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Das Geld - 18

Das Geld - 18

Titel: Das Geld - 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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ersten Generalversammlung. Sie war für den 25. April anberaumt worden. Schon am 20. traf Hamelin aus dem Orient ein, eigens um auf ihr den Vorsitz zu führen; Saccard, der in dem allzu engen Haus bald erstickte, hatte ihn in aller Eile zurückgerufen. Er brachte übrigens ausgezeichnete Nachrichten mit: die Verträge für die Bildung der Allgemeinen Gesellschaft der vereinigten Dampfschiffahrtslinien waren geschlossen, und zudem hatte er die Konzessionen, die einer französischen Gesellschaft die Ausbeutung der Silbererzvorkommen im Karmel sicherten, in der Tasche, ganz zu schweigen von der Türkischen Nationalbank, zu der er in Konstantinopel den Grundstein gelegt hatte und die eine regelrechte Zweigstelle der Banque Universelle werden sollte. Die große Frage der Eisenbahnen in Kleinasien war noch nicht herangereift und mußte zurückgestellt werden; außerdem sollte er schon am Tage nach der Versammlung dorthin zurückkehren, um seine Untersuchungen fortzusetzen. Entzückt führte Saccard mit ihm ein langes Gespräch, dem Frau Caroline beiwohnte, und er konnte die beiden leicht überzeugen, daß die Aufstockung des Aktienkapitals eine absolute Notwendigkeit sei, wenn man diesen Unternehmungen gewachsen sein wollte. Die Großaktionäre, Daigremont, Huret, Sédille und Kolb, waren schon befragt worden und hatten diese Erhöhung gebilligt, so daß der Vorschlag binnen zwei Tagen geprüft und dem Verwaltungsrat noch am Vorabend der Aktionärsversammlung vorgelegt werden konnte.
    Diese in aller Eile einberufene Sitzung des Verwaltungsrates verlief feierlich, alle Administratoren hatten sich in dem imposanten Saal eingefunden, den die Nachbarschaft der großen Bäume des Palais Beauvilliers in grünes Licht tauchte. Für gewöhnlich fanden zwei Sitzungen im Monat statt: jeweils um den 15. die kleine, die wichtigere, zu der nur die eigentlichen Chefs, die Geschäftsführer, erschienen, und um den 30. die große, die offizielle Sitzung, zu der alle kamen – die, deren Stimme zählte, und die, deren Name zählte –, um den im voraus ausgearbeiteten Plänen zuzustimmen und Unterschriften zu leisten. An jenem Tage traf der Marquis de Bohain mit seinem kleinen aristokratischen Kopf als einer der ersten ein; in seiner müden Vornehmheit brachte er die Billigung des ganzen französischen Adels zum Ausdruck. Der Vizepräsident, der sanfte, knauserige Vicomte de Robin-Chagot, hatte den Auftrag, den Administratoren aufzulauern, die nicht auf dem laufenden waren; er nahm sie beiseite und übermittelte ihnen in knappen Worten die Weisungen des Direktors, des wahren Meisters. Klarer Fall, mit einem Kopfnicken versprachen alle zu gehorchen.
    Die Sitzung wurde eröffnet. Hamelin legte dem Verwaltungsrat den Bericht vor, den er vor der Generalversammlung verlesen sollte. Eine Mammutarbeit, mit der sich Saccard lange beschäftigt hatte; in zwei Tagen hatte er den Bericht dann abgefaßt und durch die Informationen des Ingenieurs ergänzt. Jetzt hörte er bescheiden und sehr interessiert zu, als wäre ihm kein einziges Wort davon bekannt. Zunächst sprach der Bericht von den Geschäften, die die Banque Universelle seit ihrer Gründung getätigt hatte: durchweg gute Geschäfte, kurzfristige kleine Aufträge, die von hellte auf morgen erledigt wurden, der banale Alltag der Kreditinstitute. Immerhin standen ziemlich hohe Gewinne aus der mexikanischen Anleihe in Aussicht, die im Vormonat nach der Abreise Kaiser Maximilians nach Mexiko71 ausgegeben worden war – eine unsaubere Anleihe mit tollen Prämien, bei der Saccard zu seinem tödlichen Bedauern sich aus Geldmangel nicht hatte besser gesundstoßen können. Das alles verlief in den normalen Bahnen, aber man hatte sich über Wasser gehalten. Im ersten Geschäftsjahr, das nur drei Monate umfaßte, vom Gründungstag am 5. Oktober bis zum 31. Dezember, betrug der Gewinnüberschuß nur etwas mehr als vierhunderttausend Francs; damit war es möglich gewesen, zu einem Viertel die Gründungskosten zu decken, den Aktionären ihre fünf Prozent auszuzahlen und zehn Prozent in den Reservefonds zu überweisen; außerdem hatten die Mitglieder des Verwaltungsrates im voraus die zehn Prozent erhoben, die ihnen die Statuten einräumten, und es blieb ein Betrag von ungefähr achtundsechzigtausend Francs als Vortrag für das folgende Geschäftsjahr. Allerdings hatte es keine Dividende gegeben. Alles war höchst mittelmäßig und gleicherweise ehrenhaft. Ähnlich stand es mit dem Börsenkurs der

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