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Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Fuchs
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ge … Also du weißt schon. Wo Abfälle sind, da sind auch streunende Hunde. Wenn du wüsstest, was da alles vorkommt.« Nach einer bedeutungsschweren Pause setzte der Patriarch fort: »So ist das Leben, Sander. Rund um den Palast in Lucca scheint es dir sauber und wunderschön zu sein, aber geh doch einmal morgens um halb vier durch die Straßen. Da schaut es genauso aus wie hier in Wien, wenn nicht schlimmer.«
    Bestürzt schüttelte Sander den Kopf und deutete auf ein Bündel am Rande der Gosse: »Nie und nimmer würden die Leute bei uns ihren Mist einfach auf die Straße werfen!« Sein Oheim lachte über so viel Naivität und warf einen schnellen Blick auf das Bündel Lumpen. Er wollte sich bereits wieder zum Gehen wenden, als er erstarrte. Ewald tat es ihm gleich und hielt mitten im Schritt inne. Nur Sander spazierte weiter und lamentierte: »Einfach so alles rauswerfen, die Hunde um Kadaver balgen und den Unrat zur Donau schwimmen lassen, also Wien ist doch das Letzte, was …« Als er merkte, dass niemand mehr an seiner Seite ging, drehte er sich um, sah seinen Oheim und Ewald auf das Bündel starren und lief besorgt die paar Schritte zurück. Barsch wurde er von Bernhard am Näherkommen gehindert. »Bleib, wo du bist, Sander!«, rief er mit barscher Stimme, »Ewald, du bleibst auch stehen!«
    »Aber Herr, da stöhnt jemand!«, kam es leise von Ewald. Der Junge lief trotz Warnung geradewegs auf das Lumpenbündel zu und beugte sich hinunter. Bernhard und letztendlich auch Sander liefen hinterdrein. Beide Burschen sahen mit Grauen zu, wie Bernhard den Stoff ein Stück anhob und darunter der Körper einer Frau zum Vorschein kam, der quer über einer weiteren Gestalt lag. Nicht genug des unheimlichen Fundes lag zu Füßen der beiden noch ein dunkler Köter und fletschte knurrend die Zähne.
    Alle drei Männer wichen ruckartig zurück. »Sind sie …«, setzte Ewald, der seine Sprache als Erster wieder gefunden hatte, »sind die denn …«
    »Eine atmet noch«, unterbrach ihn Bernhard, »aber für die, die darunterliegt, kommt wohl jede Hilfe zu spät.« Damit zeigte er auf das bläulich angelaufene Antlitz einer erwachsenen Frau, deren Hals mit einem dünnen Lederband umwickelt war. Der Patriarch erschrak, suchte und fand ihn: den Holzgriff. Wie bei dem jungen Mädchen, dachte er.
    »Kommt, wir sollten sie da wegheben, also die kleinere, wenn,« und hier sah Randegg zu dem immer noch bedrohlich knurrenden Hund, »der uns an sie heranlässt«.
    Sander und Ewald packten den schmächtigen Körper an der Seite, Bernhard fasste die Schulter. Umgedreht konnten sie einen Blick auf das Gesicht der noch Lebenden werfen. Alle erstarrten. Vom Weinen gerötete Augen starrten die Männer an, der Mund von Schmerz verzerrt, die Haare nass und zerrauft, das Kleid schmutzig, und auf der Stirn eine Schürfwunde. Die noch sehr junge Frau bot einen durch und durch verzweifelten Anblick. Einerseits schien sie mit glasigem Blick durch einen hindurch zu sehen, andererseits hatten ihre Augen etwas Zwingendes, als würden sie allen Jammer und alle Schuld der Welt in sich vereinen.
    »Das ist doch, Sander, das ist doch, freilich, na freilich, das ist …«, aufgeregt stammelte Ewald und zeigte auf die Frau.
    Geschockt strich Sander über seine trockenen Lippen und sah hilfesuchend zu seinem Oheim. Bernhard von Randegg würde sicher wissen, was sie in dieser Situation tun sollten.
    Die Wirklichkeit traf ihn wie ein Schlag. Der sonst so ruhige Mann zitterte wie Espenlaub. Sein Gesicht war aschfahl und seine Augen schreckensgeweitet. Als hätte ihn eine Tarantel gestochen, sprang er plötzlich auf, zerrte die beiden Jünglinge auf die Füße und schickte sich an, so rasch als möglich den grausigen Ort zu verlassen.
    »Kommt, Burschen, schnell weg hier. In Gottes Namen, kommt mit!«
    »Aber Oheim, wir können sie doch nicht so liegen lassen.« Sander stammelte verwirrt und blickte abwechselnd zu dem offensichtlich geschockten Mädchen und der Leiche. Inzwischen hatte sich die Jüngere wieder über den toten Körper gebeugt und murmelte: »Elsbeth, Mutter, ich bin’s. Wach auf.« Sander schüttelte sich vor Mitgefühl über den unsäglichen Schmerz des Mädchens und konnte sich dennoch nicht abwenden.
    »Da muss sich die Stadtwache darum kümmern, schnell jetzt, komm, Sander, komm, Ewald. Das … das geht uns ja gar nichts an!« Damit packte er die beiden grob an den Oberarmen und zerrte sie weg.
    Sowohl Ewald als auch Sander

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