Das Gelobte Land
Daisy angefangen, sich zu prügeln. Sie schrie und kreischte und schlug mit einem silbernen Kerzenständer nach ihm, und er gab ihr eine Ohrfeige, dass sie zur Seite flog. Er wollte gerade nachsetzen, aber da war Bóbó zur Stelle, um schlichtend einzugreifen; Baddi nahm ihn in den Schwitzkasten und drückte ihn zu Boden. Bóbós rotes Gesicht sah mit einem wilden Augenausdruck aus der Umklammerung, dann gelang es ihm hervorzustöhnen: – Helft mir doch, ihr Idioten!
Manni sprang auf die Füße, nahm Baddis Hand und verdrehte sie nach oben, und da löste sich sein Griff. Ich kam und umschlang Baddi und wollte versuchen, ihn zu beruhigen, aber da sah ich, dass er leichenblass war und einen schmerzvollen Gesichtsausdruck zeigte. Und dann mussten wir uns ganz kleinmachen, denn Daisy schleuderte nun alles nach Baddi, was nicht niet- und nagelfest war, Aschenbecher und Nippesfiguren und sogar Kissen, und schrie dabei: – I hate him I hate him I hate him I hate him!
Bóbó und ich flohen mit Onkel Baddi vor diesem Hagelsturm in das Kinderzimmer, das immer noch kinderlos war. Der Schläger hatte einen Gesichtsausdruck wie ein verletzter Kriegsheld, und man hatte keine rechte Vorstellung davon, ob man diesen Ausdruck nun ernst nehmen musste. Er hielt die rechte Hand, die kraftlos herunterhing, mit der linken umfasst, und gab an, vor Schmerzen bald umzukommen. Ich machte den Vorschlag, dass er sich einfach hinlegen solle, er könne dort schlafen. Am Morgen würden wir dann alle zusammen erwachen und könnten dann etwas Lustiges unternehmen.
– Die verdammte Schlampe ruft die Polizei, sagte Bóbó da, und wir wurden alle still und lauschten. Doch, nichts anderes war zu hören, als dass Daisy aus dem Wohnzimmer herüberschrie, dass sie nun die Polizei rufen werde. Die Wählscheibe drehte sich. – Willst du nicht gehen und sie davon abhalten?, sagte ich zu Bóbó, und er eilte düsteren Blicks aus dem Zimmer.
Baddi war lieb wie ein Kind. Ich sagte ihm, er solle sich hinlegen und einfach versuchen zu schlafen, und darauf legte er sich auf eine Matratze auf dem Boden. Ich deckte ihn zu und fand, dass sich nun alles zum Guten wendete. Ich war schon in der Tür und wollte gerade das Licht ausmachen, als er rief, mit dunkler, unverstellter Stimme:
– Hör mal, Bóbó …
– Ich bin Mundi, sagte ich.
– Jaja, Mundi … Grettisson, hör mal, ich kann die Hand nicht bewegen, Mann.
Ich musste etwas für ihn tun. Ihn wirklich zum Schlafen bringen wie ein Kind. Ging hinaus und holte seine Zigaretten, das Feuerzeug und einen Aschenbecher, und plauderte dann eine Weile mit ihm, dort am Krankenbett.
Er war nicht länger aufgebracht und wütend. Allen wollte er es recht machen, und als ich ihn um Geschichten bat, wollte er die Hände ausstrecken und fragen, was für Geschichten, aber konnte nur die eine Hand bewegen und wurde ganz blass im Gesicht. Trotzdem hielt er sich gut und begann, mir von dem letzten Winter zu erzählen, den er auf Island war, und wie er da in einem Auto gewohnt hatte, oben bei der großen Kirche, mit irgendeinem Halli Hurricaine, verstand ich; und als sie am Morgen erwachten, waren sie ganz von Schnee bedeckt. Wie eine Bettdecke, Mann! Er wollte mir zeigen, wie er jeden Morgen den Schnee von sich abbürsten musste, aber davon hielt ihn seine Handlähmung ab, ein Leidenszug breitete sich über seinem Gesicht aus. Aber es war ein ungeheuer smarter Leidenszug, der gleiche Zug, den Clint Eastwood kriegt, wenn er angeschossen und verletzt wird.
Er lag und schien einzuschlafen, als ich das Zimmer verließ. Ich verabschiedete mich in der Tür von ihm und sagte, dass morgen ein neuer Tag komme, und da würden wir Jungs alle zusammen etwas Lustiges unternehmen, und er nickte mit dem Kopf und schob die linke Hand unter die Wange.
Dann kam ich ins Wohnzimmer, und Manni und Daisy hatten sich völlig ausgeklinkt, wie sie dort beide im gleichen Sessel saßen, jeder mit den Pfoten überall am anderen. Bóbó war nirgends zu sehen. Das war, milde gesagt, peinlich und absurd, daher drehte ich mich in der Tür um und ging nach vorn in die Küche. Es war beinahe zwei Uhr in der Nacht. Ich sah aus dem Küchenfenster, sah aber nichts draußen in der Dunkelheit, nur dass es sich vom Korridor hinter mir im Fenster spiegelte, wie Daisy Manni hinter sich aus dem Zimmer führte. Wenig später kam Bóbó nach vorn, er war nur auf dem Klo gewesen. Aber bevor wir irgendwelche Worte hatten wechseln können, wurde äußerst
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