Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Fuchs
Vom Netzwerk:
Bürgermeister winkte wieder ab und meinte leutselig: »Wird schon nix Schlimmes sein! Nehmen sie doch noch was vom Rehbraten, Herr Kreusbach und kosten S’, was meine Frau aus Ihrem Wildbret gezaubert hat!« Damit nickte er den Herren zu und ging weiter zum nächsten Tisch, wo der Sieger des Pferderennens schon nervös auf die offiziellen Glückwünsche des Stadtoberhauptes wartete.
    Er konnte nicht widerstehen. Nein, dem Wildbret auf jeden Fall, das sollten sich die Herren schon selbst behalten, da war er Besseres gewohnt. Nein, er konnte nicht widerstehen, sich in den Dunstkreis des Schaunbergers zu begeben, um hier ein paar Worte aufzuschnappen. Ruhm macht süchtig, und er spürte, dass es brodelte und gärte. Wie zufällig bediente er sich an einem der Tische, die auch von der Sippe der Schaunberger belagert wurde. Wein, Bier und Edelbrände waren hier angerichtet, dazwischen etwas Brot und Käse, was aber von den Herren schmählich vernachlässigt wurde.
    »Hat er sich schon wieder etwas beruhigt, der Ulrich?«, fragte ein blasser Mann mittleren Alters, den die Farben weiß und rot an seinem Wams als Ministerialen der Schaunberger auswiesen.
    »Ja was glaubst du denn, seit er das mit dem Pater mitbekommen hat, hat er wie rasend durch die Burg gewütet. In ganz Eferding hat man seine Wutschreie gehört.« Der untersetzte, nicht mehr so junge Mann schüttelte seinen großen, kahlen Kopf, der auf einem kurzen, dicken Hals saß. »Er beruhigte sich gar nicht mehr, so sind wir am selben Tag mit Sack und Pack nach Wien gereist.«
    »Und hier sitzt er nun und wütet innerlich«, meinte der Ministerial zerknirscht.
    »Ja, man möchte meinen, so fromm ist er, unser Herr, dass er sich wegen dem Tod eines Geistlichen so grämen kann, aber wir wissen es doch besser, oder?« Damit nickten sich die beiden zu und gingen mit gefüllten Bechern in Richtung Ulrichs von Schaunberg, nicht ohne sich vorher gegenseitig mitleidige Blicke zuzuwerfen.
    Unruhe machte sich in ihm breit. Was war das? War da etwas seinen aufmerksamen Blicken entgangen? Vollends aufgelöst ging er weiter, wo die Passauer ihr Lager aufgeschlagen hatten und einem gefüllten Wildschweinbraten den Garaus machten.
    »Die Schachereien mit den Heiligenknochen und dem anderen geweihten Firlefanz können wir erst einmal vergessen«, meinte Ulrich und bohrte sein Messer so tief in den Wildschweinbraten, dass es im groben Holz darunter stecken blieb und er es nur mit einem kräftigen Ruck wieder herausziehen konnte. Seine kleinen Augen, die zusätzlich durch seine feisten Backen zusammengedrückt wurden, blitzten zornig. »All die Arbeit umsonst, all die Bestechungsgelder, die Lobhudeleien bei den Pfaffen, alles für den Arsch!« Erzürnt drosch der Schaunberger mit dem Messer auf die Schwarte des Wildschweines, als müsste er es auf der Stelle erdolchen und als läge es nicht sowieso schon fertig geschmort, mit Dörrzwetschken und Äpfel gefüllt, vor ihm. »Wenn ich den erwische, dem dreh ich eigenhändig die Gurgel um, und stech ihm so hinein, genauso …« Damit stach der Schaunberger seine Klinge unentwegt in das Fleisch vor ihm. Die beiden Ministerialen sahen gequält drein und verabschiedeten sich bereits vom Gedanken, ein saftiges Stück Braten zu erhaschen, sie mussten sich, wenn überhaupt, wohl mit Geschnetzeltem zufriedengeben. Er sah dem ganzen Treiben mit zunehmender Bestürzung zu. Nervös trat er von einem Fuß auf den anderen. Verlegen sah er, wie sich fremde Blicke auf ihn hefteten. Er war nicht mehr unsichtbar, er war in seiner Erregtheit aufdringlich geworden. Angewidert zeigten die Menschen mit dem Finger auf ihn und rückten von ihm ab. Da ging es ihm noch schlechter, und er fühlte sich wieder so klein, so hilflos wie als kleiner Junge in der Kemenate seiner Mutter, als die Hofdamen mit den Fingern auf ihn zeigten, so wie sie es mit einem ekligen kleinen Wurm gemacht hätten. Der kalte Schweiß rann über sein Gesicht. Er begann zu keuchen, nach Luft zu ringen, er hatte das Gefühl, dass er nicht mehr atmen konnte. Er stank nach Schweiß, und wie immer in solchen Augenblicken, wo die Blicke der erbosten Menschen auf ihn gerichtet waren, gab sein Schließmuskel nach. Die einen hielten sich die Nase zu und starrten ihn entsetzt an, die anderen flohen angeekelt in die entgegengesetzte Richtung. Er war nicht mehr zu übersehen, wie er keuchend, nach Luft ringend, schwitzend und stinkend dastand als Bild des Abscheus. Als sich die Meute an seinem

Weitere Kostenlose Bücher