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Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Fuchs
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wurde. Aufgeregt puffte Ludwig Sander in die Seite: »Da schau, da kommt unser Vorsteher.« Denn ein gutes Stück hinter dem unglücklichen Knecht kam der von allen geachtete Hannsgraf, der Vorsteher der kaufmännischen Zunft, mit einer kunstvoll geschnitzten Armbrust. Der Zunftvorsteher grüßte huldvoll nach allen Seiten und sah etwas verärgert auf seinen Vordermann, der schnaufte und mit dem Gewicht des Schweinebratens kämpfte.
    »Der ist aber nicht sehr gut drauf«, meinte Sander.
    »Wärst du auch nicht an seiner Stelle, er war gestern mit von der Partie«, murmelte Ludwig und verdrehte belustigt die Augen.
    Endlich, hinter den Trägern der Preise ritten der Bürgermeister und die Ratsherren.
    »Wo ist denn der Herzog?«, fragte Ludwig.
    »Der Herzog und sein Gefolge, so munkelte man gestern bei Hof, werden durch wichtige Geschäfte aufgehalten. Die Sieger werden dann bei ihrer Rückkehr in die Stadt begrüßt werden.«
    »Na, wenn das nicht seltsam ist, was mag da vorgehen«, flüsterte Ludwig, und ebenso wie Sander schickte er sich an, seinem Pferd die Sporen zu geben und an die Letzten des Zuges anzuschließen. Trotz der festlichen Umgebung wollte keine so rechte Freude bei den beiden aufkommen, ihre Gedanken waren bei dem, was sich bei Hof abspielen mochte. Doch plötzlich, nachdem die Spielleute und allen voran deren Vorsteher, der Spielgraf, einhergeschritten kamen, drang ein Freudenschrei Sanders an Ludwigs Ohr. Erstaunt blickte er zu seinem jungen Freund und traute seinen Augen nicht. Ein breites, offenes Lächeln, leuchtende Augen, Hände, die begeistert winkten, sah er da. Was war nur mit dem sonst so schüchternen Alessandro plötzlich los?
    »Bist du es wirklich?«, rief Sander fröhlich und ziemlich laut. Ludwig zuckte zusammen und meinte, angeschlagen, wie er von der gestrigen Sauferei war, sein Kopf müsse platzen.
    »Ja klar, mein Freund. Leibhaftig«, kam es da von einem mehr als stämmigen jungen Mann, der ein samtenes Barett auf borstigen braunen Haaren trug, und dessen rechtes Auge so geschlossen war, dass es aussah, als würde er dauernd zwinkern.
    »Wer ist denn das?«, fragte Ludwig neugierig und kühlte mit der Hand seine Stirn.
    »Das ist Ewald von Wolkenberg. Mein bester Freund aus Jugendtagen«, sagte Sander und rief noch lauter und mit lachender Stimme: »Was tust du da, du alter Lump?«
    Postwendend kam es zurück: »Dich hier suchen, du hässliche Kröte.«
    »Aber woher wusstest du, dass ich in Wien bin?«, schrie Sander über die Köpfe der Leute hinweg.
    Ewald, der an der Seite des gefeierten Dichters Hugo von Montfort schritt und schon ein paar böse Blicke wegen seines ungehobelten Benehmens einstecken musste, schrie ein letztes Mal zu Sander: »Erzähl ich dir später, mein Freund, wir sehen uns in Sankt Marx.« Dann wurde er von der Menge verschluckt, und Sander, aufgekratzt und lustig, meinte zu Ludwig. »Lass uns schnell hinaus reiten, damit ich Ewald gebührend begrüßen kann!«
    Ludwig winkte ab: »Schnell geht bei mir heute überhaupt nichts. Mir brummt der Schädel. Sankt Marx ist nicht um die Ecke, wir müssen mit dem ganzen Zug durch die Stadt, über die Wollzeile, durch das Stubentor, dann weiter die Landstraße bis zum Rennweg reiten.«
    »Na, auf was warten wir dann noch«, zappelte Sander ungeduldig.
    »Langsam, mein Freund«, meinte Ludwig und griff sich wieder an die Stirn, »dort angekommen wird erst einmal Pause gemacht. Denn so viel frische Luft in aller Früh wird wohl einen mordsmäßigen Appetit nach sich ziehen. Ich hoffe nur, dass ich dann schon was essen kann, denn momentan ist mir schon noch flau! Ich hoffe, es gibt überhaupt was, da draußen vor der Stadt. …«
    Sander lachte: »Ja sicherlich wieder so einen guten Wein wie gestern Abend beim Barthel. Mir zieht es heute noch die Wangen zusammen, wenn ich daran denke!« Wieder lachte er, so groß war seine Freude über das Wiedersehen mit Ewald, und ritt zügig voraus. Was beide nicht vermuteten, war, dass bereits lang vor der ersten Dämmerung ein Zug aus der Stadt hinausgezogen war – weniger prunkvoll, ohne Trompeter und Fahnen, ganz ohne Scharlach, dafür mit Wagen voll Met, Wein, Brezeln, Brot, Kuchen, Äpfeln, Suppentöpfen, Eierspeispfandln und noch so einigem mehr, was man für die Zubereitung eines zünftiges Wiener Frühstück brauchte.
    Als sich nun die hochwohlgeborene Abteilung mit einem schwitzenden, Schweinsbraten tragenden Knecht, einem schönen scharlachfarbigen Tuch, einem

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