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Das Gelobte Land

Das Gelobte Land

Titel: Das Gelobte Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Einar Kárason
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gewalttätig an der Haustür geklopft, und in dem Augenblick
bemerkte ich auch, dass Blaulicht auf dem Hofplatz zu sehen war. Die Bullen. Wir Halbbrüder gingen zur Tür.
    Es waren zwei vor der Tür, in den hellblauen Uniformen, die man so gut aus den Kinofilmen kannte. Mit Schirmmützen und Pistolengürteln. Der vordere war der Anführer, ein Kerl um die fünfzig, fett und respektgebietend, mit diesem typischen, schrecklichen Bullenakzent:
    – Is there any trouble around here?
    Bóbó sprach für uns beide, und ich muss sagen, dass er die Sache ganz genial löste. Von einer Sekunde zur anderen verwandelte er sich in einen Pfadfinderführer aus gutem Hause, bei dem es niemals irgendwelche Korruption gegeben hat; er stand dort in der Tür, wohlgekleidet und steif und aufrecht, als ob er ganz aus Holz wäre und nicht nur der eine Fuß, und dankte dem Polizeiinspektor herzlich, dass er so schnell reagiert habe, aber hier habe es nur eine kleine häusliche Auseinandersetzung gegeben, und nun sei alles wieder in bester Ordnung. Der Polizeiinspektor sagte, dass er aber trotzdem mit Mr. Badie sprechen wolle, er kannte ihn offensichtlich.
    Doch Bóbó sagte, es würde ihm schwerfallen, ihn nun zu wecken, er sei nämlich nach einem langen und harten Tag soeben eingeschlafen, und lächelte, dass die Zähne nur so blinkten. Und die Frau des Hauses, die Daisy, sei einfach zu Besuch zu ihrer Schwiegermutter gegangen, hier auf dem Hof. Sie sahen beide gleichzeitig zu der anderen Hütte hinüber, Bóbó und der Polizeiinspektor, und tatsächlich brannte Licht im Wohnzimmerfenster bei Frau Dólóres. So dass die beiden Polizisten, der fette, mittelalte Anführer und der blasse, junge Assistent, die Hände zum Schirm hoben, sich für die Unannehmlichkeiten entschuldigten und sagten, dass wir netten, jungen Gentlemen uns sicher darum kümmern würden, dass alles ruhig und friedlich bliebe.

    – Thank you for coming, officer!, sagte Bóbó zum Abschied und grüßte militärisch.
    Onkel Baddi war natürlich wieder auf den Beinen, als wir ins Wohnzimmer kamen. Er saß in einem Stuhl und mühte sich damit ab, sich mit einer Hand eine Zigarette anzuzünden. Ich, der ich so zufrieden damit gewesen war, wie vorbildlich sich alles entwickelt hatte, war angesteckt von Bóbós Überzeugungskraft wie die Polizisten: aber dort saß der Schläger.
    Die Zeit halb zwei und wir drei allein dort im Wohnzimmer. Keine Zeit, darüber nachzudenken, in was für eine beschissene, idiotische Lage Manni jetzt geraten war, was jedoch naheliegend gewesen wäre, denn in diesem Augenblick fuhr ein Auto auf den Hof, und herein kam der Schweinehirt, betrunken und voller Weltschmerz im Gesicht.
    Mir wurde es schwindlig von all diesem Durcheinander. Was sollten wir Rodney, unserem Gastgeber, nun sagen? Ich sah Bóbó an, in der Hoffnung, dass er uns aus dieser Sache herausreden könnte, aber dergleichen war nicht zu erwarten, er lag auf dem Sofa und schien zu schlafen. Onkel Baddi sah den Hausherrn bösartig an, war aber nur ein Schatten seiner selbst, der arme Mann, mit seiner kaputten Hand. Ich glaubte mittlerweile, dass er sich das Handgelenk gebrochen hatte. Als Rodney nach den anderen fragte, musste ich etwas antworten, und in unüberlegter Eile griff ich zu dem gleichen Trick, den Bóbó der Polizei gegenüber angewendet hatte, sagte, ich glaube, dass Daisy drüben bei Dólóres sei. Und der Schweinehirt eilte prompt zu ihr hinüber.
    Bóbó hatte Presley wieder aufgelegt und laut aufgedreht, als der Schweinehirt wieder erschien, diesmal mit dem Kind auf dem Arm. Das hatte offensichtlich tief geschlafen und weinte leise, während er beruhigend auf es einmurmelte und es in das Schlafzimmer trug. Sie schwiegen beide, Baddi handlahm auf
dem Stuhl, und Bóbó eingeschlafen auf dem Sofa liegend. Die Schlafzimmertür wurde zugemacht, und ich beschloss, mich nicht weiter in diese Sache einzumischen, ging hinüber zu meiner Matratze, legte mich hin und schlief sofort ein.
    Ungefähr eine Stunde später fuhr ich entsetzt auf, geweckt von fürchterlichem Schreien und Jammern, das mir in den Ohren und durch das ganze Haus gellte; als ich mich aufsetzte, fühlte ich, dass die Matratze vor Nässe schmatzte. Einen Atemzug lang überfiel mich der schreckliche Gedanke, dass ich ins Bett gepisst haben könnte, aber als ich auf die Füße kam, stellte ich fest, dass der ganze Boden überschwemmt war.
    Aber es gab keine Zeit, über dieses Wasser nachzudenken, denn die

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