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Das geht auf keine Kuhhaut

Das geht auf keine Kuhhaut

Titel: Das geht auf keine Kuhhaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Wagner
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eben.
    „Die Katze im Sack kaufen“
    sich auf etwas Unbekanntes einlassen
    A uf mittelalterlichen Märkten wurden Ferkel, Hühner oder Kaninchen zum Abtransport durch den Käufer in einen Sack gesteckt. Es scheint öfters vorgekommen zu sein, dass ein betrügerischer Verkäufer statt des erworbenen Kleintiers etwas anderes, Minderwertiges, zum Beispiel eine hergelaufene Katze, in den Sack steckte. Immerhin so häufig, dass sich daraus die Redewendung Etwas im Sack kaufen gebildet hat, die davor warnt, etwas zu erwerben, das man nicht vorher gründlich geprüft hat. Wahrscheinlich kam die Katze erst hinzu, als die Till-Eulenspiegel-Anekdote erzählt wurde, in der Till anstelle eines versprochenen Hasen eine Katze im Sack verkauft. Heute nutzen beide Geschlechter die Redensart meist dazu, die intime Kontaktaufnahme vor der Eheschließung zu rechtfertigen.

    |109| „Herein, wenn’s kein Schneider ist”

    D iesen Ausruf benutzen viele Leute auch heute noch scherzhaft, wenn es an der Tür klopft. Dabei bezieht er sich auf einen Berufsstand, der im Mittelalter kein gutes Image hatte. In vielen Sprichwörtern und Spottversen werden die Schneider aufs Korn genommen, obwohl sie doch für so etwas Wichtiges wie die Kleidung zuständig waren. Die heute nur noch launig gebrauchte Aufforderung, hereinzukommen, dürfte darauf zurückgehen, dass die Zunftsitzungen der Schneider als geschlossene Gesellschaft stattfanden. Wenn jemand Einlass begehrte, wurde ihm geantwortet: „Herein, wenn’s ein Schneider ist.“ Dieser Ruf könnte vom Volk parodiert worden sein, wenn Schneider ihre Außenstände beim Kunden zu Hause einforderten. Offenbar hatten Schneider im Gegensatz zu Händlern oft Schwierigkeiten, für ihre Arbeit, also das Anfertigen oder Ausbessern von Kleidung, das vereinbarte Entgelt einzutreiben. Die erwähnten Spottverse und Sprichwörter zeigen dementsprechend häufig die Armut dieses Berufsstandes auf.
    „Schmutzige Wäsche waschen“
    im Streit private Dinge des Gegners bekannt machen
    L ange vor der Einführung von Waschvollautomaten trafen sich die Frauen eines Ortes einmal wöchentlich zum Waschtag am Dorfbrunnen oder am Bach, um ihre Wäsche zu reinigen. Das war die Gelegenheit, sich ausgiebig über die Ereignisse der letzten Tage zu unterhalten. Von Dorffesten abgesehen, war dieses Zusammentreffen der Waschweiber die einzige Gelegenheit, wo solch ein kollektiver Informationsaustausch stattfinden konnte. Weil dieses Geplauder beim Wäschewaschen passierte und, wenn auch ohne Rücksicht auf den Wahrheitsgehalt, gerade die schlimmen Nachrichten und Indiskretionen über Peinlichkeiten am interessantesten waren, hat der Volksmund diesen Klatsch und Tratsch an den Sauberkeitsgrad der Wäsche angelehnt. Weil die ungebildeten Waschfrauen oft über Dinge sprachen, von denen sie nichts verstanden, nennt man noch heute oberflächliches Geplapper auch dummes Gewäsch.
    |110| „Spinne am Morgen bringt Kummer und Sorgen, Spinne am Abend erquickend und labend“
    E s ist schon bei vielen Gelegenheiten erklärt worden, aber dieses Sprichwort wird immer wieder missverstanden. Das offenbart sich dann, wenn eines der achtbeinigen Krabbeltiere auftaucht und prompt jemand, je nach Tageszeit, die passende Hälfte des Sprichworts zitiert. Dabei kommt darin gar keine Spinne vor. Der Volksmund, der sich ja oft zusammenreimt, was ähnlich klingt, hat in der Zeit, als Spinnräder aus der Mode waren, statt des Spinnens die Spinne eingeführt und, weil sie anscheinend „Kummer und Sorgen“ bringt, als Unglücksbotin missverstanden. In Wirklichkeit sagt das Sprichwort etwas über die sozialen Gegebenheiten früherer Zeiten aus. Wer nämlich am Morgen – und damit den ganzen Tag über – spinnen musste, tat das, um damit etwas zum Lebensunterhalt zu verdienen. Ein Tagwerk Garn brachte nicht viel ein und verminderte die Sorgen, die Familie zu ernähren, nicht wesentlich. Wer sich dagegen erst abends ans Spinnrad setzen konnte, tat das in der dörflichen Spinnstube, wo Geselligkeit angesagt war. Der Ausdruck Er spinnt greift aber tatsächlich auf die manchmal chaotisch wirkenden Spinngewebe zurück, um das Chaos mancher Gedanken auszudrücken.
    „Etwas anzetteln“
    etwas vorbereiten, anstiften

    M it dem Zettel aus Papier hat dieser Ausdruck nichts zu tun. Er kommt nämlich aus dem Vokabular der Weber. Wenn ein neues Gewebe begonnen werden sollte, mussten zuerst die Längsfäden im Webstuhl oder Webrahmen aufgespannt werden. Diese

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