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Das Geld - 18

Das Geld - 18

Titel: Das Geld - 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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es Huret.
    »Wie, Sie sind schon da? Es ist doch noch gar nicht fünf … Die Sitzung ist also zu Ende?«
    »Von wegen zu Ende … Sie liegen sich in den Haaren.«
    Und er erklärte, daß der Abgeordnete von der Opposition noch immer redete und Rougon sicher erst am nächsten Tag werde antworten können. Als er das kommen sah, habe er gewagt, den Minister in einer kurzen Sitzungspause zwischen Tür und Angel anzusprechen.
    »Na und?« fragte Saccard nervös. »Was hat er gesagt, mein erlauchter Bruder?«
    Huret antwortete nicht gleich.
    »Oh, er hatte eine Hundelaune … Ich gebe zu, ich rechnete mit der Erbitterung, in der ich ihn sah, und hoffte sehr, daß er mich einfach nur zum Teufel schicken würde … Also bin ich mit Ihrem Geschäft herausgerückt und habe ihm gesagt, daß Sie nichts ohne seine Billigung unternehmen möchten.«
    »Und dann?«
    »Dann hat er mich bei den Armen gepackt, mich geschüttelt, mir ins Gesicht geschrien: ›Soll er sich doch zum Teufel scheren!‹ und hat mich stehenlassen.«
    Saccard war blaß geworden und lachte gezwungen.
    »Das ist ja reizend.«
    »Wahrhaftig, das ist reizend!« versetzte der Abgeordnete in überzeugtem Ton. »Soviel habe ich gar nicht verlangt … Damit haben wir freie Bahn.«
    Und da er im Salon nebenan Daigremont zurückkommen hörte, fügte er ganz leise hinzu:
    »Lassen Sie mich nur machen.«
    Offenbar hatte Huret größte Lust, die Banque Universelle gegründet zu sehen und mit von der Partie zu sein. Ohne Zweifel war er sich schon über die Rolle klargeworden, die er dabei spielen könnte. Deshalb setzte er, nachdem er Daigremont die Hand geschüttelt hatte, eine strahlende Miene auf und riß den Arm hoch.
    »Sieg!« rief er. »Sieg!«
    »Ach, wirklich? Erzählen Sie doch.«
    »Mein Gott, der große Mann war so, wie er sein mußte! Er hat mir geantwortet: ›Möge meinem Bruder Erfolg beschieden sein!‹«
    Daigremont fiel beinahe in Ohnmacht, er fand den Ausspruch zauberhaft. »Möge ihm Erfolg beschieden sein!« – das enthielt alles: er soll nicht die Dummheit begehen, keinen Erfolg zu haben, dann lasse ich ihn fallen; hat er aber Erfolg, so helfe ich ihm. Großartig, wirklich großartig!
    »Und wir werden tatsächlich Erfolg haben, mein lieber Saccard, seien Sie ohne Sorge … Wir werden alles tun, was dazu nötig ist.«
    Als sich die drei Männer gesetzt hatten, um die Hauptpunkte festzulegen, stand Daigremont noch einmal auf und schloß das Fenster, denn die Stimme der Gnädigen war allmählich zu einem Schluchzen von schier maßloser Verzweiflung angeschwollen, das sie hinderte, einander zu verstehen. Und sogar bei geschlossenem Fenster begleitete sie diese erstickte Klage, indes sie die Gründung eines Kreditinstituts beschlossen, der Banque Universelle mit einem Stammkapital von fünfundzwanzig Millionen, aufgeteilt in fünfzigtausend Aktien zu je fünfhundert Francs. Es wurde außerdem vereinbart, daß Daigremont, Huret, Sédille, der Marquis de Bohain und einige ihrer Freunde ein Konsortium bilden sollten, das im voraus vier Fünftel der Aktien, also vierzigtausend, übernahm und sich darein teilte; so war der Erfolg der Emission gesichert, sie konnten später den Kurs der Wertpapiere nach Belieben hochtreiben, indem sie sie zurückhielten und auf dem Markt rar machten. Nur hätte sich beinahe alles zerschlagen, als Daigremont eine Prämie von vierhunderttausend Francs forderte, die auf die vierzigtausend Aktien verteilt werden sollte, zehn Francs pro Aktie. Saccard sträubte sich und erklärte, daß es unvernünftig sei, die Kuh vor dem Melken brüllen zu lassen. Der Anfang sei schwierig genug, wozu die Lage noch mehr komplizieren? Dennoch mußte er angesichts der Haltung Hurets nachgeben, der die Sache ganz natürlich fand und seelenruhig meinte, das werde immer so gehandhabt.
    Sie verabredeten für den nächsten Tag eine Zusammenkunft, bei der auch der Ingenieur Hamelin zugegen sein sollte, und sie wollten schon auseinandergehen, da schlug sich Daigremont mit dem Ausdruck der Verzweiflung vor die Stirn.
    »Ich habe ja Kolb ganz vergessen! Oh, das würde er mir nicht verzeihen, er muß dabei sein … Mein lieber Saccard, wenn Sie mir einen Gefallen tun wollen, könnten Sie gleich zu ihm fahren. Es ist noch nicht sechs Uhr, Sie würden ihn noch antreffen … Ja, Sie selbst müssen fahren, und nicht erst morgen, sondern heute abend noch, weil ihm das imponiert und weil er uns nützlich sein kann.«
    Gehorsam machte sich Saccard noch einmal auf

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