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Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Fuchs
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laufenden Männer auf ihrer Strecke durch das Weingartenland. Ganz nahe grüßte der Turm der alten Kirche zu Sankt Marx die braunen und schwarzen Pferde, die Paulakapelle zu Erdberg blickte auf die keuchenden Läufer, und etwas weiter weg sah die Festgesellschaft das Nonnenkloster Sankt Niklas auf der Landstraße. Das Wetter hielt, die Luft war zwar beißend und kalt, doch mit der richtigen Menge warmem Würzwein, mit in Fett gebackenen Krapfen, mit Krebsensuppe und gesottenem Aal ließ sich auch der kälteste Herbsttag lustig und fröhlich verbringen. Überhaupt, wenn man noch in Erwartung eines ganz besonderen Spektakels war, dem Lauf der freien Töchter. Da wurde es einem direkt warm ums Herz.
    Plötzlich schrie Marlen: »Da, hast recht gehabt Barthel, da!«
    Mürrisch drehte sich Johanna um, doch sogleich überzog ein Lächeln ihr vor Sorgen zerfurchtes Gesicht. »Ja, Marlen, hast recht, jetzt kommt die Dorthe mit ihren Weibsen!«
    Zufrieden grinste Barthel: »Ich hab doch gwußt, dass die ihren großen Auftritt brauchen!«
    Nach allen Seiten übertrieben grüßend, die Hüften schwingend und die Röcke hebend saßen die Dirnen zusammengepfercht auf einem Wagen, der von einem Riesenvieh von Pferd gezogen wurde. Lachend und grölend begrüßten die Zuschauer die freien Töchter.
    »Na, was is, warum lassts euch führen?«, schrie da ein junger Bursch.
    »Damit du was zum Schauen hast, du Rotzlöffel!«, antwortete eine lange, dürre Frau, die schon bessere Jahre gesehen hatte, erhob sich blitzschnell von ihrer hölzernen Sitzbank, drehte sich um, schlug ihren Rock hoch, sodass man einen kurzen Blick auf ein schlaffes Gesäß erhaschen konnte, setzte sich wieder hin und tat, als wäre nichts geschehen. Die Zuschauer quietschten vor Vergnügen. Sogar über das Gesicht des Bürgermeisters huschte ein Lächeln, und mit der ihm angeborenen Würde schritt er zum Wagen der Dirnen und half jeder Einzelnen von ihnen herunter. Dorthe, als Letzte von sieben Weibsbildern, war schon so klapprig, dass sie Holzkäufl kurzerhand herunterhob. Die Zuschauer klatschten Beifall und feuerten die Mädchen an. Dorthe winkte sie alle herbei und murmelte: »So jetzt stellts euch da zwischen die Stangen und auf das Trompetensignal laufts los. Aber i bitt euch, net schnell, sondern ganz langsam. Lasst euch Zeit und geht’s zwischen die Leut durch, die Kundschaft mag ja schließlich was von euch sehen. Je öfter ihr stolpert, umso besser is.« Nickend begaben sich die Hübschlerinnen über Umwege durch die Tischreihen an den Start, nicht ohne sich von dem einen oder anderen einen Becher Wein, eine Zuckerstange oder ein Stück Wurst zustecken zu lassen.
    Dorthe sah mit Genugtuung auf ihre Mädchen und schlenderte Richtung Standler, um sich auch das eine oder andere zu gönnen. Unweigerlich blieb sie bei der Essiggurkerl-Hannerl stehen, und die beiden Frauen umarmten und küssten sich wie zwei Busenfreundinnen.
    »Mei, Hanna, was freu ich mich, dass ich dich seh. Gut schaust aus, a bisserl zwider schaust drein, aber aufrecht und grad bist noch unterwegs, im Gegensatz zu mir alter Schachtel.« Dorthe zeigte auf ihre krummen Beine, mit denen sie mehr schlecht als recht vorwärtskam, und lachte ein zahnloses, aber herzliches Lachen.
    »Na, dafür hilft dir der Bürgermeister höchstpersönlich vom Wagen, das kann auch nicht jede von sich behaupten!« Johanna drückte ihre alte Freundin aus längst vergessenen Tagen an ihren breiten Busen, hielt sie dann eine Armlänge von sich weg und meinte ernst: »Dorthe, ich brauch deine Hilfe!«
    »Was is geschehn?«
    »Um die Gretlin geht’s.«
    »Das blonde Mäderl, die von der Elsbeth?«
    »Ja, um die geht’s. I komm nimma zrecht mit ihr. Irgendwas verheimlicht mir die Gretlin. Stell dir vor, die haut mir so mir nichts dir nichts ab zu den Minderen Brüdern. Einfach so.«
    Nachdenklich runzelte Dorthe die Stirn. »Na, des hat’s scho öfters gmacht.«
    »Was?« Johanna schaute betroffen.
    »Zu den Minderen Brüdern gangen, aber nicht allein, mit der Elsbeth is immer gangen.«
    »Was haben’s denn dort gmacht?«, fragte Johanna erstaunt.
    »Du, i weiß net. Die Elsbeth hat nie so direkt drüber g’sprochen, Weißt eh, wie’s war, ruhig halt und a wengerl verschlossen. Aber ich kann mi erinnern, dass die beiden, also die Gretlin und die Elsbeth, immer ganz aus dem Häusl waren nach der Tour. Schatzsuche haben’s gsagt dazu.«
    »Schatzsuche … Ja davon hat die Gretlin gestern auch g’sprochen

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