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Das Geld - 18

Das Geld - 18

Titel: Das Geld - 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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Universelle-Aktien, der langsam, ganz ruhig und normal von fünfhundert auf sechshundert Francs gestiegen war, so wie die Wertpapierkurse einer jeden Bank, die auf sich hält; und seit zwei Monaten war er gleichgeblieben, denn bei dem gemächlichen Tempo, wo das im Entstehen begriffene Haus in Schlaf zu sinken schien, hatte er keinen Grund, noch mehr anzuziehen.
    Dann ging der Bericht zur Zukunft über, und hier weitete sich plötzlich der Horizont für eine ganze Reihe von großen Unternehmungen. Besonderes Gewicht wurde der Allgemeinen Gesellschaft der vereinigten Dampfschiffahrtslinien beigemessen, deren Aktien die Banque Universelle auszugeben beabsichtigte: eine Gesellschaft mit einem Stammkapital von fünfzig Millionen, die den gesamten Mittelmeerverkehr monopolisieren werde; die beiden großen rivalisierenden Unternehmen, die »Phocéenne« für die Linie nach Konstantinopel, Smyrna und Trapezunt über Piräus und die Dardanellen und die Société Maritime für die Linie nach Alexandria über Messina und Syrien, würden darin zu einem Kartell zusammengeschlossen, abgesehen von den kleineren Reedereien, die sich dem Kartell anschlössen, Combarel & Co. für den Verkehr nach Algerien und Tunesien, Henri Liotard Witwe, ebenfalls nach Algerien über Spanien und Marokko, schließlich Gebrüder Féraud- Giraud für den Verkehr nach Italien, Neapel und den Städten an der Adria über Civitavecchia. Man werde das ganze Mittelmeer erobern, indem man aus diesen rivalisierenden Gesellschaften und Reedereien, die sich gegenseitig umbrachten, eine einzige Gesellschaft bildete. Mit Hilfe der zusammengefaßten Kapitalien werde man Schiffstypen mit bisher unerreichter Geschwindigkeit und nie gekanntem Komfort bauen, die Linien würden häufiger befahren, neue Anlegehäfen würden errichtet werden, man wolle den Orient zum Vorort von Marseille machen; und welche Bedeutung werde die Gesellschaft erst erlangen, wenn sie nach Vollendung des Suezkanals Schiffahrtslinien nach Indien, Tongking, China und Japan wird einrichten können! Nie habe es ein Geschäft gegeben, das weitsichtiger in der Planung und sicherer in der Anlage gewesen sei. Auch die Türkische Nationalbank solle unterstützt werden, über die der Bericht weitschweifige technische Einzelheiten lieferte, die deren unerschütterliche Solidität bewiesen. Und er beendete die Darlegung der künftigen Unternehmungen mit der Ankündigung, daß die Banque Universelle die mit einem Stammkapital von zwanzig Millionen gegründete Französische Silberbergwerksgesellschaft des Karmel unter ihre Schirmherrschaft nehmen werde. Analysen von Chemikern hätten in den Erzproben einen beträchtlichen Silberanteil ergeben. Aber mehr noch als die Wissenschaft ließ die uralte Poesie der heiligen Stätten dieses Silber in einem wunderbaren Regen herabrieseln, ein göttliches Blendwerk, das Saccard an das Ende eines Satzes gestellt hatte, mit dem er sehr zufrieden war.
    Nach diesen Verheißungen einer ruhmreichen Zukunft erkannte der Bericht auf Kapitalerhöhung. Man werde es verdoppeln, von fünfundzwanzig auf fünfzig Millionen erhöhen. Die angewandte Emissionsmethode war die einfachste von der Welt, damit sie allen Hirnen leicht einging: es sollten fünfzigtausend junge Aktien geschaffen werden, die man Stück für Stück den Inhabern der alten fünfzigtausend Aktien anbieten wollte; auf diese Weise brauchte nicht einmal eine öffentliche Zeichnung stattzufinden. Allerdings sollten die neuen Aktien fünfhundertzwanzig Francs kosten, eine Prämie von zwanzig Francs pro Stück einbegriffen, was insgesamt den Betrag von einer Million ergab, der in den Reservefonds eingehen sollte. Es sei nur recht und billig, die Aktionäre mit dieser kleinen Steuer zu belegen, da man sie ja begünstigte. Außerdem sei nur ein Viertel vom Aktiennennwert zuzüglich der Prämie einzuzahlen.
    Als Hamelin zu lesen aufhörte, erhielt der Bericht lärmende Zustimmung. Alles war vortrefflich, es gab nichts einzuwenden. Während der ganzen Zeit, die die Lesung dauerte, hatte Daigremont, den eine eingehende Betrachtung seiner Nägel sehr in Anspruch nahm, verschwommenen Erinnerungen zugelächelt; der Abgeordnete Huret, in seinen Sessel zurückgelehnt, die Augen geschlossen und halb eingeschlummert, wähnte sich in der Kammer, während Kolb, der Bankier, ruhig und ungeniert eine lange Berechnung auf den Zetteln anstellte, die er wie jedes Mitglied des Verwaltungsrates vor sich liegen hatte. Der immer ängstliche

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