färberwaid, einer gelb blühenden Staude, auch Deutsche Indigo genannt. In einem zeitraubenden Verfahren, zu dem unter anderem viel Urin benötigt wurde, musste eine Lauge mit einem bestimmten pH-Wert angerührt werden. In den Laugenbottichen verblieben die Tücher, ehe sie zum Trocknen herausgenommen wurden, einen Tag, in dessen Verlauf die blaugrüne Farbe sich entwickelte. Um die erforderliche Menge an Urin zu erhalten, tranken die Färber große Mengen Bier. Da ergab es sich günstig, dass die Stoffe einen Tag in der Brühe liegen mussten, denn an dem Tag nach dem Anrühren der Lauge konnte aus nachvollziehbaren Gründen nicht gearbeitet werden. Es wurde „blau gemacht“. Der Wirkstoff aus Waid wurde im 17. Jahrhundert durch Echten Indigo aus Indien, später durch synthetischen abgelöst.
    |101| „Durch die Lappen gehen“
    verloren gehen, entkommen

    D ie Jagd gehörte im Mittelalter zu den beliebtesten, allerdings auch zu den wenigen Freizeitvergnügen der Adligen. Als die Feuerwaffen auch als Jagdwaffen Verwendung fanden, wurden Treibjagden veranstaltet, die das Wild den schussfreudigen Jagdherren direkt vor die Flinten treiben sollten. Um das Wild in eine bestimmte Richtung zu lenken und am seitlichen Ausbrechen zu hindern, wurden im Wald an den Bäumen lange Schnüre gespannt, an denen bunte Stofflappen oder Federbüschel befestigt waren. Das Wild scheute vor den Lappen und lief in die gewünschte Richtung. Natürlich kam es bisweilen vor, dass Hirsche, Rehe oder Wildschweine trotz der Eingrenzungen seitlich ausbrachen. Dann gingen sie durch die Lappen und entkamen den Schützen. Das Prinzip der Vergrämung von Wild nutzt man heute an durch Waldgebiete führenden Straßen, wo am Waldrand die Autoscheinwerfer reflektierende Rückstrahler aufgehängt werden.
    „Ins Gehege kommen“
    in die Quere kommen
    M erkwürdigerweise haben der Name des Regierungssitzes der Niederlande, Den Haag, und diese Redewendung gemeinsame Wurzeln. Ein Hag ist nämlich ein „eingehegtes“ Gelände. Im Deutschen gibt es viele Ortsnamen mit dem Zusatz -hag oder -hagen, was darauf schließen lässt, dass diese Orte durch Waldrodung entstanden sind; prominentestes Beispiel ist die Großstadt Hagen am Rande des Ruhrgebiets. Den Haag hieß seit dem Jahre 1602 offiziell „‘s-Gravenhage“, denn damals war es ein mit einem Wald umgebener, geschützter Jagdsitz der Grafen von Holland, also „des Grafen Hag“. Ein Hag war ein Schutz nach außen, in dem man sich behaglich fühlen konnte; deshalb müsste auch die Wendung Es behagt mir eigentlich „Es behagt mich“ heißen. Wenn also jemand einem anderen ins Gehege kommt, ist der Schutz weg. Heute wird der Ausdruck vor allem dann verwendet, wenn in einer bis dahin allein gehegten Liebe ein

Weitere Kostenlose Bücher