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Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Fuchs
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Dienst erweisen würde. Meine Tage sind dunkel und grau, ich, die Herrscherin über so viele Menschenschicksale bin meiner Macht beraubt und doch kann ich mich glücklich schätzen, dass ich überhaupt noch unter den Lebenden weile und nicht eines Giftmordes wie mein Sohn sterben musste, der gerade einmal 15 Lenze auf dieser Erde verweilen durfte. Die Machthungrigen sind grausam, mein Kind, und sie erfinden immer wieder neue verschlungene Wege, mich in Verruf zu bringen und mir ihre eigenen Taten anzulasten. Mir zersprang fast das Herz, als ich mein Siegel auf die Urkunde drückte und Dir damit Dein ganzes vor Gott zustehendes Erbe entriss, Dich damit Deines Namens und Deiner Herkunft beraubte. Da half es auch nichts, dass ich später noch ein Kleinod, mein geliebtes Grein, für Dich retten wollte. Zu verworren war mein Leben, zu schwach meine Verbündeten und zu mächtig meine Gegner. Ich habe Dir alles genommen, mein Kind, Dich verleugnet und gleich einem Baum entwurzelt und in unfruchtbare Erde gesteckt. Aber glaube mir, unsere Widersacher hätten Dich nicht nur entwurzelt, sondern Dich ohne Aufhebens schlichtweg gefällt und Deine Lebenssäfte endgültig vertrocknen lassen. Ich bete für Dich, mein Kind, und weiß, dass es Dir irgendwie gelingen wird, auch in dieser unfruchtbaren Erde zu überleben und Wurzeln zu schlagen. Du bist aus gutem Holz gemacht, und Deine Äste werden stark sein, Deine Blätter saftig grün …

    *

    Leise bimmelte das Glöckchen am Bellriemen des edlen Tieres. Nur dieses leise Geräusch gab Zeugnis davon, dass sich in dieser undurchdringlichen Nebelwand etwas regte. Zu früh war die Stunde, noch hatte die Sonne nicht den Kampf gegen die trübe Feuchtigkeit gewonnen. Der Falkenbursche fröstelte, und sein Atem gefror in der Luft zu weiteren Nebelwolken. Auf seinem braunen Lederhandschuh saß das edle Tier wohl behütet, die Haube sorgfältig über den Kopf gezogen, und wartete auf seinen Einsatz. Auf der anderen Seite des Feldes stand der Falkner, die Ledertasche mit der Atzung schräg über der Schulter, das Federspiel fest um die Hand gewickelt. Dann brach die Sonne durch, endlich!
    Auf einen Pfiff des Falkners nahm der Junge den einen Riemen der Haube in den Mund, den anderen in die Hand und befreite so den Vogel von seiner Haube. Kurz sträubte dieser sein Gefieder, hielt seinen Kopf schräg auf die eine, dann auf die andere Seite. Mehr brauchte er nicht, um sich zu orientieren. Dann setzte der Junge den Vogel auf den Block und löste die Langfessel. Lang hatte das Abtragen auf die Faust gedauert, nun war die Übung mit dem Lederpolster, auf den ein paar Federn genäht und die Atzung gebunden war, an der Reihe. Das Spiel konnte beginnen, der Vogel zum ersten Flug war bereit.
    Hoch hob der Falkner seinen Arm und ließ das lange Lederband des Federspiels mit immer höherer Geschwindigkeit kreisen. Ein zischender Laut durchschnitt die frische Morgenluft. Sofort starrte der Vogel auf das kreisende Polster. Blitzschnell drehte er seinen Kopf, fixierten seine starren Augen die Beute. Mit einem sachten Laut hob er die Flügel, stieg gegen den Wind höher und höher, um plötzlich die Flügel anzulegen und im Sturzflug auf den Falkner herabzufallen. Im letzten Augenblick surrte das Federspiel vorbei, und der Vogel streifte mit einem Flügel den Boden, bevor er wieder aufstieg, höher noch als zuletzt, um sein Glück erneut zu versuchen. Dieses Mal hackte er mit seinem Falkenzahn in das Leder, um dann abzulassen und zu einem neuen Angriff zu starten. Wieder schleuderte der Falkner das Federspiel, wieder stürzte der Vogel von oben herab. Dieses Mal verfehlte er seine Beute nicht, krallte sich fest im Lederbalg, riss ihn zu Boden und schlug seinen Schnabel in das rohe Fleisch, das angebunden seine Belohnung darstellte.
    »Er ist ganz gut, ein wenig zu hitzig vielleicht. Du solltest ihn weniger hungern lassen«, meinte der Falkner zu seinem Burschen, indem er die Distanz zum Bock in raschem Schritt verkürzte.
    »Aber ansonsten, meine Hochachtung. Das Abtragen hast du gut gemacht. Seine Wildheit ist beherrschbar, sein Flug einwandfrei.« Jetzt war er bei den beiden angekommen.
    Mit einer fast zärtlichen Geste wollte er dem Gerfalken über sein weißes grau gesprenkeltes Gefieder streichen, doch der Bursche drängte sich dazwischen, nahm den Falken auf, streifte ihm die Haube über und stapfte ohne ein Wort zurück zum Verschlag.
    Nachdenklich sah ihm der Falkner nach, und ein ungutes Gefühl

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