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Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Fuchs
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abgedeckt. Leise wimmerte das Mädchen, wachte aber noch nicht auf. Beide Frauen streiften ihr die groben Holzpantoffeln von den Füßen, schoben das hellblaue Kleid hoch und nickten einander beruhigend zu, als sie das Unterkleid weder zerrissen, noch verschmutzt und den Unterleib auf den ersten Blick unverletzt vorfanden. Auch am übrigen Körper konnten sie keine Blessuren feststellen. Yrmel besah sich den Hals genau und nickte wieder. »Hat noch Glück gehabt, die Kleine«, murmelte Johanna und entfernte das gelbe Tüchel von der Schulter. Plötzlich wachte Gretlin auf, starrte mit schreckensgeweiteten, glasigen Augen auf die beiden Frauen, raffte den zerschlissenen gelben Stofffetzen an sich und begann zu schreien: »Nein, lass das, das ist von der Elsbeth. Das ist ein Geschenk!« Unerwartet grob riss ihr Johanna das Tuch aus den Fingern und keifte: »Auf so ein Geschenk kannst du verzichten! Her damit!« Damit warf sie den Fetzen ins Feuer, der blitzartig in Flammen aufging, noch einmal hell aufflackerte und sogleich verkohlte. Gretlin begann hysterisch zu schreien und schlug dermaßen wild um sich, dass beide Frauen sie mit Anstrengung und Kraft zu Boden drücken mussten. Endlich beruhigte sie sich ein wenig und schluchzte nur mehr leise. Johanna ließ von ihr ab, und Yrmel begann, dem Mädchen sanft den knochigen Rücken zu reiben. Fast entschuldigend meinte Johanna: »Schau Gretlin. Hier im Kloster gibt es keine gelben Tüchel mehr. Außerdem hast du hohes Fieber. Lass dir helfen, komm, mach es uns allen nicht so schwer!«
    Damit wrang sie die Lappen im Bottich aus und wickelte sie um Gretlins dünne Waden. Yrmel setzte sich zu ihr in Kopfhöhe und wischte die verschwitzten Strähnen ihres Blondhaares aus der Stirn.
    Langsam beruhigte sich das Mädchen und fühlte die angenehme Kühle des Essigwassers, das das Fieber herunterdrückte. Johanna deckte die umwickelten Waden mit der groben Decke zu, drückte das Mädchen fest aber herzlich an der Schulter und sagte mit Bestimmtheit: »Das bleibt jetzt eine Weile so!«
    Leise weinte das Mädchen wieder, und Yrmel hockte sich neben sie. Entschlossen holte sich Johanna den Küchenschemel, stemmte ihr breites Hinterteil irgendwie darauf, verschränkte die Arme und sagte nur: »Heraus damit!«
    Gretlin weinte weiter. »Mädchen, spuck’s aus, sonst hält dein Nervenfieber an und du leidest noch mehr. Raus damit, sag uns, was da passiert ist.«
    »Was soll ich da sagen, ich versteh es ja selbst nicht«, stotterte Gretlin und weinte weiter.
    »Fang einfach von vorn an.«
    Gretlin atmete tief durch und fing leise an zu erzählen.
    »Es war so ein schöner Tag, wir waren am Festzug. So schön!« Bei der Erinnerung daran begannen ihre verweinten Augen zu glänzen.
    »Und dann?«
    »Ja, dann war ich auf einmal allein, die haben die Elsbeth und die Dorthe einfach mitgenommen.«
    »Wer?«
    »Männer«
    »Welche Männer?«
    »Keine Ahnung, Männer halt.«
    »Und dann?«
    »Dann war der Festzug aus, und ich war allein. Ich hab mich versteckt in einer dunklen Gasse. Stundenlang.«
    »Dann kam die Nacht.«
    »Ja genau.« Hier zitterten die Hände Gretlins so stark, dass Yrmel mit ihren Händen Gretlins Finger umfing.
    »Ich bin dann herumgeirrt, es war furchtbar, bei den Schenken hab ich immer geschaut, ob ich eine von unseren Frauen finde, aber da waren so viele … und alle mit den Männern unterwegs …«
    »Du bist ganz allein herumgelaufen nachts in Wien? Mädchen du weißt nicht, welches Glück du hattest!« Johanna schnaufte aufgeregt.
    »Aber ich habe doch das Tüchel gehabt, das beschützt!«
    »Ach ja«, unterbrach sie Johanna hämisch, »ich glaube, da hat dir jemand nicht so ganz die Wahrheit gesagt, aber lassen wir das jetzt, was hast du noch gesehen?«
    »Ich bin dann immer im Kreis gelaufen, um den Dom herum, denn ich hab die Frauen einmal reden hören, dass sie sich oft am Stephansfreithof treffen, wenn die Arbeit getan ist, und so dachte ich, Elsbeth kommt auch dorthin.«
    »Aber dort war sie nicht.«
    »Nein«, weinte Gretlin, »aber ich hab das Glöckchen gehört, weiter weg.«
    »Das von der Magdalenenkapelle?«
    »Nein, das am Gürtel von Elsbeth. Sie hatte immer dieses Glöckchen am Gürtel. Und das hab ich gehört. Ich hab mich dann angeschlichen und zwei Gestalten gesehen und …«
    Gretlin weinte jetzt wieder hemmungslos, krümmte sich zusammen und war nicht mehr zu beruhigen.
    »Geh, Yrmel, wir brauchen da etwas Stärkeres als Essig. Nimm den

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