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Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Fuchs
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löste sich ihr Holzpantoffel aus einem großen Haufen Hundedreck. Da stand sie nun und lehnte ihre vom Arbeiten sehnigen Unterarme gegen die Klostermauer, begutachtete den versauten Schuh und spuckte Gift und Galle vor Wut. Direkt vor dem Seiteneingang zum Kloster in der Singerstraße! Das durfte doch alles nicht wahr sein. Müde strich sie eine Strähne ihrer ursprünglich blonden, jetzt schon grau durchzogenen Haare zurück und versuchte, die wenigen Haare in ihren Zopf, den sie hochgesteckt unter der Haube trug, zu stopfen. Doch die Flechten waren so dünn, dass sich die Haarsträhne wieder herauslöste und ihr erneut über die etwas groß geratene Nase hing. Verärgert blies sie die Luft nach oben. »Auch das noch«, murmelte sie und leckte mit der Zunge über ihren Mund, der schön geformt war und mit ein bisschen Zuwendung und Pflege eigentlich recht manierlich ausgesehen hätte. Aber so waren die Zähne gelb, und die Lippen, die sie jetzt vor lauter Anstrengung fest zusammenpresste, rissig. Mühsam ging sie in die Knie, was mit dem aus Weiden geflochtenen Tragekorb, der voll Tontöpfen der verschiedensten Größen war, einem Kraftakt glich. Umso mehr, als ihr das Kreuz sowieso schon zu schaffen machte. Auch jetzt spürte sie ein Reißen in den Bandscheiben und ein Ziehen in ihren massigen Oberschenkeln. Seufzend betrachtete sie wieder den stinkenden Schuh, setzte dann ihre schwere Last ab und fluchte:
    »Bei allen guten Geistern, welcher Teufel hat diese blöden Weiber nur geritten, sich diese depperten Köter zu halten!« Ihr Blick heftete sich giftig auf die gut gekleidete Bürgersfrau, die mit einem rotbraunen Hund schnell um die Ecke verschwand.
    Laut keifte Johanna hinterher: »Ja, euch Gsindel mein ich, die ihr eure vierbeinigen Dreckschleudern akkurat vor die Hauseingänge sch … lasst. Den Hundsschlager hetz ich euch noch aufn Hals, nur dass des klar is!«
    Damit sah sie wieder zweifelnd auf ihren mit Hundedreck verzierten Holzschuh und gestand sich ein, dass an ein Ausliefern ihrer Essigtöpfe so nicht zu denken war. Was würde die Kundschaft sagen, wenn das sorgsam eingelegte Gemüse mit einem durchdringenden Geruch nach Hundescheiße einherging. Jetzt wo sich in der Stadt langsam schon herumsprach, dass die Büßerin-Hannerl die besten sauren Gurken für den Schweinebraten, den mildesten eingelegten Knoblauch für das Geselchte und die feinsten Essigbirnen zum Lammfleisch liefern konnte! Der ganze gute Ruf wär ja glatt mit einem Hundstrümmerl versaut!
    Seufzend ging Johanna zurück über den Wirtschaftshof in Richtung Küche. Als sie am Brunnen in der Mitte des ungepflasterten, rechteckigen Platzes vorbeikam, schleuderte sie den Holzschuh in weitem Bogen von sich und humpelte mit nur einem Schuh in ihr Allerheiligstes. Den Tragekorb hievte sie über die Schwelle und ließ ihn an die Wand gelehnt stehen.
    »Ich weiß, warum ich keine Hunde mag. Die stinken, machen Dreck und sind zu gar nix zu gebrauchen. Unnütze Fresser.« Erst jetzt merkte Johanna, dass sie die ganze Zeit Selbstgespräche führte, weder Yrmel noch Marlen waren da. Keine Lieferanten, keine Büßerinnen, die eine Stärkung brauchten, keine Meisterin, die Anweisungen gab, die Johanna dann doch nicht befolgte, keine Winzerknechte, die dumme Sprüche klopften, rein gar niemand war da, der die wohltuende Stille der Küche entweihte. Die meisten waren bei der Arbeit, und jene, die im Augenblick nicht für ihr Auskommen sorgen konnten, beteten mit den Nonnen in der Kapelle die Terz. Wenn Johanna ihre recht klein geratenen Ohren spitzte, konnte sie von Ferne die Litanei der deutschen Hymnen und Psalmen hören. Sie selbst war vom Beten befreit. Es hatte lang gedauert, bis sie das durchgesetzt hatte, aber mit der ihr eigenen Beharrlichkeit konnte sie die Meisterin überzeugen, dass während des Betens unverzeihliche Dinge in der Küche geschehen konnten. Der Hirsebrei konnte sich anlegen, die Suppe übergehen, oder noch schlimmer, der Kochwein konnte ›verdampfen‹, das Bier ›sauer werden‹ und die Milch ›verdunsten‹. Bei so vielen Leuten, die immer wieder aus und ein gingen! Also war jetzt einer der wenigen kostbaren Momente, wo Johanna allein war!
    Auch nicht schlecht, dachte sie und setzte sich mit einem lauten Seufzen hin. Die hölzerne Bank knarrte, als ihr Hinterteil von Ausmaßen eines Brauereipferdes die Bretter herunterdrückte. Müde strich sich Johanna mit ihren schwieligen, vom Arbeiten rauen Händen über ihre

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