Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Fuchs
Vom Netzwerk:
offiziellen Gesandten der Diözese Passau schlecht stellen! Er unterschätzte den Einfluss dieses beleibten und feisten Mannes keineswegs. Hatte er doch erst kürzlich einen Aufstand der Bürger in Passau mit großer Gewalt und Blutvergießen niedergeschlagen. Da fiel es auch wenig ins Gewicht, dass er seinen Untertanen die Einhebung einer Steuer auf Bier, Wein und Fleisch gestattete. Umso mehr deshalb, als man munkelte, dass ein Gutteil dieser Beträge nicht den Bürgern zugutekam, sondern in die Hofhaltung des Bischofs floss. Unangenehm berührt dachte Bernhard an den gestrigen Abend in der Herberge, die ihnen die Fratres Minores in Tulln, dem ehemaligen Comagena, großzügig zur Verfügung gestellt hatten. Statt dankbar zu sein, halbwegs bequem eine Tagereise von Wien entfernt untergekommen zu sein, beschwerten sich viele der inzwischen großen Reisegesellschaft über die Kälte im Schlafsaal und die dünne Suppe, die als Abendmahl gereicht wurde. Doch erst richtig ungemütlich wurde es, als der Lärm einer handfesten Prügelei vom Klosterhof hereinschallte. Die Bediensteten des Bischofs von Passau und jene der Herren von Wallsee, die sich selbst als ›Hauptleute ob der Enns‹ bezeichneten, stritten angeblich um den besseren Stall für ihre Pferde. Doch jeder, der wusste, wie die Dinge im Land rund um Enns lagen, wusste, dass es dabei rein um einen Machtkampf zwischen dem schwäbischen Adel derer von Wallsee und Adalbert von Winkel, dem Passauer Bischof, ging. Es wunderte nur wenige, dass sich auch der Schaunberger Graf einmischte und seine Bediensteten ebenfalls in den Klosterhof schickte. Die Freundschaft zwischen Graf Ulrich von Schaunberg und Adalbert von Winkel war längst ein offenes Geheimnis. Während sich das Gesinde draußen mit den Fäusten bekämpfte, bevorzugte man drinnen die feinere Klinge. Rudolf von Wallsee, der inzwischen nicht nur die Stadt Enns, sondern auch Steyr, weite Teile des Salzkammergutes, das Machland und das Landesgericht Freistadt sein Eigen nannte, erdreistete sich, sich über den Aufwand, den der Bischof auf dieser Reise trieb, zu amüsieren. Immer wieder blickte er provokant zu Ulrich von Schaunberg, das wirkliche Ziel seiner Streitlust, denn dieser war ihm in seinem weiteren Besitzstreben im Weg. Sicherlich, dachte Bernhard weiter, vielleicht war der Küchenwagen etwas zu viel des Guten, die drei Handpferde waren vielleicht auch nicht notwendig, eines hätte es auch getan. Das Rudel Jagdhunde hätte er besser auch zu Hause gelassen, und dass der Bischof seine gesamte Falknerei mit nach Wien nahm, war eindeutig zu viel Aufwand. Andererseits hatten auch die anderen hohen Herren ihre Falkner mit und ein paar Hunde, Bedienstete und einen Küchenwagen, aber etwas kleiner vielleicht und nicht so aufwendig. Doch was hinter diesem Prunk stand, wusste Bernhard von Randegg. Adalbert von Winkeln war in der Reichsstadt alles andere als gern gesehen. Umso mehr wollte er mit Bedeutung und Pomp einherreiten. Er wusste es sicher auch, denn es war ein offenes Geheimnis. Die Wiener wollten schon längst ein eigenes Bistum und sich nicht immer von Passau diktieren lassen. Umso wichtiger war es daher für Adalbert, ein untrügliches Zeichen der Übermacht, der Bedeutsamkeit und der Wichtigkeit zu setzen! Wien musste sozusagen auf seinen Rang hinter Passau verwiesen werden. Bernhard von Randegg wusste aus eigener Erfahrung, dass die Zurschaustellung von Macht und Reichtum eher das Gegenteil zur Folge hatte, und wie er die Wiener einschätzte, würde der Bischof von Passau nur eines erreichen, nämlich zum Gespött der ganzen Hochzeitsgäste zu werden. Sie würden nicht in Ehrfurcht versinken, nicht die Wiener, so viel war klar. Aber all das würde sich weisen, dachte er weiter, und den Lauf der Welt kann man sowieso nicht aufhalten. Mit dieser Plattitüde, über die er selbst lächeln musste, verscheuchte er weitere Gedanken und beschloss, sich spontan den einfachen, fröhlichen Dingen des Daseins zu widmen.
    »Na, wer wettet mit mir, was es im nächsten Gasthof zum Mittagessen geben wird?« Betont lustig klopfte sich der Patriarch auf die Schenkel und puffte den neben ihm reitenden Sander in die Seite. »Hast du einen Tipp für mich, liebster Neffe?« Ein undefinierbares Murmeln, eher griesgrämig als freudig, war die Antwort.
    »Offensichtlich nicht!«, lachte der Patriarch und war fest entschlossen, sich nicht von der schlechten Laune seines Mündels anstecken zu lassen. »Wie steht’s mit dir,

Weitere Kostenlose Bücher