Das geht auf keine Kuhhaut
„splinterfasernackt“ heißen müsste.
|113| „Ein Stümper sein“
unfähig sein
D ieser Ausdruck hat in der Sprachgeschichte zwei mögliche Ausgangspunkte, die sich beide auf den Gegensatz zwischen dem Könner seines Fachs, dem professionellen Handwerker, und dem Nichtskönner, dem ungelernten Dilettanten, beziehen. Der Profi ist dafür qualifiziert, eine Arbeit abzuliefern, die in handwerklich ausgereifter Weise hergestellt wurde, während die des Ungelernten aussieht, als ob sie mit stumpfem Werkzeug hergestellt sei. Andererseits gleicht der Versager einem ungehobelten (!) Klotz, einem rohen Baumstumpf. Aus beiden Quellen, dem „stumpfen“ Werkzeug oder dem Baum„stumpf“, könnte das Schimpfwort „Stümper“ entstanden sein. In alten Zunftordnungen waren Strafen für „Stümper, Störer und Pfuscher“ vorgesehen, weil sie mit minderwertiger Arbeit die Profis im Preis unterboten – ein Phänomen, das uns heute merkwürdig bekannt vorkommt.
„Einen Haken haben“
ein auf den ersten Blick nicht erkennbares Problem beinhalten
D ie Redewendung ist sehr alt und war schon im Mittelalter gebräuchlich, was daran liegt, dass das, worauf sie zurückgeht, wirklich sehr gut als nachvollziehbares Gleichnis für eine verborgene Gefahr genutzt werden kann. Jeder weiß, dass man einen Fisch – außer, wenn er ins Netz geht, aber daher kommt eine andere Redewendung – mit einer Angel fängt. Genauso bekannt ist, dass eine Angelschnur nicht ohne einen Angelhaken an ihrem Ende funktioniert. Nicht ganz so bekannt ist, dass dieser Haken nicht einfach so im Wasser schwebt. Der Fisch ist ja nicht blind und würde einen nackten Haken nicht schlucken. Deshalb versteckt der schlaue Angler den Haken in oder an einem Köder, zum Beispiel einem Wurm, so dass er für den Fisch nicht sichtbar ist, ihm aber zum Verhängnis wird, wenn er, vom Köder verlockt, zubeißt. In diesem Moment wird ihm bewusst, dass die Sache einen Haken hat, aber dann ist es in der Regel zu spät.
|114| „Seine Felle fortschwimmen sehen“
seine Hoffnungen aufgeben
I n der mittelalterlichen Stadt gab es ein Viertel, in dem der wichtige Berufszweig der Lohgerber ansässig war. Sie bearbeiteten mit Hilfe von pflanzlichen Hilfsmitteln wie Rindengerbstoff Felle und Häute von Jagd-, aber auch und vor allem von Haustieren wie Schafen, Ziegen und Rindern und stellten daraus Leder her. Kürschner verarbeiteten geeignete Felle dann weiter zu Pelzen. Nachdem die Tierhäute gegerbt worden waren, mussten sie gespült werden, um die Gerbmittel wieder auszulaugen. Dies geschah praktischerweise in fließendem Gewässer, also einem Bach oder Fluss. Dass dabei das eine oder andere Fell, nachlässig befestigt, abhanden kam und ein Opfer der Strömung wurde, war zwar Pech, aber der daraus resultierende finanzielle Verlust irgendwie auch selbst verschuldet.
„Da ist Hopfen und Malz verloren“
Jede Mühe ist überflüssig.
U nter den Freunden des Nationalgetränks der Deutschen gibt es einen teilweise humorvollen, teilweise aber sogar erbittert geführten Streit darüber, wo das erste Mal ein Reinheitsgesetz formuliert wurde – in Bayern, wie fast alle glauben, oder in Thüringen. Früher war es nämlich üblich, das Problem der Haltbarkeit dadurch zu lösen, dass man beim Brauen Zusatzstoffe wie Harz beimischte. Bekanntlich wurde in Bayern 1516 ein landesweit gültiger Erlass über die Zutaten herausgegeben, die zum Bierbrauen verwendet werden durften. Danach waren ausschließlich Hopfen, Wasser und Gerste, aus der Malz gewonnen wurde, erlaubt. Es gab aber auch schon früher ähnliche Verordnungen; so ist aus dem thüringischen Weißensee eine Urkunde von 1434 überliefert, in der ebenfalls nur Wasser, Hopfen und Malz als Bestandteile vorgeschrieben werden. Das Bierbrauen fand übrigens im Mittelalter auch zu Hause statt und gelang nicht immer, denn es ist nicht so einfach, wie es sich anhört. Dann musste das Ergebnis weggeschüttet werden, und die mühsam besorgten Ingredienzen Hopfen und Malz waren verloren.
|115| „Mehrere Eisen im Feuer haben“
auf Alternativen zurückgreifen können
D ie Verbindung von Eisen und Feuer kommt natürlich vornehmlich in der Schmiede vor. In den Dorf- und auch Burgschmieden wurde alles hergestellt, was aus Metall war, denn noch weit bis ins 20. Jahrhundert hinein konnte man viele Gegenstände des täglichen Bedarfs in der Landwirtschaft nicht im Laden kaufen, und Baumärkte gab es schon gar nicht. So wurden
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