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Das geht auf keine Kuhhaut

Das geht auf keine Kuhhaut

Titel: Das geht auf keine Kuhhaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Wagner
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Herstellungsverfahren beherrschten. Berufe wie Schwertfeger, die für das Polieren der Klingen zuständig waren, oder Harnischmacher, die ja bis heute in Nachnamen erhalten sind, waren dafür zuständig.
    „Jedes Wort auf die Goldwaage legen“
    jedes Wort sorgfältig überlegen

    D er Goldschmied hatte es, im Mittelalter und auch heute, mit begehrten und teuren Edelmetallen zu tun. Zum Abmessen in winzigen Mengen gab es spezielle Waagen, von denen die Goldwaage eines der genauesten Messgeräte ihrer Zeit war; sie zeigte schon kleinste Mengen an. Damals funktionierten die Waagen, indem man Gewicht auf etwas
legte; es mussten nämlich in die eine Waagschale so viele Gewichte gelegt werden, bis der Zeiger, das Zünglein, nicht mehr ausschlug. Kein Wunder, dass sich aus der sprichwörtlichen Empfindlichkeit dieser Waage schon früh eine Redewendung entwickelt hat. Sie findet sich bereits in der Antike bei Cicero. Luther hat die Bibelstelle Jesus Sirach 28, 25 mit der Wendung übersetzt: „Du wägest dein Gold und Silber ein; warum wägest du nicht auch deine Worte auf der Goldwaage?” Wie auch bei anderen Redewendungen hat Luther hier entscheidend zur Popularität dieser Redensart beigetragen; sie ist seit dieser Zeit beliebt, um eine übertriebene Pedanterie bei der Wortwahl zu karikieren.
    |107| „Umgekehrt wird ein Schuh draus“
    auf der falschen Seite angefangen

    D er Bauer lief im Mittelalter meist noch barfuß, aber die reicheren Damen und Herren leisteten sich Schuhwerk. Die Herstellung eines solchen Schuhs lief etwas anders ab als heutzutage. Damals war die Sohle als widerstandsfähige, harte Gehfläche noch nicht herzustellen. Man muss sich einen Schuh des 12. Jahrhunderts vielmehr wie einen auf Fußmaße gebrachten Lederbeutel vorstellen. Dieser Schuh sollte natürlich schon damals gewisse ästhetische Anforderungen erfüllen, zum Beispiel sollten die unschönen Nähte nicht von außen zu sehen sein. Dies ließ sich dadurch einfach bewerkstelligen, dass der Schuster den Lederbeutel, der einmal ein Schuh werden sollte, „auf links“ nähte und erst nach Fertigstellung umkrempelte – umgekehrt war ein Schuh daraus geworden. Mit heutigem Schuhwerk dürfte diese Technik kaum noch erfolgreich sein, allerdings gelten auch heute manchmal Nähte als Schmuck.
    „Über einen Leisten schlagen“
    nach dem gleichen Schema behandeln
    D er Leisten war – und ist – in der Gilde der Maßanfertigungsschuster eine feste Größe. Obwohl die Schuster jetzt widersprechen werden, hat er mit „Leistung“ direkt nichts zu tun, sondern ist ein Formstück aus Holz, Kunststoff oder Metall, das zum Bau eines Schuhs verwendet wird und das Aussehen eines Fußes hat. Im Mittelalter waren die Leisten natürlich aus Holz. Damals wie heute wurde von jedem Fuß, für den ein Schuh nach Maß angefertigt werden sollte, solch ein Leisten geschnitzt, nach dem übrigens auch Nachbestellungen einfach angefertigt werden konnten. Das Leder wurde über bzw. um diesen Holzkern herumgeschlagen, um es in die richtige Form zu bringen und den Schuh passend zu bauen. Wenn alle Schuhe nach einem Maß gefertigt, also über einen Leisten geschlagen würden, würde sicher so manchen der
Schuh drücken. Das Sprichwort Schuster, bleib bei deinem Leisten bedeutet, dass man bei dem bleiben solle, was man kann, und sich nicht in Dinge einmischen sollte, von denen man nichts versteht.
    |108| „Auf den Leim gehen“
    auf eine falsche Versprechung hereinfallen
    A lle Jahre wieder kann man der Presse entnehmen, dass in Italien Singvögel gefangen werden – von Menschen, nicht von Katzen! –, um sie zu essen. Hierzulande ist die Entrüstung der Tierfreunde daraufhin immer besonders groß, dabei war es auch bei uns jahrhundertelang durchaus üblich, Singvögel in Mengen zu fangen. Ein Teil wurde in Käfigen gehalten; so wurden bevorzugt Fichtenkreuzschnäbel und andere Finkenvögel zur Unterhaltung gefangen, da diese Vögel schön singen. Viele Singvögel, vor allem Amseln und Drosseln, wurden aber auch auf die Speisekarte gesetzt, teilweise, um im Winter die nahrungsarme Zeit zu überstehen, aber auch als Delikatesse. Die Vogelfänger arbeiteten in der Regel entweder mit Netzen oder mit Ruten, die mit Leim oder Pech bestrichen waren. Ein Lockvogel in einem danebengestellten Käfig suggerierte den Opfern die Harmlosigkeit der Leimrute, und die kleinen Sänger blieben mit Füßen und Flügeln kleben und konnten eingesammelt werden – Pechvögel

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