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Das Gelobte Land

Das Gelobte Land

Titel: Das Gelobte Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Einar Kárason
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Wirkung zu merken. Dagegen sollten wir aufpassen, dass er nicht anfing, in Stärkerem zu plantschen, denn dann würden alle altbekannten Probleme wieder auftauchen, und deswegen gefiel es mir ganz und gar nicht, als ich sah, dass der Barmann ihnen nun irgendein Colamixgetränk in hohen Gläsern mit Eis und Strohhalm servierte. Ich entschloss mich, von Manni und Daisy, die quer über den Tisch in eifrige Gespräche verwickelt waren, aufzustehen
und mich hinüberzubegeben zu meinem Halbbruder und meinem Onkel, die dort an der Bar saßen.
    Das Getränk, das sie angefangen hatten zu trinken, war Cola mit Rum, und wie zu erwarten war, verwandelte Baddi sich mit großer Geschwindigkeit von Dr. Jekyll in Mr. Hyde. Sein Gesichtsausdruck veränderte und verhärtete sich, und auch seine Stimme nahm einen anderen Ton an. Er wurde betrunken, dass man es mit Händen greifen konnte.
    Zunächst war er eigentlich positiv gestimmt, begann, uns allen Segen des Herrn für unsere Reise zu wünschen, sagte, er habe siebenhundert Dollar, die er bereit sei, uns als Fahrgeld in die Südstaaten zu geben; obwohl ich das Gefühl hatte, als ob er nach einer Einladung fischte, sich uns auf unserer Reise anzuschließen. Dann kam langsam die ganze alte Geschichte von den Frauen, die ihn und seinen Papa, den verstorbenen Tommi, kaputtgemacht hätten, den großen, starken Mann, und von Dollí, der verdammten Fotze, die verrückt und blöd wäre. Doch wir Brüder müssten nicht dafür bezahlen, dass sie unsere Mutter sei, nein; wir hätten alles Gute verdient, deswegen, weil sie und Papi, wie er ihr Männchen immer nannte, alles gestohlen hätten, was in Wahrheit uns gehörte. – Dir hätte all das gehört!, sagte er wieder und wieder zu Bóbó.
    – Grettir gehören keine fünf Öre daran! Und Bóbó lauschte mit berauschtem Gesichtsausdruck und bestellte noch mehr doppelte Rum-Colas, die Baddi in sich hineingoss, bis er aufhörte, sich zu diesem Geschwätz zu zwingen, und sich Unterhaltsamerem zuwandte.
    Man sah an seinem Gesichtsausdruck, als er die Leute im Restaurant betrachtete, wie von Herzen langweilig sie ihm erschienen. Dann begann Hello Mary Lou ein weiteres Mal in der Jukebox, und dabei hoben sich die Augenbrauen des Schlägers, er begann auf eine besondere, bewegungslose Art, hin-und
herzuschaukeln, dann griff er sich ein schrecklich fettes, schwarzzahniges Bauernweib, das gerade an ihm vorbeistapfte, und tanzte mit ihr einige Runden auf dem Tanzboden. Er tanzte einen klassischen Walzer oder so etwas, die Hände, wie er es in der Tanzschule gelernt hatte, die Füße auf und nieder, tat all das mit weichen, langsamen Bewegungen. Trotzdem lachte das Weib schrill und laut, als ob jemand sie kitzelte. Die ganze Bar verstummte, und die Eingeborenen verfolgten die Sache aus der Entfernung, mit gezwungenem Lächeln in den Gesichtern.
    Manni und Daisy kamen an die Bar, und Daisy war ein wenig schaukelnd in ihren Bewegungen geworden und romantisch im Blick, und ich hörte, wie sie mit ekstatischer Stimme zu Manni sagte: – These people love him. Everybody loves Badie.
     
    Ich drehte mich zu Daisy um und fragte, wann sie auf Island gewesen sei, ein wenig abrupt.
    – Don’t you remember, Mundi?, sagte sie, und da ging mir ein Licht auf. Daisy und Hermann!
    Jetzt erkannte ich auch ihr Gesicht wieder. Daisy! Die in alten Tagen verwirrt und heimatlos nach Island kam, um ihr Kind zur Welt zu bringen, das sie dann niemals bekam. Von Oma Gógó geschickt. Mit Hermann the Hermit, dem Idioten. Diese Neuigkeit beeindruckte mich so tief, dass ich kein Wort hervorbrachte; hätte ich die Gewohnheit gehabt, mich vor die Stirn zu schlagen vor Erstaunen, hätte ich es dort am Bartresen getan. Ich nahm einen tiefen Schluck und sagte dann zu ihr:
    – Daisy and Hermann?
    – Of course, sagte sie und lächelte fröhlich.
    – Und was wurde aus Hermann …?
    – Hermann?! Ich habe ihn seit fünfzehn Jahren nicht mehr gesehen. He might be dead for all I care.
    Bóbó saß neben mir und starrte in die Luft, mit mattem, hoffnungslosem Gesichtsausdruck. Ich sagte ihm, was ich gerade erfahren hätte, aber er nickte, als ob dies keine Überraschung für ihn sei. – Wusstest du das?, fragte ich. – Nein, sagte er, – das ist nur in Übereinstimmung mit allem anderen, was diese Familie betrifft. Wahnsinn, Wahnsinn, Wahnsinn …
    Dann lachte er verächtlich, mit zorniger Miene, aber verstummte schnell wieder und wandte sich ab; begann, wie ein fachkundiger

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