Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Fuchs
Vom Netzwerk:
schwerwiegende Gründe in den Augen des Hofmeisters, sich mit diesem fremdartigen Mann näher zu beschäftigen. Also drehte er sich vollends vom Brunnen weg, wo munter die Fischlein sprangen und sich ihres Leben freuten, bis halt der Stock des Fischers allem ein Ende machen würde …
    »Ich kann Ihnen, werter Herr, nicht im Geringsten folgen«, Fichtensteins Stimme war so, wie wenn ein heißes Stück Metall in einen Klumpen frische Bauernbutter sticht – scharf und einen tiefen Eindruck hinterlassend.
    »Aber, aber, Hofmeister«, wiegelte der Fremde ab, »wir werden doch nicht auf diese schmähliche Art miteinander sprechen. Da sind wir uns beiden wohl Höheres schuldig.« Belustigt zog er seine Nase in Falten und setzte fort: »Ich weiß, Sie haben wenig Zeit, darum möchte ich Ihnen hier und jetzt ohne Herumreden ein Geschäft vorschlagen!«
    »Ein Geschäft?«, krächzte Finkenstein mit nun etwas rostig klingender Stimme.
    »Ja, eines, das Sie kaum ausschlagen können, es sei denn, die ganze Hofgesellschaft soll von Ihrem sehr innigen, wie soll ich sagen, fast schon messerscharfen Gebet erfahren, das Sie bei den Minderen Brüdern gehalten haben.«
    Blässe zierte nun das Gesicht Finkensteins. Er ärgerte sich weniger über die Worte des Fremden als über sich selbst. Er war sich zu sicher gewesen, hatte nicht genug Vorkehrungen getroffen. Anders war es nicht zu erklären, warum er mit solchen Dreistigkeiten konfrontiert wurde. So wütend schlug er mit seiner Faust auf den steinernen Brunnen, dass er sich die Knöchel seines Handrückens aufschrammte. Der Fremde schien wirklich Gedanken zu lesen oder er beobachtete zumindest sehr genau.
    »Nun, auch ich habe ein Messer. Ich habe ein scharfes Messer in Händen, das viel mehr Schaden anrichten kann.« Damit zeigte er auf die blutende Hand Fichtensteins.
    Mit einem Sprung setzte Fichtenstein zwei Schritte weit zurück und erntete ein amüsiertes Lächeln seines Gegenübers.
    »Nein, nur symbolisch, werter Hofmeister, nur in Gedanken …«
    Finkenstein entspannte sich, aber nur ein wenig.
    »Mein Messer häutet keinen Apostel, vielmehr schneidet es eine tiefe Wunde ins Habsburgerfleisch. Da, wo es wirklich sehr weh tut.«
    Verständnislos blickte Fichtenstein den offensichtlich bestens unterrichteten Fremden an. Keine Frage, er wusste nicht nur über seine Anwesenheit in der Kapelle und das große Messer, sondern auch über dessen Herkunft genauestens Bescheid. Woher hatte er diese Kenntnisse? Was war ihm, dem sonst so vorsichtigen Fichtenstein, wohl für ein Fehler unterlaufen? Außerdem musste sein Gegenüber gebildet sein, denn das einfache Volk kannte die Geschichte des Apostels ja nur, wenn man ihm ein gemaltes Abbild zwei Fingerbreit vor die Augen hielt. Eigentlich müsste er die Stadtguardia holen, ihn wegbringen lassen, sich selbst schützen, doch andererseits konnte es nicht schaden, sich alles in Ruhe anzuhören. Es konnte ja nichts passieren, der Platz war voller Leute!
    Der Fremde schien wieder die Gedanken des Hofmeisters zu lesen und sprach schneller: »Wie wäre es, wenn unser Herzog sein über alles geliebtes, von seinem Bruder so listig erworbenes Tirol wieder verlieren würde?«
    Fichtenstein leckte sich die Lippen, zu schaurig und prickelnd zugleich war diese Vorstellung.
    »Was wäre denn, wenn die Gräfin noch aus ihrem Grab bei den Minderen Brüdern einen rechtmäßigen Erben hervorzaubern würde, einem Phönix gleich aus ihrer eigenen Asche?«, schmeichelte der Fremde weiter.
    »Erstaunlich wäre das«, krächzte Finkenstein heiser.
    Der Fremde lachte. »Was wäre das für ein Messer in Ihrer Hand, mein Herr. Nicht auszudenken! Kein Vergleich zu diesem elendigen Martermesser des Heiligen Bartholomäus, an dem Ihnen so viel liegt.«
    Finkenstein zuckte merklich zusammen. Woher wusste der Fremde das nur, fragte er sich wieder und ging im Geist all jene durch, denen er von seiner Leidenschaft erzählt hatte.
    »Mit diesem Messer, das ich Ihnen anbiete, könnten Sie sich einen ganzen Berg Reliquien sichern, sich sozusagen ein großes Stück vom Kuchen der Heiligtümer abschneiden, die Albrecht so hortet.« Der Fremde lachte über seinen eigenen Scherz, wurde aber sofort wieder ernst und sah den Hofmeister forschend an. »Nun?«, fragte er.
    »Was muss ich tun, um in den Besitz dieses wunderbaren Messers zu kommen?« Hörbar schluckte der Hofmeister, sein Mund war wie ausgedörrt.
    Keine Frage, Fichtenstein hatte angebissen, wie die Fischlein vor

Weitere Kostenlose Bücher