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Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Fuchs
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sträubten sich, und Letzterer meinte: »Aber wir kennen die Frauen, die haben wir heute schon zweimal gesehen. Bitte, wir müssen doch helfen!«
    »Genug jetzt. Wir gehen. Alle drei.«
    Die Stimme des Patriarchen duldete keinen Widerspruch, die beiden fügten sich und rannten die Gasse hinunter, als wäre nicht nur ein Rudel streunender Hunde hinter ihnen her, sondern gleich Zerberus persönlich aus der Unterwelt heraufgekommen, um sie erbarmungslos zu verfolgen.

    *

    »Da wirst jetzt aber schaun, was wir dir bei der Schlagbruckn so ausm Wasser zogen ham, Hannerl, gell?«, meinte Barthel verschmitzt und lächelte dem breit grinsenden Krispin schelmisch zu. Er wedelte mit einem nach Fisch stinkenden, feuchten Leinensack vor Johanna herum, die gerade in einem großen Topf rührte und das Frühstück für die Büßerinnen zubereitete.
    »Jetzt geh weg mit dem fischigen Zeug, weg vom Haferbrei. Da kommen Nüsse und Honig rein für die Meisterin, und du versaust mir den ganzen Geschmack mit stinkenden Krebsen aus der Donau«, schimpfte sie und holte aus, um Barthel tüchtig in die Seite zu boxen.
    Geschickt wich dieser aus und lächelte noch mehr. Krispin ließ einen zahnlosen Oberkiefer sehen und lallte: »Kein Krebs, wos anders …«
    Seufzend drehte sich Johanna um und sah zu Yrmel, die scheinbar teilnahmslos Zwiebeln und Kohl für das Mittagessen putzte. Doch wie immer trog der Schein, und Johanna sah, wie Yrmel ihr warnend zuzwinkerte, um mit einer schlangenförmigen Bewegung zu verstehen zu geben, dass etwas anderes als Krebse im Sack waren. Immer wieder erstaunte es sie aufs Neue, wie feinfühlig und ausgeprägt die Sinne der stummen Yrmel waren. Es schien, als müsse das arme Mädchen ihre fehlende Stimme durch einen besonders aufmerksamen Verstand, durch flinke Hände und scharfe Augen ausgleichen. Schon längst war Johanna Yrmels unaufdringliche Wachsamkeit zur unentbehrlichen Hilfe geworden. So auch jetzt, als die beiden Hauerknechte offensichtlich etwas im Schilde führten. Durch Yrmel vorgewarnt, baute sich Johanna in ihrer ganzen imposanten Gestalt vor Barthel auf, stemmte in altgewohnter Art und Weise ihre Unterarme in die Hüften und funkelte beide Männer zornig an: »Ich hab keine Zeit für eure dummen Scherze. Entweder ihr gebt mir den Sack oder ihr fliegt raus aus der Küche!«
    Krispin duckte sich schuldbewusst und stieß Barthel, der traumverloren auf Johannas wogenden Busen blickte, ängstlich an.
    »Du, die is wieder bös«, meinte er zerknirscht. Als Johannas Barthels verliebtes Grinsen sah, riss ihr endgültig die Geduld. Sie schnappte vehement den Leinensack, warf ihn dreimal mit Wucht auf den groben Holztisch, fasste mit ihrer starken Hand, um die sie ein grobes Tuch gewickelt hatte, hinein und zog einen etwa zwei Ellen langen, schwarzen, schleimigen Aal heraus. Kaum hatte sich der Fisch von der groben Behandlung erholt und wollte wieder mit seinen schlängelnden Bewegungen beginnen, hatte Johanna bereits mit der anderen Hand das große Beil geangelt. Bevor Krispin noch seinen Mund zum Schreien aufreißen konnte, hatte Johanna dem Aal den Kopf abgehackt und schickte sich an, den Fisch aufzuschneiden und auszunehmen. Dabei verwendete sie ein altes Stück Stoff, um nicht mit dem Blut des Tieres in Kontakt zu kommen und um die glitschige Haut besser zu fassen zu bekommen. Denn auch ohne Kopf schlängelte sich das Tier um ihre Unterarme.
    »Die ist mir aber nimma wurscht«, stammelte Krispin und klappte seinen Mund zu.
    »Ja, unterschätz mir mei Hannerl net!«, meinte da Barthel mit stolzgeschwellter Brust, »Die überrascht so schnell nix!«
    Seelenruhig schnitt Johanna den Aal in gefällige Stücke, wusch diese im Holzbottich und lächelte Yrmel zu, die ihr bereits einen Steinguttopf reichte. Dann schlichtete sie unter den fast ehrfürchtigen Blicken der beiden Männer die Stücke schön ein, legte ein paar gezupfte Petersilienblätter dazu und holte aus der Vorratskammer einen großen Krug. Als sie ansetzte, den Inhalt des Kruges in den Steinguttopf zu schütten, und sich in der Klosterküche der Geruch von Essig verbreitete, begann Barthel zornig zu wettern:
    »Du machst es schon wieder!«
    »Was denn?«, fragte Johanna mit samtweicher Stimme.
    »Na das!« Damit zeigte er auf den Strahl Essig, der jetzt vom Krug auf die schön geschlichteten Aalstücke in den Topf rann.
    »Ja wie meinst, soll ich den Fisch denn aufheben? Ich bin halt keine Hellseherin und weiß nicht, wann ihr Glück beim

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