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Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Fuchs
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verkaterten Ludwig, einem ausgelassenen Sander und einem spöttischen Ewald erst beim Jakoberkloster befand und sich anschickte, das Stubentor und den Stadtgraben zu passieren, mühten sich indes am Rennweg starke Knechte ab, zwei hohe senkrechte Stangen mit einem Querholz in den gefrorenen Boden zu treiben.
    »Jetzt kumm, hau ordentlich drauf«, meinte der eine. »Mach ich ja eh so gut i kann«, stöhnte der andere und drosch weiter auf das Holz ein, das sich endlich Zoll für Zoll tiefer in das Erdreich treiben ließ. Schon standen zwei weitere Knechte bereit und befestigten lange Stricke an der Querstange. Gar nicht lang, und acht Pferde würden hier vor Ungeduld am frostigen Boden scharren und die dazugehörigen Reiter würden gespannt auf das Trompetensignal warten, um lospreschen zu können.
    Etwas abseits hatte man große Tische aufgebaut und rundherum die abenteuerlichsten Sitzgelegenheiten. Einen schönen Sessel für den Bürgermeister, ein paar wackelige für die Begleitung, abgeschnittene Baumstämme, Latten auf Holzstapeln. Daneben waren dann in einer Reihe die Arbeitstische der Standler aufgebaut. Die Weißbäcker mit Zuckerzeug, die Hohlhippler, der Fleischhacker mit Blutwurst und Kraut, die Hendl-Annerl mit der Eierspeis und der Eiersuppe mit Wein und Safran, der Bierbrauer aus der Kärntnerstraße, der Winzer aus der Schönlaterngasse. Alle hatten zu tun, denn der Ansturm auf ihre Köstlichkeiten würde wohl nicht mehr lang auf sich warten lassen. Ganz hinten in der Reihe stellte Johanna ihr Essiggemüse, ihr eingelegtes Obst und in einem großen offenen Tontopf ihre Essiggurkerln auf einem groben Tisch bereit. Sie war nicht ganz bei der Sache und lugte immer wieder auf die Seite, wo, abgetrennt durch einen Strick und einen darüber geworfenen festen Kotzen, eine Art Umkleidekabine für die Lauffer geschaffen wurde. Johanna wartete darauf, dass die Dirnen endlich eintrafen. Sie wollte unbedingt Erkundigungen einziehen. Marlen, die munter plapperte, lugte auch immer öfter Richtung Vorhang, aber sie war offensichtlich nicht auf Informationen, sondern vielmehr einen Blick auf stramme Männerwaden, auf entblößte Pobacken oder noch besser auf deren Vorderseite erpicht. Da plötzlich versetzte ihr jemand von hinten einen Stoß, und Marlen purzelte geradewegs auf den gespannten Vorhang zu, krallte sich fest, um nicht hinzufallen, riss die ganze Konstruktion herunter und gab den Blick frei auf zwei junge Männer, die sich gerade umständlich die Beinlinge über das nackte Gesäß zogen. Als sich die beiden der lachenden Meute ausgeliefert sahen, wurden sie eher vor Zorn als vor Scham wütend und boxten die am Boden liegende Marlen mit den Worten »Betschwester, scheinheilige« unsanft, griffen sich den Kotzen und warfen ihn wieder über den Strick. Niemand anderer als Barthel hatte Marlen den Schubser gegeben, und nun stand er da und lachte aus vollem Hals, als sich Marlen das Hinterteil rieb.
    »Hast was erreicht gestern Abend?«, fragte Johanna ganz ruhig und vermied es geflissentlich, einen Kommentar zu der eben stattgefundenen Szene abzugeben.
    Barthels Lachen verstummte augenblicklich, und mit treuherzigen Augen blickte er zu Johanna: »Wir haben uns recht bemüht, der Jobst, der Krispin und ich, aber leider …«
    »Das heißt, dass ihr nur gesoffen und nichts herausbekommen habt!« Johanna seufzte.
    »Also, wie gesagt, wir haben uns ehrlich bemüht, Hannerl, weißt eh, aber niemand hat was von der Yrmel gehört.«
    »Gehört ja sowieso nicht, du Trottel. Sie spricht ja nicht!« Marlen giftete Barthel an, wandte sich aber schnell ab, als Johanna ihr einen eisigen Blick zuwarf.
    Barthel, der sich bemüßigt fühlte, die ganze gestrige Sauftour als sehr anstrengend zu schildern, meinte: »Wir waren überall. Zuerst natürlich im Spital.«
    »Im Spital?«
    »Ja, bekräftigte Barthel eifrig, »hätt ja was passiert sein können mit der Yrmel. Im Heiliggeist haben’s uns erst gar net reinlassen, im Bürgerspital war’s auch net und im Sankt Martin vor dem Widmertor erst recht net. Na da hamma uns dacht, wenn’s net krank is, is vielleicht bsoffen gwesn und hat sich verirrt …«
    »Barthel!«, unterbrach ihn Johanna scharf.
    »Reg di net auf. Jedenfalls war ma dann drinnen in jeder Spelunken. Stell dir vor Hannerl, wir warn sogar im Siaßen Löcherl!«
    »Was, in der Metstuben, du?«, fragte Johanna überrascht.
    »War eh ein Opfer für mich, so a grausliches Gebräu, dieser Met. Nix gegen a

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