Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gelobte Land

Das Gelobte Land

Titel: Das Gelobte Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Einar Kárason
Vom Netzwerk:
Ausstellungsbesucher die Vorderlader an der Wand anzustarren. Hatte offensichtlich aufgehört, mit mir zu sprechen. Mir fiel nichts ein, was ich noch hätte zu ihm sagen können, und schlich mich davon.
     
    Baddi hatte sich zu einigen fetten Farmern gesetzt. Sie waren sonnengebräunt von der Feldarbeit und alle Zahlen auf ihren Baumwollhemden gespannt bis zum Äußersten, dennoch wirkten sie wie entartete Materiehaufen gegen den isländischen Landmann. Aber sie sprachen amerikanisch und waren nationalgesinnte Amis bis in die Fingerspitzen, waren für den Präsidenten und die Glaubensfreiheit und die Einheit der Familie.
    – I’m a mean old man!, sagte er.
    – Sure, Badie, sure, antworteten sie und lachten nervös.
    – I’m a mean devil, you dirty old motherfuckers …
     
    Wir verließen diesen Ort unter großem Lärmen irgendwann am späten Abend. Von Baddi stellte sich heraus, dass er Kommunist geworden war. Er hatte angefangen, den Farmern zu erzählen, dass Jesse Jackson der einzige Mann von Verstand sei in den Vereinigten Staaten, seitdem Elvis Presley gestorben
war, dann sagte er immer wieder, er sei Kommunist und sie Versager.
    – Cawmunist?, sagten sie. – Are you a cawmunist, Mister Badie?
    – Ich bin Kommunist, sagte er. – Die Amerikaner glauben, dass sie etwas darstellen, aber sie haben alles gestohlen, was sie besitzen. Die Amerikaner sind reiche Gauner. Rich stinking bastards. Alles soll gerecht geteilt werden. Das ist Kommunismus.
     
    Gleichzeitig hatte Bóbó angefangen, mit irgendwelchen Kerlen dort im Restaurant Billard zu spielen, brachte sie dazu, Geld zu setzen und verlor dann die ersten Spiele, so dass sie Blut leckten und größere Beträge im Topf sehen wollten und versuchten, mehr an diesem lahmen Isländer zu verdienen. Und als Bóbó die Beträge ordentlich genug fand, rollte er sie alle auf, etwas zu leicht vielleicht. Sie wurden böse, wie zu erwarten war, nannten ihn einen hustler, und später sah ich einen Kinofilm mit diesem Namen, in dem ein Typ wie Bóbó verprügelt und ihm beide Daumen gebrochen wurden. Aber es waren keine allzu riesigen Beträge, die Bóbó diesen Kerlen abluchste, und ich glaube, dass sie vor allem darüber böse wurden, dass er sich so stark über sie lustig machte, und zwar auf sehr unverhohlene Weise.
    Da hatte Baddi bereits angefangen davon zu reden, dass Gaddafi viel taffer sei als Präsident Reagan, und das war eigentlich mehr, als die fetten Farmer ertragen konnten. Zu allem Überfluss regte Daisy sich furchtbar auf und fiel über das Pack im Saloon her, mit lauter und schriller Stimme, weil der Barmann aufgehört hatte, uns Ausländern zu servieren, und Manni deshalb das Bier, das er bestellte, nicht mehr bekam. Rodney, der Schweinehirt, stand auf und wollte die Wogen glätten,
Daisy beruhigen und zu einem Kompromiss kommen, aber sie schrie ihm Beleidigungen und Schimpfworte ins Gesicht. Manni und ich wurden nervös, und es gelang uns, Baddi und Bóbó mit nach draußen zu bugsieren. Daisy und Oma Gógó folgten uns auf den Fersen. Der Schweinehirt blieb zurück.
     
    Es war dunkel draußen. Wir befanden uns auf einem asphaltierten Parkplatz, wo der alte Rambler zwischen Jeeps und Kastenwagen stand. Ich war ziemlich verwirrt durch die Ereignisse, und ich sah, dass es Manni genauso ging. Daisy war erregt, stand am ganzen Körper zitternd und bebend am Auto und fluchte und schimpfte zusammenhangloses Zeug vor sich hin. Baddi fühlte sich offensichtlich gestört durch sie und sagte ihr, sie solle sich um ihren eigenen Scheiß kümmern, und Oma Gógó bat ihn mit lauter Stimme, nur ruhig zu sein, alles sei in schönster, bester Ordnung. Da wedelte Bóbó uns mit einem kleinen Packen Geldscheinen im Gesicht herum, den er den Kuhjungs im Billard abgeknöpft hatte, und da hob sich die Stimmung; zumindest konnten wir von uns behaupten, dass wir diesen place nicht mit einem Minus verließen.
    Als wir alle sechs im alten Rambler saßen, fuhr Daisy mit rasender Geschwindigkeit los. – Dieses Weib ist verrückt, murmelte Baddi vor sich hin, wie er dort neben mir auf dem Rücksitz saß. Wir hielten erst am Wohnwagen meiner Oma, wo sie gern abgesetzt werden wollte. – Home sweet mobile home, sagte Baddi zum Abschied. Er hatte angefangen, sich zu amüsieren, und hatte offenbar nicht vor, so bald wieder damit aufzuhören. Nur wenig später bogen wir zur Crossroad Ranch ein, und das Auto schlitterte auf dem Schotter, als wir neben dem Heim des Schweinehirten

Weitere Kostenlose Bücher