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Das Gelobte Land

Das Gelobte Land

Titel: Das Gelobte Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Einar Kárason
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hielten.
    Es herrschte eine harmlose Heiterkeit und Freude in unserer kleinen Gruppe auf dem Hof. Daisy brauchte eine Ewigkeit,
um die Schlüssel aus ihrer Handtasche hervorzukramen, während wir vor der Tür standen, und das gab Anlass zu Pfiffen und allen möglichen Witzen, und es wurde gelacht und gescherzt, als die Tür aufging und wir lärmend und feiernd das Haus betraten. Wir waren wie eine Gruppe Gymnasiasten in einer Colareklame, wir fünf; der Kühlschrank wurde aufgerissen und Bier und alle möglichen Snacks daraus hervorgeholt, die Leute kickten ihre Schuhe hierhin und dorthin, und jemand legte Elvis auf. Bóbó und ich ließen uns jeder mit zwei Bierdosen und Sandwiches, die wir kaum mit einer Hand halten konnten, auf das Sofa fallen, und sangen mit Elvis: Suspicious Minds. Das war irgendwie so gut, Nahrung und kaltes Bier zu bekommen, dass wir von Wohlbefinden überwältigt wurden; wir waren in Amerika, und dort war Onkel Baddi persönlich, und Elvis sang, und mit freudestrahlenden Augen sagten wir gleichzeitig zueinander:
    – Wow Mann, das ist, als wären wir wieder ins Alte Haus zurückgekommen.
    Dann warfen wir uns jeder in seine Ecke des Sofas zurück und machten nach, wie Baddi und Danni in alten Tagen lagen, wenn sie sich darauf konzentrierten, ein bestimmtes Lied zu hören, brettsteif, die Hände angespannt im Nacken verschränkt, und das war alles so lustig und witzig, dass ich mich verschluckte und Krümel in die Nase bekam.
    Aber dann hörte man auf zu lachen, wie es nun mal immer geht, und die Zusammenkunft verlor allmählich an Unterhaltungswert. Die eine Sache war, dass der arme Hund, von dem Oma erzählt hatte, dass er dauernd Durchfall hatte, ins Wohnzimmer kam und anfing, sich bei uns einzuschmeicheln. Bóbó rief den Scheißer tatsächlich noch und lockte ihn zu sich, kraulte ihn am Kopf und bezeigte ihm seine Freundschaft, aber das hätte er lieber nicht tun sollen, denn von da
an bekam er keinen Frieden mehr. Der Hund kletterte überall auf ihm herum, erst auf seinen Schoß, dann auf seinen Kopf. Das Schlimmste war, dass er immer sein Hinterteil an etwas scheuern wollte; vielleicht hatte er irgendwelche Probleme wegen seines pausenlosen Durchfalls. Zunächst versuchte er, es leicht zu nehmen, dass der Hund seinen Hintern an ihm rieb, aber dann wurde er von Widerwillen ergriffen, nahm den Köter und schleuderte ihn auf den Boden. Der Hund sprang noch eifriger auf ihn zurück, und das zerstörte die gute Laune von uns Brüdern vollständig. Am Ende hatten sie sich so in die Sache hineingesteigert, dass sie wirklich anfingen zu kämpfen: Der Hund biss Bóbó, der aufschrie und nach ihm schlug, dass er mit lautem Jaulen in die Ecke flog.
    Man hätte vielleicht erwarten können, dass Daisy über diese Behandlung ihres Schoßtieres wütend werden würde. Sie und Manni hatten sehr versunken in leise geführte Zwiegespräche gesessen, wobei er in einem niedrigen Sessel saß und sie halb auf ihm und halb auf der Armlehne, aber sie fuhr laut auf, als der Hund in die Ecke flog, und schrie, dass sie dieses Vieh mehr als satt habe, zog es am Nackenfell unter der Kommode hervor und warf es zur Haustür hinaus.
    Die Fröhlichkeit im Zimmer war zu peinlicher Stille geworden. Dann richtete sich die Aufmerksamkeit auf Baddi, der mit geballten Fäusten dasaß und vor sich hin brabbelte. Ich drehte mich zu ihm und sagte etwas davon, wie unglaublich nervig sich der Hund aufgeführt hätte, aber da wurden seine Gesichtszüge ganz weich, er sah mich an und sagte: – Der Hund, der ist doch nur ein kleines Kind. Ein kleines Kind, Mann. Aber diese Daisy ist verrückt, sie ist wie die verdammte Dollí, sie stiehlt alles. Völlig verrückt. Greift den Hund an, Mann! Der doch nur ein Kind ist …

    Er stand auf und begann, Boxübungen zu machen, Schattenboxen, Magenschwinger, und die altbekannte Phrase vor sich hinzumurmeln, Kill you for nothing! Bóbó hatte angefangen, vom Sofa aus nach ihm zu rufen, mit betrunkener Stimme, Baddi, Baddi, BADDI!, aber der Schläger hörte nicht. Manni saß mit weggetretenem Grinsen im Sessel, und nun kam Daisy wieder ins Wohnzimmer und setzte sich zu ihm oder eher auf ihn. Der Anblick hatte aufgehört, mir zu gefallen, und ich ging nach vorn in die Küche, um mir ein Bier zu holen und aus dem Fenster zu sehen.
    Ich hatte noch nicht lange am Fenster gestanden, als alles im Zimmer den Verstand verloren zu haben schien. Schreie und Krachen, und als ich hineinkam, hatten Baddi und

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